Das Land Rheinland-Pfalz fördert Schutzmaßnahmen für Nutztiere gegen Wolfsangriffe mit immer mehr Geld. Lagen die Kosten für das Wolfsmanagement im Bereich Herdenschutz 2019 noch bei knapp 155.000 Euro, wurden laut Umweltministerium in Mainz 2023 bereits 688.000 Euro ausgezahlt. Am höchsten lagen die Kosten mit knapp 729.000 Euro im Jahr 2021. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion hervor.
Mit dem Programm fördert das Land "wolfsabweisende Herdenschutzmaßnahmen" in ausgewiesenen Präventionsgebieten. Darunter fallen laut einer Liste von Landesforsten Rheinland-Pfalz Investitionen in Elektrozäune und Zubehör, Arbeitskosten für das Nachrüsten eines bestehenden festen Zauns oder Unterhaltskosten für einen Herdenschutzhund. Präventionsgebiete wie im Westerwald, Taunus oder der Eifel werden ausgewiesen, wenn von mindestens einem sesshaften Wolf in der jeweiligen Region ausgegangen werden kann.
Koordinationszentrum benötigt für Wolfsmanagement ebenfalls Geld
Doch nicht nur der Herdenschutz benötigt Geld. Seit 2021 gibt es in Rheinland-Pfalz auch das Koordinationszentrum Luchs und Wolf (Kluwo) als eine zentrale Anlaufstelle für Fragen zu beiden Tierarten. Die Mitarbeitenden kümmern sich etwa um das Monitoring der Tiere, das Thema Prävention und Öffentlichkeitsarbeit. Die Kluwo-Ausgaben ohne die Herdenschutzförderung sind in den vergangenen Jahren ebenfalls nach oben gegangen: Waren es 2021 noch knapp 240.000 Euro, lag der Betrag 2023 bei knapp 597.000 Euro.
Kosten entstehen auch bei der Begutachtung von gerissenen Nutztieren. Dafür wurden dem Ministerium zufolge 2019 rund 8.400 Euro ausgegeben. 2023 lagen die Kosten dann bei ungefähr 34.000 Euro. Die Begutachtung und Dokumentation eines Vorfalls lag anfangs noch bei der Stiftung Natur und Umwelt, mittlerweile ist das Kluwo selbst zuständig. Bei Rissen durch Wölfe ist die Begutachtung Voraussetzung dafür, Ausgleichszahlungen für verursachte Schäden an Nutztieren beantragen zu können.
Zahl der Wölfe in Rheinland-Pfalz nimmt zu, aber weniger Risse
Die Summe der Ausgleichszahlungen für Schäden lag dem Ministerium zufolge 2019 noch bei 1.685 Euro und stieg bis zum vergangenen Jahr auf knapp 13.900 Euro. Dass es mit den Kosten insgesamt tendenziell nach oben geht, erklärt sich daraus, dass die Zahl der Wölfe im Land zunimmt, wenn auch längst nicht auf dem Niveau anderer Bundesländer wie etwa Niedersachsen oder Brandenburg.
Nachwuchs bei Westerwälder Wölfen Weitere Wolfsrudel im Norden von Rheinland-Pfalz denkbar
Das Umweltministerium geht davon aus, dass im Norden des Landes noch weitere Wolfsrudel hinzukommen könnten. Denn auch in diesem Jahr gab es Nachwuchs bei den Westerwälder Wölfen.
In 137 Fällen konnten im Monitoringjahr 2022/23 eindeutige Wolfsnachweise der Kategorie C1 in Rheinland-Pfalz erbracht werden. Dazu kommen weitere Fälle, in denen der Nachweis nicht sicher möglich war. Die Zahl der Risse durch Wölfe ging zuletzt zurück. Aus dem Umweltministerium heißt es daher, der Wolf sei in Rheinland-Pfalz seit zwölf Jahren wieder als heimische Art etabliert. Das Wolfsmanagement des Landes trage dazu bei, ein konfliktarmes Miteinander von Mensch und Wolf zu ermöglichen. Dieser Ansatz habe sich bewährt.
Heftige Kritik von CDU an Wolfspolitik der Landesregierung in RLP
Die CDU-Landtagsfraktion kommt in der Bewertung der Zahlen zu einem ganz anderen Ergebnis: Sie spricht von "erheblichen Konflikten", da Wölfe Nutztiere rissen und die Scheu vor Menschen verlören. Doch statt den Schutz des Wolfes einzuschränken, setze die Landesregierung auf den Wolfsmanagementplan, der nichts weiter sei als "ein sündhaft teurer Scheinriese ohne Wirkung". Seit 2019 seien mehr als 3,6 Millionen Euro ausgegeben worden, ohne dass ein echter Effekt erzielt worden sei.
In Rheinland-Pfalz ist der Abschuss von Wölfen nicht erlaubt. Auch Tiere, die nachweislich Zäune überwinden und etwa Schafe anfallen können, dürfen nicht geschossen werden. Die Umweltministerkonferenz hatte sich im vergangenen Dezember zwar darauf geeinigt, in Gebieten mit vermehrten Wolfsrissen schneller Abschüsse zu erlauben. In Rheinland-Pfalz hatte sich erst einmal nichts geändert. Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) erklärte, der Beschluss fließe in die Überarbeitung des bundesweiten Praxisleitfadens ein. Außerdem erfolge eine Abstimmung mit anderen Bundesländern. In Rheinland-Pfalz gebe es zudem keinen "Problemwolf".