Anfang August verwandeln sich weite Teile des Hunsrücks in Techno City. Zehntausende Raver kommen zum Festival „Nature One“ auf die ehemalige US-Raketenbasis Pydna. Was heute ein Ort zum Feiern und Tanzen ist, war jahrzehntelang ein zentraler Schauplatz des Kalten Krieges.
60.000 Techno-Fans kommen jährlich in den Hunsrück
Seit 1996 heißt es auf der Pydna: abfeiern statt aufrüsten. Mit dem Techno-Festival „Nature One“ kommen jährlich rund 60.000 Techno-Fans in den Hunsrück, um ein Wochenende lang zur Musik der weltweit gefragtesten DJs der Szene zu tanzen.
Dass das Festivalgelände auf der so genannten Pydna jahrzehntelang ein zentraler Schauplatz des Kalten Krieges war, können die Raver bei lauten Bässen und grellen Laser-Shows leicht vergessen.
Radiobeitrag zur Geschichte der „Nature One“:
Ort der atomaren Bedrohung
Ende der 60er Jahre – mitten im Kalten Krieg – bezog die U.S. Army das Areal bei Kastellaun im Hunsrück.
Der Nato Doppelbeschlusses im Dezember 1979 zur Kontrolle von atomaren Mittelstreckenraketen hatte für die Soldaten und die Bevölkerung in der Umgebung große Konsequenzen: Fast 100 Marschflugkörper mit Atomsprengköpfen sollten auf der Pydna stationiert werden. Die Sprengkraft wäre verheerend gewesen.
ARD Mediathek: Episode "Nature One" aus der mehrteiligen SWR-Doku "Technohouse Deutschland"
Aktive Friedensbewegung
Um dies zu verhindern, haben sich Kriegsgegner im Hunsrück vernetzt. Ab 1985 hatten sie eine dauerhafte Mahnwache an der Hunsrückhöhenstraße bei der Abfahrt zur Pydna eingerichtet.
Die Transparente mahnten: Hier wird Krieg vorbereitet. Die Friedensbewegung besteht bis heute, auch wenn bereits 1991 die letzten Kampfflugzeuge die Region verlassen haben. Fünf Jahre später wurde die Pydna unter dem Motto „Open Air 96“ erstmals Schauplatz der „Nature One“.
Musik 25 Jahre „Nature One“: Stimmung wie in der Anfangszeit
Der Kalte Krieg war vorbei, der Osten hatte sich geöffnet, „Peace-Stimmung“ überall. Daraus entstand elektronische Musik und im Hunsrück eines der wichtigsten Elektro-Festivals: Die „Nature One“. 1998 hatte Matthias Wunderlich die erste „Hymne“ des Festivals komponiert und produziert, jetzt berichtet er im Gespräch mit SWR2 von seinem Besuch bei der 25. Ausgabe des elektronischen Musikfestivals. Im Lauf der Jahre habe sich viel verändert, meint Wunderlich: Mehr Bühnen, mehr DJs und mehr unterschiedliche Musikrichtungen, aber der Geist sei immer noch der gleiche. „Die coole Stimmung, die Vibes, die wir damals hatten, es war wirklich so wie früher“.
Dauerregen kein Problem für das Festival auf der Pydna NATURE ONE 2023 - Alle Infos zum Techno-Festival im Hunsrück
Am ersten Augustwochenende verwandelt sich die ehemalige Raketenbasis Pydna im Hunsrück wieder in eine Techno-Hochburg. Laut Veranstalter ist Dauerregen kein Problem für das Festival.