Das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe besitzt eine der bedeutendsten Medienkunst-Sammlungen der Welt. Rund 100 Werke dieser hochkarätigen Sammlung sind nun wieder in einer großen Ausstellung zu sehen.
Viele Schätze schlummern im Archiv
Das kurze Schwarz-Weiß-Video ist eine kleine Sensation! John Lennon spielt Luft-Gitarre und Yoko Ono singt dazu tonlos in ein Mikrofon. Der Künstler Aldo Tambellini hat die beiden 1972 während einer Performance gefilmt. Ein Zufalls-Fund aus den Tiefen des ZKM-Archivs.
Als die Kuratorin Clara Runge im Studio von Yoko Ono anrief und den Fund meldete, war der Mitarbeiter dort völlig begeistert, erzählt sie.
Ein Schatz von vielen, die im Archiv und in der Sammlung des ZKM schlummern und jetzt nach langer Zeit wieder oder, wie in diesem Fall, erstmals überhaupt ausgestellt werden.

Auch die Arbeit dahinter soll sichtbar werden
Dem künstlerischen Direktor des ZKM, Alistair Hudson, war es wichtig, die hauseigene Sammlung aus einem neuen Blickwinkel zu präsentieren:
„Ich wollte, dass das Publikum nicht nur die Kunstwerke sieht, sondern auch unsere Arbeit dahinter: die Recherche, die Restaurierung, die Pflege. All die Arbeit, die hier unsere Teams jeden Tag an diesen empfindlichen Medienkunstwerken leisten. Medienkunst ist oft eine Kooperation aus Künstlerpersönlichkeiten und Technik-Fachleuten. Ich wollte, dass sie gewürdigt werden – genauso wie die Künstlerinnen und Künstler.“
Mühsame Pflege von Medienkunst
Der Ausstellungstitel „The Story That Never Ends” bezieht sich nämlich in erster Linie auf die mühsame Pflege von Medienkunstwerken. Dabei sind es nicht nur die Speichermedien, die schnell altern und kaputt gehen, wie etwa Magnetbänder oder Laserdiscs.
Ständig kommen neue Aufnahme- und Abspielgeräte auf den Markt. Eine enorme Herausforderung, betont die Restaurierungsexpertin des ZKM, Dorcas Müller.
Ameisen, die Kunst zerstören
An manchen Medienkunstwerken haben die Mitarbeitenden wahre Wunder vollbracht. Für die interaktive Video-Raum-Installation „Yuppieh Ghetto with Watchdog“ von Paul Garrin mussten die ZKM-Expertinnen und -Experten zum Beispiel das Programm komplett neu schreiben.
Manchmal kommt für ein Kunstwerk aber auch jede Hilfe zu spät. So wie bei der kinetischen Arbeit „Sémaphora I“ von Edmont Gouchot. Da hatten sich, noch während es beim Künstler lagerte, Ameisen eingenistet.

Aber zum Glück gibt es noch ein weiteres Kunstwerk aus dieser Serie aus dem Jahr 1966, das im ZKM nun wieder zum Laufen gebracht werden konnte.
Medienkunst ist oft wenig präsent
Edmont Gouchot gehört zu den frühen Medienkünstlern, deren Arbeiten zwar Meilensteine waren, aber nie richtig gewürdigt wurden. Die neue Sammlungs-Ausstellung möchte auch Lücken schließen, betont die Leiterin der Abteilung Sammlungen und Archive, Margit Rosen.
Denn immer noch kommen nur eher wenige Medienkunstwerke auf den Kunstmarkt und werden hauptsächlich auf Festivals gezeigt – sind also für Publikum und Fachpresse wenig präsent.

Spannende Einblicke
Die Ausstellung im ZKM übernimmt damit eine wichtige Aufgabe und reflektiert auch seine eigene Sammlungspolitik.
Zwar ist die Ausstellung ästhetisch etwas spröde und zwängt gerade im ersten Lichthof mehrere ausladende Werke zu eng aneinander, aber sie ermöglicht spannende Einblicke in künstlerische Positionen der letzten 75 Jahre und tief in die Eingeweide von Medienkunstwerken.