Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe

Wiederaufbau geglückt oder das lange Warten auf Hilfe

Stand
Autor/in
Kai Diezemann

Andreas Dick, Hopfenbauer aus Holsthum in der Eifel, steht in seiner neuen Hopfenanlage und lobt die große Hilfe, die er nach der Flut bekommen hat. Ehepaar Schüller aus Altenburg wartet dagegen immer noch auf Geld.

Als wir Andreas Dick im September 2021 zum ersten Mal besuchen, steht er vor den Trümmern seiner Existenz. Seine Hopfenanlage ist durch die Flut zerstört worden. "Fast meine kompletten 22 Hektar sind eigentlich komplett vernichtet", sagt er damals. Und heute? "Dass kann man kann schon sagen, dass wir das Beste aus der Krise gemacht haben."

Wiederaufbau nach der Flut geglückt

Heute steht hier am Ufer der Prüm eine moderne Hopfenanlage. Aufgebaut mit öffentlichen Fördermitteln und privater Hilfe. Er habe sich gut unterstützt gefühlt, sagt Andreas Dick. 80 Prozent des Zeitwertes seiner zerstörten Produktion waren förderfähig. Die restlichen 20 Prozent hat er durch Eigenleistung und private Spenden erbracht. Von kleinen Spenden, über Essens-Spenden für die Helfer bis zu Groß-Spendern sei alles dabei gewesen. "Das war für uns eine Riesen-Unterstützung", sagt er rückblickend voller Dankbarkeit.

Hopfenbauer Andreas Dick (li) in seiner neuen Anlage in Holsthum in der Eifel.
Hopfenbauer Andreas Dick (li) in seiner neuen Anlage in Holsthum in der Eifel.

Beim Wiederaufbau hat der Hopfenbauer auch den Hochwasserschutz berücksichtigt. Früher reichten seine Anlagen bis ans Ufer der Prüm heran, nun hat er dem Fluss Platz gelassen. Zwei Hektar Überflutungsfläche hat die Prüm dadurch zusätzlich.

Altenburg an der Ahr - Ehepaar Schüller kämpft für ein neues Haus

Weiter geht es von der Eifel an die Ahr nach Altenburg. Hier lebt das Ehepaar Schüller. Sie sind frustriert. Ihr Einfamilienhaus war nicht mehr zu retten. Im Juni 2022 - also ein Jahr nach der Flut - stinken die Wände noch extrem nach Öl. Obwohl die Schüllers sehr an ihrem Zuhause hingen, entschlossen sie sich im Januar dieses Jahres das Haus abzureißen. Immer weitere Proben und Gutachten hatten bestätigt: das Öl in Wänden und Decken war einfach nicht zu entfernen.

Das Einfamilienhaus der Schüllers in Altenburg war nicht mehr zu retten und musste abgerissen werden.
Das Einfamilienhaus der Schüllers in Altenburg war nicht mehr zu retten und musste abgerissen werden.

Aber damit begann der Ärger. "Man hat uns am Anfang gesagt, wir würden alles ersetzt bekommen, wir bräuchten uns keine Sorgen machen", erzählt Gaby Schüller. Doch dann sei die Versicherung nicht bereit gewesen, ein neues Haus zu finanzieren.

Die Versicherung bot den Schüllers einen Vergleich über eine Summe von 457.000 Euro an. Aus Angst vor einem Rechtsstreit willigte das Ehepaar ein. Aber als es an die Auszahlung ging, zog die Versicherung nochmal 180.000 Euro ab – für Renovierungen, die vor dem Abriss schon geleistet worden waren.

Hoffen auf die ISB-Bank des Landes

Nun hofft das Ehepaar auf die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB). Die ISB sollte nämlich genau in solchen Fällen einspringen und 80 Prozent der Kosten übernehmen, welche die Versicherung nicht trägt. So hatte es die Politik Flut-Opfern wie den Schüllers versprochen.

Aber die ISB rechnet nun so, als hätten die Schüllers doch die gesamte Summe von ihrer Versicherung erhalten – es fehlen also 180.000 Euro für den Neubau. Die Schüllers hoffen auf ein Missverständnis und dass sie sich mit der ISB verständigen können. "Wir sind da zuversichtlich", sagt Gaby Schüller.

Wie den Schüllers geht es vielen Familien im Ahrtal. Im Irrgarten zwischen ihren Versicherungen und der versprochenen Hilfe der Landesbank ISB. Zwei Jahre sind seit der Flut schon vergangen, aber der Aufbau ist noch lange nicht abgeschlossen – nicht nur beim Ehepaar Schüller in Altenburg.

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