1953 wurde aus der Burg Hohenzollern bei Bisingen (Zollernalbkreis) der historische Preußenschatz gestohlen. Gold und Schmuck von Kaiser Wilhem II. im Wert von damals 500.000 DM verschwanden über Nacht.
Einbrecher lässt Kaiserkrone zurück
Der damalige Polizeibericht vermerkt, dass in der Schatzkammer nur eine Flöte und Krückstöcke des Kaisers zurückblieben. Und - überraschenderweise - die Kaiserkrone. Er wollte den Leuten nicht ihr Symbol rauben, erklärte der Dieb nach seiner Festnahme der Polizei. Zunächst aber fehlte von dem Täter so gut wie jede Spur. Einziger Hinweis: das durchgebrochene Gitter vor der Schatzkammer. Ein sehr kleines Einstiegsloch - laut Polizeibericht 25 x 36 Zentimeter. Die Ermittler aus Stuttgart und Tübingen tappten im Dunkeln.
Hier können Sie ein Radio-Interview des SWF mit den damaligen Ermittlern hören:
Der kleine Heinz entdeckte eine heiße Spur
Der Diebstahl war für viele in der Region ein Schock, auch für Heinz Seidenberger. Er war damals 10 Jahre alt, ging in die Grundschule. Auf dem Pausenhof sei der Raub Gesprächsthema Nummer eins gewesen, erinnert sich der heute 80-Jährige. Besonders, als der kleine Heinz eines Nachmittags zusammen mit seinem Bruder die Einbruchswerkzeuge des Täters fand, einen Bolzenschneider, ein Seil und einen Hammer.
Heinz Seidenberger gerät in Verdacht
Natürlich erzählte Heinz Seidenberger seinen Klassenkameraden von dem Fund. Und so bekam auch sein Lehrer Wind davon und ging zur Polizei. Schnell wurde der 10-Jährige zum Tatverdächtigen. Ohne Probleme hätte er ja durch das kleine Einstiegsloch gepasst. Außerdem hatte er den Bolzenschneider und die anderen Sachen aus kindlichem Leichtsinn einfach mit nach Hause genommen.
Entscheidender Hinweis durch Heinz
Doch bald war klar: Heinz war es nicht. Sein Fund stellte sich allerdings als wertvoll heraus. Der wahre Dieb musste nun nämlich neues Werkzeug kaufen. Und das tat er wieder im selben Geschäft. Laut damaligen Polizeibericht zwar unter falschem Namen, die Ermittler kamen ihm aber dennoch auf die Schliche. Als der Einbrecher dann das gestohlenes Gold eingeschmolzen verkaufen wollte, fasste ihn die Polizei. Es war Paul Falk aus Frankfurt.
Der Räuber war ein ehemaliger Zirkusartist
Aus dem Polizeibericht geht hervor: Falk hatte in der Vergangenheit bereits häufiger geklaut und war den Ermittlern schon bekannt. Für den Einstieg in die Schatzkammer durch die kleine Lücke im Gitter half ihm seine Erfahrung als ehemaliger Zirkusartist.
Sechs Jahre Haft
Paul Falk zeigte sich nicht sehr reumütig. Mit Stolz präsentierte er bei der Rekonstruktion der Tat vor der Polizei, wie er in die Schatzkammer gelangt war. Für den Diebstahl musste Falk sechs Jahre ins Gefängnis. Manche Schätze gingen bei dem Raub für immer verloren. Andere, wie die Tabakdosen und Marschallstäbe von Prinz Wilhelm II. liegen heute wieder sicher und restauriert in der Schatzkammer.