Michael Jackson bringt die Leute zum Tanzen
Drei Sekunden genügen, und jeder und jede weiß: Michael. „Billie Jean“. Der Hit über eine manische Verehrerin, die den Star hetzt und behauptet, er sei der Vater ihres Kindes: ein Song, der wie viele auf „Thriller“ einfach alle zu erreichen schien, Alter und Geschmack egal
Und das trotz des überlangen Intros. „In der Zeit kann ich mich ja rasieren!“, protestierte Produzent Quincy Jones. Aber Jackson beharrte: Das bringe die Leute zum Tanzen.
Mit 23 war Michael Jackson schon ein Showbiz-Veteran
Jones gab nach. Er kannte ja seinen Klienten Jackson, der damals erst dreiundzwanzig war und doch Showbiz-Veteran, nach der Kindheit mit den Jackson Five und der erfolgreichen Solo-LP „Off The Wall“.
Ein fantastischer Sänger, der die hochemotionalen Vocals zu „Billie Jean“ beim ersten Anlauf in einem Rutsch ablieferte. Quincy Jones buchte erfahrene Songautoren für ihn, konzipierte Stilvielfalt für alle Käuferschichten und eine Gästeliste von Paul McCartney bis Eddie Van Halen.
„Beat It“ mit Gitarrensolo von Van Halen
Stargitarrist Van Halen war verdutzt, dass Jackson, der Discoknabe, ihn, den Hardrocker wollte. Doch er kam und hinterließ gratis auf mehreren Spuren ein Gitarrenfeuerwerk, aus dem Jones und Jackson dann das legendäre „Beat It“-Solo zusammenschnitten.
Michael Jackson selbst erlebten die meisten Mitwirkenden kaum. Er hatte ein Ohr auf alles, übte aber meist in einer Ecke seine Tanzschritte.
Wenn Jackson sang, waren nur Quincy Jones und der Tonmeister da. Und übrigens nie Textzettel oder Notizen: Seine Songs kannte er, bei den fremden nahm er die Demokassetten mit nach Hause und lernte über Nacht alles auswendig.
Die Synthesizer-Fanfare aus „1999“ von Prince beeinflusste zum Schluss noch den Titelsong
Sie feilten bis zum Schluss. Der Titelsong war quasi fertig, Horror-Schauspieler Vincent Price als Sprecher fürs Finale engagiert.
Da erzählte Quincy Jones dem Autor des Songs, Rod Temperton, von einem neuen Underground-Sänger, der so eine tolle Synthesizer-Fanfare auf seiner Platte habe.
Er meinte „1999“ von Prince. Ob man sowas nicht noch einbauen könne, gern noch größer? Man konnte - und so bekam „Thriller“ seinen bombastischen Anfang.
„Thriller“ ist ein Hybrid wie Michael Jackson selbst
„Thriller“ ist eine Melange aus Soul und Disco, Rock und Po. So hybrid wie Michael Jackson selbst: schwarz und weiß, erwachsen und kindlich, noch nicht so gebrochen wie später, noch nicht unter Verdacht.
Ein Wunderknabe für alle, der, wenn er tanzte, selbst die Schwerkraft zu überwinden schien. Heute sind Musikmarkt und Medienlandschaft zu zersplittert, als dass ein Künstler das globale Publikum nochmal so bündeln könnte wie Michael Jackson vor vierzig Jahren.
Finanziell und künstlerisch ein Monstererfolg
Als das Album nach zig Wochen in den Top Ten naturgemäß allmählich abstieg, legte er das viertelstündige, beispiellos teure Zombie-Video zum Titelsong nach. Dadurch wurde „Thriller“ nach 1983 auch 1984 die erfolgreichste LP der Welt.
Es war ein Monstererfolg, von dem sich Michael Jackson nie mehr erholen sollte. Und der immer noch klingt wie ein Geschenk aus purem Pop.