In seiner Antrittsrede vor dem Kapitol hatte Biden zuvor das Land zur Einheit aufgerufen. "Das ist der Tag der Demokratie, ein Tag der Geschichte und Hoffnung", sagte Biden. Er versprach einen entschlossenen Kampf gegen Rassismus und "inländischen Terrorismus". Es sei eine hoffnungsvolle Rede gewesen, die in die Geschichsbücher eingehen werde, sagt die Historikerin Britta Waldschmidt-Nelson in SWR2.
Außerdem will der neue US-Präsident in seiner Amtszeit das Verhältnis mit den Verbündeten der USA reparieren. Unter seiner Führung werde sich Amerika wieder dafür einsetzen, gemeinsam mit den Partnern den globalen Herausforderungen zu begegnen, so Biden in seiner Ansprache vor dem Kapitol.
Amanda Gorman und Lady Gaga begeistern
Die große Überraschung der Feierlichkeiten war die 22-jährige Lyrikerin Amanda Gorman, die als jüngste „inaugural poet“ überhaupt mit ihrem Gedicht zur Amtseinführung für Gansehaut sorgte.
Die Nationalhymne wurde von Lady Gaga gesungen. Ihren Auftritt bezeichnet SWR2 Redakteur Rainer Volk als Gesamtkunstwerk, „vom leuchtend-roten Rock über den blonden Dutt bis zum letzten Akkord, der die Nationalhymne als Blues verklingen ließ.“ Auch Jennifer Lopez hatte einen überzeugenden Auftritt mit dem Lied „This Land is your Land“.
Bidens Antrittsrede sehen:
Zuvor hatte Vizepräsidentin Kamala Harris ihren Amtseid auf den Stufen des Kapitols abgelegt, als erste Frau in diesem Amt.
Donald Trump blieb der Zeremonie fern
Bidens Vorgänger, der Republikaner Donald Trump nahm wie angekündigt an den Feierlichkeiten am Parlamentsgebäude nicht teil. Schon vor der Zeremonie verabschiedete er sich auf dem Gelände des Militärflughafens Andrews von seinen Anhängern. Vor dem Kapitol blieb es ruhig, befürchtete Ausschreitungen von Trump-Anhängern blieben aus.
Frierender Bernie Sanders wird auf Twitter gefeiert
Die Zeremonie wurde in den Sozialen Medien und vor allem natürlich auf Twitter begleitet und kommentiert. Neben der jungen Dichterin Amanda Gorman erhielt dabei der Demokrat Bernie Sanders große Aufmerksamkeit: er saß mit dicken Strickhandschuhen auf seinem Stuhl und fror offensichtlich sehr.
Sein Foto wurde bereits künstlerisch bearbeitet:
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Vorwiegend optimistische Stimmen aus Deutschland zum neuen Präsidenten
Politiker und Experten aus Deutschland äußerten sich vor der Amtseinführung überwiegend erleichtert und optimistisch zum neuen US-Präsidenten Joe Biden. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Norbert Röttgen (CDU), hofft auf eine bessere transatlantische Partnerschaft, gibt aber auch zu bedenken, dass bisherige Streitpunkte wie das Zwei-Prozent-Ziel der Nato oder die Ablehnung von Nord Stream 2 auch unter Joe Biden blieben.
Auch der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, erwartet, dass der Streit mit den USA um Verteidigungsausgaben und Handelsfragen nicht lange auf sich warten lassen werde, auch wenn Biden ein sympathischer und umgänglicher Politiker-Typ sei. Denn auch Joe Biden wolle eine Außenpolitik für die amerikanische Mittelklasse, von der der normale amerikanische Bürger profitieren könne.
Franklin D. Roosevelt - erster US-Präsident, der im Januar vereidigt wurde
Die erste Amtseinführung eines US-Präsidenten im Januar gab es übrigens vor 84 Jahren und fand auch an einem 20. statt: Am 20. Januar 1937 legte Franklin D. Roosevelt den Eid für seine zweite Amtsperiode als US-Präsident ab. Vorher hatte die Amtseinführung am 4. März stattgefunden. Den längeren Zeitraum zwischen Wahl und Amtseinführung hatte man zu Postkutschenzeiten gebraucht, um alle Wahlmännerstimmen nach Washington zu bringen.