Ein Weltstar aus kleinsten Verhältnissen
Geboren wird Errico Caruso am 25. Februar 1873 in Neapel in einfachen Verhältnissen als drittes der sieben Kinder von Anna und Marcello Caruso. Sein Vater ist Mechaniker, der Sohn will eigentlich in seine Fußstapfen treten. Die Mutter besteht allerdings auf eine schulische Ausbildung des Sohns. Das musikalische Talent wird entdeckt, als der Junge im Kirchenchor singt. Mit 16 Jahren nimmt er Gesangsunterricht bei Guglielmo Vergine, der Lehrer empfiehlt ihm, seinen Vornamen zu ändern: zum melodischeren „Enrico“.
Die ersten Engagements hat Caruso 1895 am Teatro Nuovo in Neapel. Er tourt durch verschiedene Häuser in Italien und macht auf sich aufmerksam. 1898 singt er den Grafen Loris in der Uraufführung von Giordanos „Fedora“. Am 26. Dezember 1900 debütiert er als Rodolfo in Giacomo Puccinis „La Bohème“ an der renommierten Mailänder Scala. Es dirigiert Arturo Toscanini.
In seiner Heimatstadt Neapel tritt Caruso zuletzt 1901 auf. Sein Auftritt in Donizettis „L'Elisir d'amore“ am Teatro San Carlo wird vom Publikum verhalten aufgenommen und von der Kritik verrissen. Daraufhin beschließt der Tenor, nie wieder in Neapel zu singen:
Enrico Caruso: Mythos und Legende
Die Stimme eines neuen Mediums
1887 hatte Emil Berliner das Grammophon und damit das erste massentaugliche Tonaufnahme- und -abspielgerät erfunden. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts waren Platten mit Operetten- und Opernarien aufgenommen worden, sie fanden aber keinen besonderen Absatz.
Carusos Stimme scheint hingegen für die Aufnahmen wie gemacht: Die charakterstarke Interpretation, der große Stimmumfang, die klaren, sanften Höhen und das sonore, nahezu baritonartige Timbre, mit dem Caruso seine Arien vorträgt, überzeugen die Musikproduzenten Fred und Will Gaisberg, die den Sänger an der Mailänder Scala hören.
Am 11. April 1902 singt Caruso erstmals eine Aufnahme auf Platte ein – für ein Gehalt von 100 Pfund Sterling. Er debütiert zum Zeitpunkt der Veröffentlichung am Londoner Opernhaus in Covent Garden. Ein Jahr später singt er erstmals an der New Yorker Met. Die Aufnahmen werden zum weltweiten Erfolg und machen den italienischen Sänger berühmt.
Der richtige Mann zur richtigen Zeit
Dank der Schallplatte avanciert Caruso zum ersten weltweit verfügbaren Sänger der Opernwelt. Der Aufstieg des Massenmediums macht ihn zum Multimillionär. Er ist auch der erste klassische Sänger, der in großen Arenen auftritt.
Er spielt in zwei Filmen unter anderem seine Paraderolle des Bajazzo aus Leoncavallos gleichnamiger Oper und singt 1910 bei der ersten Radio-Opernübertragung aus der Met. Im Laufe seines Lebens veröffentlicht der Tenor über 400 Arien auf Schellack, auch wenn er die Prozedur der Aufnahme als lästig empfindet.
Acht Jahre lebt Caruso unverheiratet mit der Sängerin Ada Giachetti, bevor er sie heiratet. Das Paar hat zwei Söhne: Rodolfo und Enrico, die Ehe scheitert wegen Carusos Affären. In zweiter Ehe heiratet er die amerikanische Millionärstochter Dorothy Park Benjamin.
Carusos Stimme überwindet Zeit und Raum
Im Spätherbst 1920 erkrankt Caruso an der Grippe, die zu einer anhaltenden Rippenfellentzündung wird. Er weigert sich, einen Arzt zu konsultieren, obwohl er während einer Vorstellung Blut hustet. Sichtlich geschwächt tritt er ein letztes Mal am Heiligabend 1920 in Halévys „La Juive“ auf. Er kann sich nur am Arm seiner Bühnenpartnerin aufrecht halten.
Caruso stirbt am 2. August 1921 im Grand Hotel Vesuvio in seiner Heimatstadt Neapel. Er ist 48 Jahre alt. Sein Tod wird weltweit betrauert. Italiens König Viktor Emmanuel II. lässt seinen Leichnam in der königlichen Kirche San Francesco di Paola aufbahren.
Der Name Enrico Caruso hat auch hundert Jahre nach seinem Tod nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt. Mehrfach wurde sein Leben verfilmt. Im Königspalast seiner Heimatstadt Neapel wird in diesem Sommer ein Museum zu Ehren des 150. Geburtstages des Ausnahmesänger eröffnet. Carusos unverwechselbare Stimme, sie begeistert bis heute.