Mehr als nur Musikvideos
Ein Sender, der nur Musikvideos sendet? Das war 1981 eine Sensation. Innerhalb kürzester Zeit konnte sich MTV als Marke etablieren und es entwickelten sich über 50 Ableger des Senders.
Nachdem in den Anfangstagen ausschließlich Musikvideos ausgestrahlt wurden, erweiterte der Sender sein Repertoire schnell um Musiknachrichten, Chartshows und eigene Formate. Live-Berichterstattungen von Festivals und Konzerten gehörten bald ebenso zum Portfolio wie Lifestyle-Magazine, Reality-Shows und eigene Serien.
MTV als Karrieresprungbrett
Viele Karrieren fanden ihren Anfang bei MTV: Wurde ein Musikvideo auf dem Sender hoch und runter gespielt, wurden die Songs häufig zu Hits und die Popularität der Künstler*innen stieg rasant. Auch Live-Auftritte in MTV-Formaten waren begehrte Karrieresprungbretter.
In der heutigen Zeit, in der neue Musik im Netz jederzeit streambar ist und Künstler*innen sich bei der Werbung für ihre neuen Alben eher auf Streamingdienste und soziale Netzwerke konzentrieren, hat das Musikvideo eine andere Bedeutung bekommen. Heutzutage ist es für viel mehr Künstler*innen auf der ganzen Welt überhaupt erst technisch und finanziell möglich, eigene Musikvideos zu produzieren und diese eigentständig auf Online-Plattformen wie Youtube zu veröffentlichen.
Anlässlich des 40. Geburtstags von MTV haben wir zehn besonders ikonische Musikvideos zusammengestellt.
The Buggles — Video killed the radio star (1981)
Der Buggles-Song mit dem selbsterklärenden Titel war das erste Musikvideo, das auf MTV gesendet wurde und damit gleichsam eine neue Ära für Musik und Fernsehen einläutete. Doch MTV war nicht von Anfang an ein Erfolg: Zum Sendebeginn konnte der Sender nur aus einem Pool von 168 Musikvideos schöpfen, außerdem empfingen nicht mal eine Million Haushalte in Amerika den Sender.
Erschwerend kam hinzu, dass die meisten Musikvideos zu Beginn der 1980er Jahre Zusammenschnitte von Live-Konzerten oder Archivmaterial waren. Erst als die Popularität des Senders wuchs und die Musikindustrie das Potenzial von Musikvideos erkannte, wurden mehr Musikvideos gedreht.
Madonna — Vogue (1990)
Mit ihrem Musikvideo zu „Vogue“ machte Madonna im Jahr 1990 den Tanzstil „Voguing“, der seinen Ursprung in der schwarzen queeren Szene New Yorks hat, weltbekannt.
Der Song thematisiert Ideale und Selbstverwirklichung und das erotische Musikvideo, in dem sich Madonna besonders freizügig und lasziv inszeniert, wurde viel diskutiert — und wird vor dem Hintergrund einer möglichen kulturellen Aneignung durch die Künstlerin noch weiter diskutiert.
Nirvana — The man who sold the world (MTV Unplugged 1993)
Die Konzertreihe „MTV Unplugged“ gilt als erfolgreichster Exportschlager des Musiksenders. Zahlreichen Musiker*innen wurde im Laufe der Jahre die Ehre zu teil, unter Produktion von MTV ein eigenes Unplugged-Konzert aufnehmen zu können.
Das zum Nirvana-Konzert zugehörige Live-Album erschien sieben Monate nach Kurt Cobains Suizid und wurde zu einem Welterfolg. Markant ist, dass Nirvana bei der Show vor allem auf unbekanntere Stücke setzten und keine Hits wie „Smells like teen spirit“ spielten.
