Als im November 2002 ein 33 Jahre alter Koch mit trockenem Husten und hohem Fieber in ein Krankenhaus im chinesische Heyuan eingeliefert wird, ahnt noch niemand die Tragweite seiner Krankheit.
Eine neuartige Krankheit namens SARS stellt die Mediziner vor Rätsel
Bei der Verlegung ins städtische Krankenhaus infiziert der Mann den Fahrer des Krankenwagens und acht Klinikangestellte. Sein Zustand verschlechtert sich, die Ärzte sind alarmiert. Die Einschätzung der Mediziner: Wir haben es mit einer völlig neuartigen und gefährlichen Krankheit zu tun.
Ein damals noch völlig unbekannter Virologe namens Christian Drosten, der sich an der Erforschung dieser neuen Krankheit beteiligt, ist sich bereits früh sicher, dass es sich bei dem neuen Virus um eine Zoonose handelt, also um eine Krankheit, deren Erreger eigentlich im Tierreich sitzt und die nur zufällig auf den Menschen als Fehlwirt gewechselt ist.
Liu Jianlun wird zu Patient eins des internationalen SARS-Ausbruchs
“Die Wissenschaftler bezeichnen das neue Virus als „SARS“ – „Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom“. Die Krankheit wird als „COV – „Corona-Virus-Desease“ – klassifiziert.
Der junge Christian Drosten identifiziert 2003 SARS-Virus
Das alles ist damals – als die Ärzte ratlos den 33 Jahre alten Koch behandeln - noch unbekannt. Weil es dem Patienten zunehmend schlechter geht, verlegen die Ärzte ihn im Januar 2003 in das Zhongshan Memorial Hospital in Heyuan.
Dort steckt der junge Mann in wenigen Stunden 13 medizinische Mitarbeiter an, auch einen 64 Jahre alten Oberarzt. Dieser Mann heißt Liu Jianlun. Er wird in die Virologiegeschichte eingehen als Patient eins des internationalen SARS-Ausbruchs.
Innerhalb von 24 Stunden werden zwölf weitere Menschen infiziert
Der 64-Jährige reist am 21. Februar 2003 nach Hongkong. Er ist zu einer Hochzeit eingeladen und quartiert sich in einem Hotel ein. Bereits seit einigen Tagen leidet Liu Jianlun unter Erkältungssymptomen.
Später werden die Virologen detailgenau ermitteln, wie der Ausbruch seinen Lauf nahm. Sie bekommen heraus, dass der Arzt im neunten Stock des Hotels Quartier bezieht, in Zimmer Nummer 911, und dass er innerhalb von 24 Stunden zwölf Hotelgäste mit dem neuen Virus infiziert, Gäste, die wiederum Reisende sind und das Virus weitertragen werden.
Liu Jianlun stirbt an Coronaviren
Liu Jianlun, der Oberarzt, wird ins Hongkonger Kwong Wah Hospital eingeliefert. Sein Zustand hat sich innerhalb weniger Stunden dramatisch verschlechtert. Die Mediziner lassen ihn beatmen.
Vergeblich. Am 4. März 2003 stellen seine behandelnden Ärzte den Tod fest. Liu Jianlun ist der erste Coronatote.
Eine Pandemie kann damals noch verhindert werden
Unter den zwölf Hotelgästen, die er angesteckt hat, sind eine Kanadierin und ein Kanadier, ein US-amerikanischer Geschäftsmann auf der Durchreise und drei Menschen aus Singapur. Sie sind es, die – ohne es zu ahnen - das Virus mit auf die Reise nehmen. Der Geschäftsmann wird SARS nach Taiwan bringen, die Kanadierin nach Toronto. Auch sie und später ihr Sohn werden an der neuen Krankheit sterben.
Die WHO kann fast jeden Ansteckungsweg verfolgen, den Ärzten gelingt es bereits im Sommer 2003, eine Pandemie zu verhindern. Dennoch: Insgesamt haben sich damals 8096 Menschen mit diesem neuen Virus infiziert, 774 sind gestorben.
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