Kunst

Neues Mural für Mannheim – Die Künstlerin HERA will mehr Frauen in der Street Art-Szene

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Marie-Dominique Wetzel

Die aus Frankfurt stammende Street-Art-Künstlerin Jasmin Siddiqui alias HERA gestaltet Murals, also großformatige Wandgemälde – inzwischen sehr erfolgreich auf der ganzen Welt. So wie jetzt in Mannheim, im Rahmen des Projekts „Stadt.Wand.Kunst“, wo sie gerade neben der Popakademie eines ihrer Kunstwerke realisiert. Noch immer ist HERA eine der wenigen Frauen in der Szene.

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Die Künstlerin HERA, alias Jasmin Siddiqui, vor ihrem neuen Mural.
Die Künstlerin HERA, alias Jasmin Siddiqui, vor ihrem neuen Mural.

Anfänge in der Graffiti-Szene - als eines der ganz wenigen Mädchen

HERA ist die mächtigste der griechischen Göttinnen, das habe ihr damals gefallen, als sie für sich einen Künstlernamen gesucht hat, erklärt Jasmin Siddiqui. Außerdem ist der Name HERA schön kurz, und das ist wichtig, wenn man schnell sein Tag, also seine Unterschrift unter ein Kunstwerk setzen und dann abhauen muss.

Denn angefangen hat HERA, wie so viele Street-Art Künstler, in der Graffiti-Szene. Damals war sie eines der ganz wenigen Mädchen. Sie ist unbeirrt ihren Weg gegangen, hat all die blöden Sprüche und die ständige Anmache von männlichen Kollegen ignoriert.

Weiße Farbreste aus dem Sperrmüll

HERA hat Grafikdesign studiert und ihren ganz eigenen Stil entwickelt. Der wurde teilweise aus der Not heraus geboren. Sie hatte nicht viel Geld für die teuren Spraydosen und sammelte deswegen beim Sperrmüll Farbreste ein.

Das war vor allem weiße Wandfarbe, die sie nochmal verwässerte. Und so malte sie ihre Figuren oft mit weißer Farbe aus, die, weil sie so wässrig ist, oft in langen Linien nach unten läuft.

So wie bei dem Fuchs, den sie jetzt gerade an die Fassade in der Mannheimer Hafenstraße gemalt hat. Auf seinem Schwanz sitzt eine kleine menschliche Figur, ein Reisender mit Fliegermütze. Und drumherum ein Text, der davon erzählt, dass es für viele aufgrund von Beschränkungen nicht so einfach ist, frei herumzureisen.

HERA arbeitet an ihrem Mural beim Projekt „Stadt.Wand.Kunst“ in Mannheim.
HERA arbeitet an ihrem Mural beim Projekt „Stadt.Wand.Kunst“ in Mannheim.

Inspiration durch literarische Figuren - wie dem Fuchs aus dem Kleinen Prinzen

Der Text, den HERA um den Fuchs und seinen Reisepartner geschrieben hat, ist in Form eines Dialogs verfasst und erinnert an die berühmten Zwiegespräche des Kleinen Prinzen mit dem Fuchs – eines der Lieblingsbücher von Jasmin Siddiqui. Für ihre Murals, ihre Wandgemälde, lässt sie sich oft durch literarische Figuren inspirieren.

HERA versteht sich als Geschichtenerzählerin. Sie möchte etwas anstoßen bei den Passanten, die vielleicht täglich an ihren Kunstwerken im öffentlichen Raum vorbeigehen. Sie hat beobachtet, dass dieser inhaltliche Aspekt, gerade den Künstlerinnen in der Street-Art-Szene besonders wichtig ist.

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SWR4 BW aus dem Studio Mannheim SWR4 BW aus dem Studio Mannheim

Die Plattform „sister pool“ soll Street-Art-Künstlerinnen sichtbarer machen

Jasmin Siddiqui ist es wichtig, auch andere Frauen und Mädchen zu ermutigen, kreativ zu werden und ihren Weg als Street-Art-Künstlerin zu gehen. Sie lädt deswegen besonders gerne Mädchen und junge Frauen ein, einfach auch mal mitzumalen.

Und sie gibt viele Workshops in der ganzen Welt. Auch in arabischen Ländern, wo ihrer Erfahrung nach, sich die Mädchen erst einmal noch weniger trauen, auf eine Hebebühne zu steigen und mit einer Spraydose auf eine Wand zu sprühen.

Ende des Jahres möchte sie außerdem zusammen mit Kolleginnen, eine Plattform gründen „sister pool“, auf der sich Street-Art-Künstlerinnen vernetzen und gegenseitig weiterempfehlen können und all die tollen Street-Art-Künstlerinnen besser sichtbar werden – damit sich Kuratorinnen und Kuratoren von Festivals und Kunstprojekten nie mehr auf das Argument  zurückziehen können: es gäbe halt einfach keine Frauen in der Szene!

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