Das war die Meldung, die mich am Anfang der Woche aus dem mittäglichen Dämmerschlaf gerissen hat: Angesichts der zunehmenden Hitze unterstützt Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Forderung von Medizinern und Gewerkschaften, auch bei uns eine Siesta einzuführen. Lustigerweise ist im Mutterland Spanien die Siesta durch die moderne Arbeitswelt größtenteils verdrängt. Ich höre also Siesta und bin hellwach - was für eine geniale Idee, könnte von mir stammen. Hat sich in Südeuropa seit Jahrhunderten bewährt und kann also nicht so falsch sein.
Die Kolumne von Gerhard Leitner können Sie hier auch als Audio hören:
Siesta im Rohbau und Wohncontainer
Gut - so spontan fällt mir jetzt eigentlich kein Beruf ein, wo sich eine zwei- bis dreistündige Pause am Nachmittag mal eben so einbauen ließe. Außer vielleicht in einer Behörde. Aber da gibt’s ja schon traditionell den Büroschlaf, so zwischen 8 und 16 Uhr. Aber die Dachdecker oder Erntehelfer? Die können dann im gemütlichen Rohbau oder im lauschigen Wohncontainer bei 50 Grad vor der Mittagshitze fliehen - oder wie? Aber ich bin trotzdem voll dafür. Und: Ich als "älterer weißer Mann" habe zum Glück die volle Unterstützung der Generation Z.
Denn die 18- bis 24-Jährigen scheinen nicht, wie wir damals in dem Alter, zu glauben, dass auch Arbeit Spaß machen kann. Dass man darauf stolz sein kann, wenn man einen interessanten Job ergattert hat und sich da auch reinhängt. Wie naiv waren wir. Work-Life-Balance ist das neue Ziel. Nach der Umfrage einer großen Beratungsgesellschaft ist mehr als die Hälfte der Beschäftigten zwischen 18 und 24 Jahren bereit, den Job zu kündigen, wenn dieser ihnen "nicht zusagt". 40 Prozent wären in dem Fall sogar lieber arbeitslos.
Besser noch die Zwei-Tage-Woche!
Work-Life-Balance ist der Generation Z wichtiger als Status und Geld. Ihnen ist Familie wichtiger als Beruf. Stellt sich natürlich die Frage, wer die Familie dann finanzieren soll - egal, nicht so wichtig. Folgerichtig wird ja jetzt auch über die Vier-Tage-Woche diskutiert. Vielleicht wäre ja eine Drei- oder Zwei-Tage-Woche besser, sodass die jungen Leute nicht zu viel Stress auf einmal abbekommen. Aber auch da hat der Gesundheitsminister - der alte Fuchs - mitgedacht, wenn er die Legalisierung von Cannabis befürwortet.
Da kann die Generation Z wirklich optimistisch in die Zukunft blicken: also eine Kombination aus Siesta, Reduzierung der Arbeitszeit bei gleichzeitigem Einsatz von Heilkräutern. Also mehr Work-Life-Balance geht ja fast gar nicht!