Eurythmics — Sweet Dreams (1983)
Der Song entstand am Tag der Trennung zwischen Annie Lennox und Dave Stewart. Die surrealistische Gestaltung des Clips gilt als stilbildend und dasVideo ist bis heute eines der meistgespielten Musikvideos bei MTV. Bei der Verleihung der ersten MTV Video Music Awards gewann es zudem einen der begehrten Preise.
Queen — I want to break free (1984)
Das Musikvideo, das die britische Fernsehserie „Coronation Street“ parodiert, zeigt in einigen Einstellungen die Bandmitglieder von Queen in Frauenkleidern. Außerdem sieht man Freddie Mercury Ballett tanzen — ein Skandal für die breite Öffentlichkeit.
Ursprünglich boykottierte der amerikanische MTV-Sender das Video, zeigte es aufgrund des enormen Erfolgs des Songs später doch.
Blink 182 — All the small things (1999)
Das Musikvideo der Punkband Blink 182 ist eine groß angelegte Parodie auf die zur damaligen Zeit populären Boybands und Popstars. In zahlreichen verschiedenen Settings stellen die Bandmitglieder andere Musikvideos nach.
Aufs Korn genommen werden unter anderem Britney Spears, Christina Aguilera, die Backstreet Boys und N*Sync.
Beyoncé — Single Ladies (2008)
Im Fokus des in schwarz-weiß gehaltenen Musikvideos zu Beyoncés Welthit „Single Ladies“ steht die Sängerin selbst, die gemeinsam mit Tänzerinnen eine Choreographie tanzt. Faszinierend sind die Einstellungen und das Set-Design, die eine räumliche Orientierung für die Zuschauer*innen unmöglich machen.
Der Song sorgte vor allem bei den Video Music Awards 2009 für einen denkwürdigen Abend: Als Taylor Swift den Preis für das beste Video erhielt, stürmte Rapper Kanye West auf die Bühne, entriss ihr das Mikrofon und verkündete, dass Beyoncé mit „Single Ladies“ eines der besten Videos aller Zeiten gemacht hätte. In diesem Zuge würde auch über die mögliche Diskriminierung von schwarzen Künstler*innen bei Preisverleihungen diskutiert.
Foo Fighters — Learn to Fly (1999)
Das humoristische Video der amerikanischen Rockband spielt in einem Flugzeug, in dem Frontmann und Ex-Nirvana-Drummer Dave Grohl alle Haupt- und Nebenrollen spielt. Vom Piloten bis zum Steward, von einem Teenie-Mädchen bis hin zur alten Dame: Dave Grohl spielt alles — sogar sich selbst.
Einen Gastauftritt hat neben den anderen Bandmitgliedern der Foo Fighters auch der Schauspieler und Musiker Jack Black.
Peter Gabriel — Sledgehammer (1986)
Einen bis heute ungebrochenen Rekord stellte Peter Gabriel mit „Sledgehammer“ bei den MTV Video Music Awards 1986 auf: Mit 9 gewonnenen Preisen ist das teil-animierte Video bis heute Spitzenreiter.
Der Text zum Song stellt ein Mosaik aus sexuellen Anspielungen dar und die Musik wurde inspiriert von John Coltranes „Chronic Blues“.
Sinead O'Connor — Nothing compares 2 you (1990)
Erst durch das Cover von Sinead O'Connor wurde der ursprünglich von Prince geschriebene Song zum Hit. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte das minimalistisch gehaltene Video, bei dem die Sängerin weitgehend im Close-Up zu sehen ist. Im Vordergrund stehen ihre Emotionen und Gefühle.
Michael Jackson - Thriller (1982)
Der Meilenstein unter den Musikvideos: Das legendäre Video zu „Thriller“ ist mit seinen 13 Minuten Länge eher ein Film als ein Musikclip und galt zur damaligen Zeit mit einem Budget von 500.000 Dollar als teuerstes und aufwändigstes Musikvideo.
Das Video ist mit zahlreichen Anspielungen auf Horrorfilme gespickt und wurde häufig erst nach 22 Uhr gezeigt, weil es als besonders gruselig galt.