Die Flötistin Maryja Kalesnikawa, Kopf der Demokratie-Bewegung in Belarus, wurde 2021 wegen „versuchter Machtergreifung“ zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. „Es bleibt die Hoffnung, dass sich ihr Kampf für Freiheit und Menschenrechte am Ende auszahlt“, sagt die Musikerin Viktoriia Vitrenko im Gespräch bei SWR2.
Vor vier Jahren, am 9. November 2019, fand Maryja Kalesnikawas letztes Konzert als Flötistin mit dem Trio „vis-à-vis“ im baden-württembergischen Schorndorf statt.
Maryja Kalesnikawa gehörte zum Kopf der Demokratie-Bewegung in Belarus, hatte sich am Wahlkampf beteiligt und eine neue Partei gegründet. 2021 wurde sie wegen „versuchter Machtergreifung“ zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Ihre Freundin, die Sängerin und Dirigentin Viktoriia Vitrenko, hat seit Monaten kein Lebenszeichen von Maryja Kalesnikawa erhalten. Die beiden Künstlerinnen hatten in Stuttgart die Initiative „Inter Akt“ gegründet.
Kontakt ist abgebrochen
„Auch Maryjas Schwester und andere Familienangehörige haben seit Anfang des Jahres nichts mehr von ihr gehört“, sagt Viktoriia Vitrenko im Gespräch bei SWR2. Tatsiana Khomich, die Schwester Maryja Kalesnikawas, kämpft aus dem Exil heraus für die Freilassung ihrer Schwester.
„Für die Oppositionellen in Belarus ist dieser Kampf gerade kaum möglich“, so Viktoriia Vitrenko. Umso wichtiger sei es, dass sich Politik und Kulturszene in Europa weiterhin für die Gefangenen einsetzten.
„Mahnwachen oder Gedenkveranstaltungen halten die Erinnerungen an Maria am Leben.“ Dieses Gedenken dürfe nicht nachlassen, so Viktoriia Vitrenko. „Es bleibt die Hoffnung, dass Maryja und die vielen anderen gefangenen Oppositionellen noch leben und dass sich ihr Kampf für Freiheit und Menschenrechte am Ende auszahlt.“
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Viktoriia Vitrenko ist eine vielseitige Sängerin, Dirigentin und Kulturaktivistin. Nachdem sie Dirigieren an der National Musikakademie der Ukraine studiert hatte, zog sie 2015 nach Stuttgart, um hier ihre Ausbildung in Chordirigieren und Gesang zu vertiefen. Ihre „kleinen Schätze“ sind ein historisches Buch über die Ukraine sowie Kaffeebohnen, deren Duft sie an ihre Verbindung mit Deutschland erinnert.