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Propaganda in der Schule: Russland schreibt Geschichtsbücher um

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Frauke Oppenberg

Zum Beginn des Schuljahrs gibt es in Russland neue Schulbücher, die das Geschichtsbild propagandistisch verzerren. „Das russische Regime hat die Jugend immer im Blick“, sagt Thomas Franke, Autor des Sachbuches „Jenseits von Putin. Russlands toxische Gesellschaft“. „Jugendarbeit ist eine Investition in die Zukunft, und das hat dieses Regime massiv die letzten Jahre gemacht.“

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Die russische Propaganda wirke bei den Jugendlichen, denn die Rebellion, von der man bei Jugendlichen reden können, richte sich dort gegen Feindbilder, also gegen den Westen. Und das werde immer aggressiver, in der Organisation Junarmija (deutsch: Jugendarmee) würden eine Millionen junge Kinder und Jugendliche paramilitärisch ausgebildet. Das sei laut Franke die „Krönung“ von Putins Jugendarbeit: „Die sind auf Egoismus getrimmt, die sind gewaltbereit, die sind auf Hass getrimmt, da wird ein Todeskult gepflegt, und dem treten ganze Schulklassen bei.“

Auf Dauer zeichnet Franke ein düsteres Bild: „Viele Jugendliche erleben frühzeitig eine große Frustration. Sie erleben, dass sie nichts ändern können, dass diese Gesellschaft so ist wie sie ist, und bei vielen verfängt das“, so Franke.

Das führe dazu, dass man es mit einer Gesellschaft in Russland zu tun habe, die sehr durchdrungen sei von Propaganda und von einem großen Nichtwissen, wenn es um Fakten gehe. Die mittlerweile seit Jahrzehnten andauernde Indoktrination sorge für eine auf Linie getrimmte Gesellschaft, die von Angst durchdrungen sei – und das sei gut für das Regime, so Franke.

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