Der Bürgermeister von Schömberg (Zollernalbkreis), Karl-Josef Sprenger, erklärt seinen Ausraster nach einer Hauptversammlung der historischen Bürgergarde mit Diabetes. Er soll verbal ausfällig und sogar handgreiflich geworden sein. Am Folgetag hatte der Bürgermeister zunächst behauptet, ihm sei etwas ins Getränk gemixt worden. Inzwischen spricht Karl-Josef Sprenger von einer „diabetischen Entgleisung“ aufgrund extrem hoher Zuckerwerte.
Bürgermeister im hyperosmolaren Koma?
Extrem hoher? Bei der Deutschen Diabeteshilfe in Stuttgart erfahre ich, Symptome wie die Trübung des Bewusstseins und Aggressivität kämen eher bei Unter- als bei Überzuckerung vor. Zu hoher Blutzucker macht schlapp und müde. Zwar können auch sehr hohe Blutzuckerwerte ein „hyperosmolares Koma“ auslösen, allerdings meist Tage später. Aggressives Verhalten, wie es der Bürgermeister offenbar gezeigt hat, gilt als klassisches Symptom bei Unter-, nicht bei Überzuckerung.
Es macht mich stutzig, dass Bürgermeister Sprenger offenbar erst nach ärztlichem Rat seinen vor drei Jahren aufgetretenen Diabetes als Erklärung bemüht. Auch die vermeintlich ärztliche Meinung, nicht Alkohol sei Auslöser von Sprengers Verhalten gewesen, sondern seine Körperreaktion auf den Zucker, erschließt sich mir nicht. Alkoholische Getränke, etwa Bier, enthalten bekanntlich viel Zucker.
So bleibe ich auf ewig skeptisch, dass Karl-Josef Sprenger an jenem Abend eine „diabetische Entgleisung“ – zugefügt vom eigenen Körper, nicht wegen alkoholischer Getränke – widerfahren ist. Aber vielleicht ist der Mann ein Wunder der Natur. Auf jeden Fall ein Bürgermeister mit dem sehr menschlichen Wunsch, im Amt zu bleiben.