Zeltschulen in Syrien?

„Die Generation, die das Land wieder aufbaut, darf nicht aus Analphabeten bestehen“

Stand
Das Interview führte
Bernd Lechler
Interview mit
Jacqueline Flory

Jacqueline Flory organisiert Bildungsangebote für Kinder, die wegen des Bürgerkriegs fliehen mussten. Nach dem Sturz Assads plant sie, ihre Zeltschulen nach Syrien zu verlegen und hofft, damit einen Beitrag für einen demokratischen Wiederaufbau des Landes leisten zu können.

Freude und die Verheißung, dass eine neue bessere Zeit anbricht – diese Stimmung herrscht derzeit in den Flüchtlingscamps, in denen Jacqueline Flory mit ihrem Verein „Zeltschulen e.V.“ Schulen aufgebaut hat.

180.000 Mädchen und Jungs werden dort täglich gemeinsam nach syrischem Lehrplan unterrichtet. Lehrkräfte sind selbst syrische Geflüchtete, die unter dem Regime des Diktators Baschar al-Assads ihren Beruf nicht mehr ausüben durften.

Jacqueline Flory, die Gründerin des Vereins Zeltschulen e.V.
Jacqueline Flory, die Gründerin des Vereins Zeltschulen e.V.

Bildungsprojekte in Krisenregionen

2016 hat Flory den gemeinnützigen Verein gegründet und im selben Jahr die erste Schule eröffnet. Seither organisiert sie in Flüchtlingscamps und in Syrien selbst Bildungsangebote für Kinder sowie Alphabetisierungskurse für Frauen, aber auch Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung.

Finanziert wird der Verein allein durch private Spenden, da nur so die Unabhängigkeit von der syrischen und libanesischen Regierung gesichert sei.

Wiederaufbau Syriens durch Bildung sichern

Nach dem Sturz Assads plant Flory in Absprache mit den Camp-Bewohnern und lokalen Verantwortlichen, die Zeltschulen in den Flüchtlingscamps abzubauen und nach Syrien zu verlegen. Kinder könnten auf diese Weise weiter unterrichtet werden, bis die Infrastruktur in Syrien wieder aufgebaut sei, so die Vereinsgründerin.

Die Generation, die das Land wieder aufbaut, darf nicht eine Generation von Analphabeten sein.

Die Rebellengruppe HTS um Anführer Abu Muhammad al-Dscholani hat „Zeltschulen e.V.“ in den vergangenen Jahren in der Region Idlib beim Aufbau von Schulen nicht behindert. Die bisherigen Erfahrungen seien positiv, sagt Flory.

Ihr dringendstes Anliegen sei es zu vermitteln, dass Syrien jetzt mehr Hilfe denn je brauche. Ausreichende Spenden für Bildung seien aus ihrer Sicht entscheidend dafür, dass ein möglichst demokratischer Wiederaufbau Syriens gelinge.

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