Man hört es vor allem auf Weihnachtsmärkten - "Alle Jahre wieder" ist eines der bekanntesten deutschen Weihnachtslieder. Warum hat es von all den vielen Liedern gerade diese schlichte Weise zu solcher Popularität gebracht?
Von einem Pfarrer mit Herz für Kinder
Ob mit Text oder instrumental, ob traditionell oder verpoppt, dieses Weihnachtslied kennt jeder. Eine Art akustisches Ritual in dieser Zeit immer wiederkehrender, vertrauter und dadurch geliebter Handlungen. Wie wichtig Rituale sind in unserer schnelllebigen, kurztaktigen Zeit, das wissen vor allem Eltern. Kinder lieben sie, die immer gleichen, konstanten Abläufe, sie empfinden dabei Geborgenheit, Wärme, Stabilität.
Wilhelm Hey hat ein Herz für Kinder. Hauptberuflich ist er Pfarrer, zuerst im thüringischen Töttelstedt, ab 1827 als Hofprediger in Gotha, danach als Superintendent und Bezirksschulinspektor in Ichtershausen.
Doch all diese Ämter und Titel halten ihn nicht ab von seiner eigentlichen Berufung: er will das lebendige Christentum in die Welt tragen, sich sozial engagieren, den Gläubigen ihr Dasein erleichtern. Theologischer Rationalismus ist Wilhelm Hey ein Gräuel, nicht die verkopfte Lehre interessiert ihn, sondern das Werk an den Menschen. So gründet er eine Hilfskasse für Handwerker, ein Kinderheim für arbeitende Mütter und eine Fortbildungsschule für Lehrlinge.
Und er schreibt Fabeln, Fabeln für Kinder, ganze hundert an der Zahl. Über Raben, Pudel, Wandermänner, Lerchen und was sonst noch alles das Gemüt der Kleinen belebt und - beruhigt. Diesen Eindruck jedenfalls hinterlassen die vielen Gedichte und Liedtexte, vor allem Schlafliedtexte aus Wilhelm Heys Feder.
Heimelige Verse für Kinder des 19. Jahrhunderts
Heimelig klingen die Verse von Wilhelm Hey. Die Welt ist Mitte des 19. Jahrhunderts gerade für Kinder der Unterschicht hart genug, Hey will die Kleinen nicht aufregen oder verunsichern, sondern er will ihnen Trost schenken, Geborgenheit, nicht selbstverständlich für ein Kind in dieser Zeit. Gott ist darin der Hüter, der Wächter, der Beschützer und derjenige, der das Kind bedingungslos liebt. "Weißt Du wieviel Sternlein stehen" ist neben dem Weihnachtslied "Alle Jahre wieder" sicherlich das bekannteste des Pfarrers Wilhelm Hey.
Volkstümliche Vertonung von Friedrich Silcher
So volkstümlich das Gedicht, so volkstümlich auch die Vertonung von Friedrich Silcher. Eine Weise kann man es nennen, dieses schlichte Lied, eingängig und unkompliziert, ein Rhythmus, den jeder nachsingen kann, auch wenn er nicht weiß, was eine Punktierung bedeutet. Und so wie fast alle sich immer wieder auf Weihnachten freuen, die Christenheit, die Geschäftswelt, die Kinder, die Gläubigen und die Nicht-Gläubigen, so wird dieses Lieds auch immer wieder gesungen, auch wenn man sich eine Verszeile manchmal etwas mehr beherzigt wünschte: "still und unerkannt".