Der Feminismus sei die erfolgreichste soziale Bewegung aller Zeiten, Grund zum Ausruhen gebe es allerdings nicht, meint Stefanie Lohaus in ihrem neuen Buch „Stärker als Wut“. Darin beschreibt sie die Geschichte des deutschen Feminismus seit den Achtzigern und wagt eine Diagnose der gegenwärtigen Situation.
Feminisismus braucht langen Atem
Natürlich habe der Feminismus schon viel bewirkt, sagt Lohaus im Interview mit SWR2. Aber mindestens genau so viel gebe es noch zu verbessern. Immer noch würden Führungspositionen mehrheitlich durch Männer bekleidet. Und sie selbst habe in ihrem Leben immer wieder die Erfahrung von Sexismus gemacht. „Das dauert eben seine Zeit“, so Lohaus. Der lange Atem gehöre als Feministin dazu. „Ich habe mich abgefunden damit, dass das so ist, wie den Kölner Dom zu bauen.“
„Schwach ausgeprägte Fehlerkultur“ unter Feministinnen
Kritik spart sie in ihrem Buch nicht aus, auch nicht an der eigenen Bewegung. So bemängelt sie etwa eine „schwach ausgeprägte Fehlerkultur“ unter ihren Mitstreiterinnen. DEN Feminismus gebe es schließlich nicht, sagt sie, nur verschiedene Feminismen. Da sei es wichtig, dass man über die verschiedenen Ansichten nicht das gemeinsame Ziel aus den Augen verliere. „Mit Vielfalt konstruktiver umgehen“, darum gehe es, meint Lohaus.
Mehr Positionen zum Feminismus
Hörspiel Virginie Despentes: Liebes Arschloch
Rotzige E-Mail-Korrespondenz zwischen einer Schauspielerin, einem stalkenden Autor und einer feministischen Internetaktivistin über aktuelle Reizthemen.
Buchkritik Sophie Passmann – Pick Me Girls
In ihrem neusten Buch „Pick Me Girls“ outet sich Sophie Passmann als „Pick Me Girl“. Sie schreibt über ihren Körper, ihr Selbstbild, ihre Essstörung und bekennt sich zu Botox, zur Sehnsucht als attraktiv wahrgenommen werden zu wollen und beschreibt sich als unsichere Frau. Ein provokantes Buch, das irritiert.
Rezension von Nina Wolf.
Kiepenheuer und Witsch Verlag, 224 Seiten, 22 Euro
ISBN 978-3-462-00420-5
Jubiläumsausgabe der Comic-Anthologie 20 Jahre „Spring“ – Das Comic-Magazin hat Zeichnerinnen in der Szene etabliert
Beim Magazin „Spring“ gehe es nicht nur um eine Vielzahl an graphischen Erzählungen und Illustrationen, sondern auch darum, sich zu vernetzen, auszutauschen und vor allem um Solidarität unter Zeichnerinnen, sagt die Illustratorin Larissa Bertonasco. Das Magazin erscheint jährlich zu einem Thema. „Togetherness“ lautet das Motto der diesjährigen 20. Jubiläumsausgabe. Den genau darum gehe es den Zeichnerinnen. 20 Illustratorinnen haben das Motto frei interpretiert. „Für mich war es das zusammen Abhängen“, sagt Larissa Bertonasco, eine der Künstlerinnen und Mitgründerin der Publikation. „Togetherness“ bedeute für sie „Zeit zusammen zu verbringen als Zeichen der Freundschaft“.
Eine Plattform für Zeichnerinnen
Larissa Bertonasco ist seit der ersten Ausgabe dabei, die vor 20 Jahren erschienen ist. Damals sei die Comicszene sehr stark männerdominiert gewesen, erklärt sie in SWR2. Für sie und die anderen Mitgründerinnen war es daher wichtig, eine Plattform „vor allem für Zeichnerinnen“ zu schaffen, auf der sie sich vernetzen und gesehen werden können. Die Gruppe besteht von Anfang an aus Frauen und sei ein Netzwerk für Zeichnerinnen aus dem deutschsprachigen Raum.
„Spring“ als Vorbildfunktion
Im Laufe der Jahre habe sich einiges für Zeichnerinnen zum Positiven verändert, sagt Bertonasco. So seien Illustratorinnen „viel sichtbar geworden“. Nichtsdestotrotz sei es immer noch wichtig sich als Künstlerinnen, weiterhin „gegenseitig zu unterstützen“. Die Künstlerinnen verdienen persönlich kein Geld durch die Publikation von „Spring“, „wir wollen eher eine Vorbildfunktion haben“, sagt Bertonasco. Ihr Ziel: Der Welt zu zeigen, wie sie als Kollektiv arbeiten.
Feministisches Magazin in der Krise „Missy Magazine“-Herausgeberin: Sofort reagieren, sonst droht das finanzielle Aus
Trotz gelungener Rettung: Feminismus und und Popkultur haben es nicht leicht auf dem schwächelnden Zeitschriftenmarkt, auch wenn das Gespür für Trends jenseits des Mainstreams stimmt.
Feminismus Feministische Ikone und Reizfigur zugleich – Alice Schwarzer wird 80
Alice Schwarzer polarisiert wie kaum eine andere. Mit ihren unnachgiebigen Positionen zu den Fragen der Gegenwart – Kopftuch, Prostitution, Queer-Feminismus – hat sie sich ins Abseits aktueller feministischer Debatten manövriert. Für die Frauenbewegung der 70er-Jahre hat sie hingegen Außerordentliches geleistet.