Reformationstag

500 Jahre evangelisches Gesangbuch. Johannes Schilling über Luther und die Musik

Stand
Interview
Tabea Dupree
Onlinefassung
Teodora Mebus

Das Gesangbuch kennen Christen als handlichen Gebrauchsgegenstand im Gottesdienst. Vor 500 Jahren von Martin Luther erfunden, prägt es bis heute die evangelische Kirche. Blickt man zurück, waren Gesangsbücher immer auch Spiegel der Gesellschaft, so Musikwissenschaftler Johannes Schilling. Zum Reformationstag am 31. Oktober spricht SWR2 mit ihm über sein Buch „Singt dem Herrn ein neues Lied. 500 Jahre evangelisches Gesangbuch".

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Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel und läutete damit die Geburtsstunde der evangelischen Kirche ein. Um die Jahreswende von 1523 und 1524 hatte er die Idee, Psalmen in deutsche geistliche Lieder umzudichten. So entstand das erste deutsche Gesangbuch.

Singen als Mittel der Reformation

Die Idee, mit der Gemeinde zu singen, war auch eine Folge von Luthers Kritik an der damaligen Kirche. Die Besucher wurden damit im Gottesdienst einbezogen, auf Augenhöhe mit dem Klerus gestellt. „Und weil alle getauften Christen an der Verkündigung teilnehmen, macht Luther die Lieder auch zu einem Instrument der Verkündigung.“

Der Gemeindegesang und die Beteiligung der Gemeinde im Gottesdienst ist Ausdruck der Tatsache, dass es keine Unterscheidung zwischen Klerus und Laien gibt, sondern dass alle getauften Christen an der Verkündigung teilnehmen.

Martin Luther komponierte und dichtete Kirchenlieder selbst. 1529 erschien das erste von Luther konzipierte Gesangbuch in Wittenberg. Im Laufe der Jahre sind neue Lieder dazugekommen, andere wurden umgeschrieben oder gestrichen. Dabei ging es um zeitgemäße Verständlichkeit und um eine Adaption an die aktuellen Verhältnisse. So waren Gesangbücher immer auch ein Spiegel ihrer Zeit.

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