Zwei Stühle, ein Günther Jauch vor blau-lila-rosa Logo und die Chance auf eine Million Euro. An dem Erfolgsrezept hat sich in 25 Jahren nichts geändert. Seit der ersten Sendung begrüßt die ikonische Fanfare als Erkennungsmelodie.
Schon zum Start von „Wer wird Millionär?” im Jahr 1999 nannte Jauch das Format „statisch und Steinzeitfernsehen“. Nun wird das Steinzeitformat am 3. September ein viertel Jahrhundert alt.
Die Hauptzutat des Erfolgsrezepts bleibt Jauch
Die bis zu 7,58 Millionen Zuschauer zum Start empfand Jauch damals Champions League-Niveau. Typisch, dass er es auf das gute Sendungskonzept schob. Aussagen, dass daher statt dem Moderator auf dem Stuhl auch ein Besenstiel sitzen könne, passen zu seinem gewohnten Understatement.
Die Chancen hier Millionär zu werden, sind höher als im echten Leben. Statistisch gesehen liegt sie für die Teilnehmenden bei etwa einem halben Prozent. Die Chancen auf gute Einschaltquoten lagen hingegen schon immer höher. Das hat verschiedene Gründe.
Günther Jauch war immer die Hauptzutat des Erfolgsrezeptes, der eigentliche Joker der Sendung, der Liebling der Fernsehnation: mal lausbubenhaft, mal ernst, nie um eine Pointe verlegen, immer oberhalb der Gürtellinie und stets begleitet von einem treuherzigen Jauch-Blick.
Seine Kunst liegt in der Zurückhaltung. Er ist ein Meister der Unaufdringlichkeit und vereint dabei die Leichtigkeit eines Entertainers mit der Ernsthaftigkeit eines Journalisten.
Eine Talkshow gepaart mit Quizfragen
Die Grundformen im Quiz sind seit der Erfindung unverändert: Einer fragt, der andere antwortet. „Wer wird Millionär?“ mag auf den ersten Blick lediglich eine Quizshow sein, doch sucht Jauch nicht nur nach dem Wissen der Kandidaten, sondern auf besondere Art auch nach ihren Emotionen.
Mit einem untrüglichen Gespür für Timing und Pausen lässt er Spannung in Unterhaltung übergehen und so das Format über 25 Jahre am Leben. Für Medienwissenschaftler Dr. Gerd Hallenberger ist das Format eher eine Talkshow, bei der Quizfragen gestellt werden.
Erfolg hat wer zum klassischen Kanon auch Populärwissen aufweisen kann
Der Erfolg liegt eben auch im Konzept der Sendung, im erweiterten Verständnis von Bildung. Statt nach Schulfächern wie Naturkunde und Mathematik wird hier eher nach Alltagswissen, Geografie, Literatur und Massenmedien gefragt.
Das Bildungsgut des Quizshow-Wissens ist eine Mischung aus dem klassischen Kanon und Populärwissen. Forscher sahen in einer Untersuchung darin einen „emanzipatorischen Aspekt“ – nur wer liest und fernsieht, kommt weiter. Eine Sendung, wie gemacht fürs Volk.
Hier kann man Wissen direkt zu Geld machen
Für den Kulturwissenschaftler Joachim Landkammer stellt „Wer wird Millionär?“ ein Spiel mit dem Bildungswissen dar. Oftmals ist der Nutzen von intellektuellem Wissen im Ungewissen, hier ist er klar.
Ob im Erfolg der Sendung auch eine indirekte Kritik an Wissenseliten steckt? Auch wenn Lexika und Atlanten unterstützen, verhilft nur transdisziplinäres Wissen demokratischer Weise bei dieser Prüfung zum Erfolg. Wobei man auch zu Hause am Bildschirm eine Wissensgrundlage braucht.
Jauch ist auch Anwalt des Publikums
Die riskanten Ratesituationen der Kandidaten konnte von jedem Zuschauer durchlebt werden. Dabei hilft Günther Jauch, denn er ist nicht nur Gastgeber, sondern auch Anwalt des Publikums. Er stellt die Fragen, die sich die Zuschauer selbst stellen würden, wenn sie anstelle des Kandidaten säßen.
Die Süddeutsche Zeitung schrieb zum Sendebeginn damals über ihn treffend: Er unterstützt die Hilflosen, er schützt die Zocker und bremst die Überheblichen. Es ist, als würde er dem Kandidaten und den Zuschauern damals wie heute sagen: „Kommt schon, ihr schafft das!“. Und das vermutlich noch die nächsten 25 Jahre.