Digitale 360-Grad-Ausstellung

Eintauchen in ein Meisterwerk: Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“ in einer immersiven Ausstellung in Stuttgart

Stand
Autor/in
Sophia Volkhardt

„Das letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci ist der Öffentlichkeit kaum zugänglich. Eine immersive 360-Grad-Ausstellung in der Stuttgarter Schleyerhalle ermöglicht es nun, das berühmte Wandgemälde bis ins kleinste Detail zu studieren.

Eintauchen ins „Letzte Abendmahl“

Eintauchen soll man in die Welt von Leonardo da Vinci. Nicht nur an den Wänden sind riesige Detailauszüge aus dem weltberühmten Gemälde „das letzte Abendmahl“ zu entdecken. Auch der Boden wird bespielt. Sogar die weißen Würfel, auf denen man Platz nehmen kann, um sich staunend umzuschauen, wie das Bild sozusagen zum Leben erwacht.

Mal werden Details vergrößert, die mit bloßem Auge und in dieser Dimension bisher nur die Restauratoren des Wandfreskos entdecken konnten. Mal wird das Bild wie durch ein Kaleidoskop zerlegt und durchzieht in seinen bunten Einzelteilen den Raum.

Ein aufwendiges Projekt

Das immersive Erlebnis im Hauptraum der Ausstellung war vor einigen Jahren technisch so noch nicht denkbar. Die Bilder zu digitalisieren sei ein aufwendiger Prozess, sagt Produzent Marcus Wortmeier.

Neue immersive 360 Grad-Ausstellung „Leonardo da Vinci - Das letzte Abendmahl“ in der Stuttgarter Schleyerhalle
Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“: In der digitalisierten Ausstellung kann man sich hinsetzen und in das Werk mit allen Sinnen genießen.

„Es haben 80 Leute über neun Monate an dem Projekt gearbeitet. Wir arbeiten mit circa 30 Hochleistungsprojektoren, um das auf 500 qm Projektionsfläche zu zeigen.“ Das Ergebnis ist ein Film mit mehreren Kapiteln.

Geheime Botschaften wie im „Da Vinci Code“?

Entstanden ist das letzte Abendmahl in den Jahren 1494 bis 1498. Bis heute gibt das Bild Rätsel auf. Kunsthistoriker und Theologen streiten seit Jahrhunderten darüber, welche unentdeckten Botschaften das Bild enthalten könnte.

Zu sehen sind Jesus und seine zwölf Apostel, unmittelbar nachdem er ihnen am Vorabend seiner Kreuzigung prophezeite: „Einer von euch wird mich verraten!“ Leonardo da Vinci bricht bei der Darstellung mit gängigen Mustern – zum Beispiel verzichtet er auf die Heiligenscheine.

Ob aus dem Gemälde aber geheime Botschaften abzulesen sind, wie es Dan Browns Bestseller „Da Vinci Code“ andeutet – verbirgt sich hinter der Darstellung von Jesus Lieblingsjünger Johannes in Wirklichkeit seine vermeintliche Geliebte Maria Magdalena? – sei dahingestellt.

Verfall begann schon zu Leonardos Lebzeiten

Gesichert ist: Der Verfall des Gemäldes begann wegen der angewandten Technik schon zu Leonardos Lebzeiten. Dabei ging über die Jahrhunderte viel verloren. Nicht alle Rettungsversuche waren hilfreich – einige hätten den Zustand des Gemäldes „verschlimmbessert“, heißt es in der Ausstellung:

„Ende der 70er Jahre startete man mit der bislang letzten Restaurierung. Bärte, die später hinzugefügt wurden, wurden wieder entfernt. Die Haare gewisser Apostel wurden wieder lockiger oder heller. Und Gesichter wieder zum Vorschein gebracht“

Das Original ist der Öffentlichkeit kaum zugänglich

Das Besondere an dem Bild: Das enorme, vier mal neun Meter große Wandgemälde schmückt eine Wand im Speisesaal des Dominikanerklosters Santa Maria delle Grazie in Mailand und darf aus konservatorischen Gründen nur in kleinen Gruppen für ein paar Minuten besichtigt werden – wenn man überhaupt einen Slot ergattert. In der Stuttgarter Ausstellung kann man das Bild zum ersten Mal in Originalgröße bewundern, so lange man möchte. 

Neue immersive 360 Grad-Ausstellung „Leonardo da Vinci - Das letzte Abendmahl“ in der Stuttgarter Schleyerhalle
Die Ausstellung beleuchtet das gesamte Leben und Werk des Universalgenies Leonardo da Vinci.

„Wir wollen einen Mix aus herkömmlicher Ausstellung zeigen – mit Bildern zum Nachlesen, zum Zeigen, wo man in Ruhe davorstehen kann. Und der digitalisierten Version, wo man einfach nur sitzen und genießen muss und in das Bild eintauchen kann, “ sagt Marcus Wortmeier. Der Film rekonstruiert nicht nur das „Das Abendmahl“ – auch Leonardo da Vincis Leben wird anschaulich in den sehr einprägsamen 360 Grad Animationen aufbereitet.

Leonardo da Vinci war ein Universalgenie

Auch wenn das Abendmahl im Fokus der immersiven Ausstellung steht: Leonardos Einfluss – nicht nur auf die Kunst – spielt auch eine Rolle. Immer wieder entlocken Forscher seinem Werk doch noch ein Geheimnis.

Das Universalgenie habe in seinem Leben vieles gemacht, sagt Wortmeier. „Er war Kostümdesigner. Er hat den ersten Panzer kreiert. Viele Leute wissen auch nicht, dass Leonardo eigentlich nur 15 Bilder geschaffen hat. Und wir zeigen alle in großer Dimension.“

Die Ausstellung „Das letzte Abendmahl“ zeigt alle in großer Dimension – eine Lehrstunde in Kunstgeschichte, die sich durch die eindrucksvollen Effekte der immersiven Ausstellung ganz anders einprägt als in der grauen Theorie. Es ist wirklich ein Eintauchen in Leonardo da Vincis Welt und in ein Gemälde, das sich vorher nur wenigen so detailreich offenbart hat. 

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Sophia Volkhardt