Die Erinnerung an den Holocaust ist im Leben von Horst Bernard allgegenwärtig. 1935 flieht sein jüdischer Vater nach Südfrankreich. Doch auch dort ist seine Familie nicht sicher.
Horst Bernard ist zwei Jahre alt, als sich die Familie nordwestlich von Toulouse ein neues Leben aufbaut. Zwei Jahre zuvor hatte Adolf Hitler in Deutschland die Macht ergriffen. In Deutschland werden jüdische Mitbürger schikaniert und entrechtet.
Deutsche Soldaten fangen an zu schießen
Aber der Terror erreicht nach der Besetzung Frankreichs auch das Exil. Bei der Beerdigung eines Resistance-Kämpfers fangen deutsche Soldaten an zu schießen. Da ist Horst zwölf Jahre alt. Er erinnert sich und schildert das Erlebnis: "Ich habe mich von meiner Begleiterin losgerissen, bin über die Gräber gerannt und gesprungen, bis ich vor einer Mauer stand. Und dann bin ich irgendwie über die Mauer gesprungen, auf der anderen Seite in einem Weinberg gelandet und immer weiter gerannt - aus Angst vor der Schießerei."
Seine Eltern engagieren sich in einer Widerstandsgruppe und müssen abtauchen. Horst kommt bei einem französischen Ehepaar unter und darf seinen Vater nur einmal pro Woche sehen - und das auch nur für einen Augenblick. Der verlief so: "Mein Vater läuft auf einem Bürgersteig in eine Richtung und ich spaziere auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig in die entgegengesetzte Richtung. Und wenn wir uns kreuzen, blicken wir uns gegenseitig an und nicken uns zu und jeder hat gewusst: Bei dem anderen ist alles in Ordnung."
1946 die Rückkehr nach Deutschland
1946 kehrt die Familie nach Saarbrücken zurück. Im Bund der Antifaschisten engagiert sich Horst Bernard gegen das Vergessen, schreibt Bücher und erzählt Schülerinnen und Schülern seine Geschichte. 2019 erhält er dafür das Bundesverdienstkreuz.
"Ich glaube, dass junge Menschen, die diese Zeit nicht erlebt haben, aus den Berichten von Zeitzeugen entnehmen können, wie diese Zeit in Wirklichkeit war. Das war eine sehr schlimme Zeit, eine sehr ereignisreiche Zeit, und aus meiner Überzeugung aus vielerlei Gründen nicht in Vergessenheit geraten sollte", sagt Bernard.
Dazu will der Neunzigjährige auch weiterhin seinen Teil beitragen. So wie am Freitag in Trier. Hier fand in der Konstantin-Basilika die Gedenkfeier anlässlich der Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz am 27. Januar 1945 statt
Gäste aus den Nachbarländern vertreten Gedenkfeier in Trier: Erinnerung an NS-Verbrechen gemeinsam wach halten
Erstmals hat der rheinland-pfälzische Landtag gemeinsam mit Parlamentariern aus der internationalen Großregion der Opfer des Nationalsozialismus gedacht - in der Kontantinbasilika in Trier.