Es ist der 15. Februar, als Manfred Trinzen in der Nähe von Schönecken eine ungewöhnliche Entdeckung macht. Ein totes Mufflon liegt auf einer Wiese. Im Hals des Tieres klafft eine Bisswunde. "Der Körper war noch warm, als ich da ankam", erinnert sich der Biologe aus Buchet. Das Raubtier kann also nicht weit sein.
Ein Jäger hatte Trinzen angerufen, weil die Verletzungen des Wildschafs typisch sind für einen Wolfsangriff. Denn Trinzen ist als sogenannter Großkarnivorenbeauftragter der Experte für Wölfe und Luchse in der Westeifel.
Senckenberg Institut hat Probe untersucht
Also zieht Trinzen eine Probe und schickt sie später an das Senckenberg Forschungsinstitut im hessischen Gelnhausen. In diesem Labor untersuchen Experten mögliche Wolfsrisse aus ganz Deutschland. Und da ist dann auch ein bisschen Geduld gefragt.
Mehr als ein Monat geht dann auch ins Land, bevor das Ergebnis des Gentests vorliegt: Es war ein Wolf. Und zwar ein Tier, das auf den Namen "GW2547m" hört, wie im Koordinationszentrum Luchs und Wolf in Trippstadt zu erfahren ist.
Rüde stammt von Wölfen aus dem Hohen Venn ab
Das Tier stammt nach Angaben der Fachleute aus Belgien. Vor zwei Jahren wurde der Rüde im Hohen Venn geboren, einem Naturschutzgebiet an der Grenze zu Deutschland. Seitdem sei der Wolf auch in Luxemburg gesichtet worden. In Rheinland-Pfalz allerdings wurde er nun zum ersten Mal nachgewiesen, wie Julian Sandrini vom Koordinationszentrum sagt.
Der Riss am 15. Februar sei dieses Jahr auch der erste und einzige in der Eifel gewesen. Anfang des vergangenen Jahres wurde jeweils ein Schaf in der Nähe von Gerolstein und in der Südeifel gerissen. "Seitdem war es in der Gegend aber wirklich ruhig", sagt Sandrini. Und auch der jüngste Wolfsangriff bedeute nicht unbedingt, dass der Rüde sich in der Region niederlassen wolle.
Manfred Trinzen glaubt eher, dass der Wolf auf der Durchreise war. "In diesem Alter von zwei Jahren gehen die Tiere gerne auf Wanderschaft und auf die Suche nach einer Partnerin", sagt der Großkarnivorenbeauftragte: "Ich glaube aber nicht, dass er in der Eifel eine finden wird." Wahrscheinlicher sei, dass er weiterzieht, um sich andernorts eine Familie aufzubauen. Zum Beispiel im einzigen Wolfsterritorium von Rheinland-Pfalz, dem Westerwald, wo das Leuscheider Rudel lebt.
Oder doch im Hunsrück? In Gornhausen und Monzelfeld nahe Bernkastel-Kues ist am 28. Februar jedenfalls ein Wolf von Wildkameras erfasst worden. Ob es sich um dasselbe Tier handelt wie in Schönecken, kann Fachmann Sandrini aber nicht sagen: "Es ist schwer überhaupt zu erkennen, ob das Tier weiblich oder männlich war."
Mufflons sind leichte Beute für Wölfe
Nach wie vor gibt es auch nach Angaben des Landesumweltministeriums keine Hinweise darauf, dass sich Wölfe in der Eifel dauerhaft niederlassen. Die Region gilt zwar schon seit Jahren als Wolfspräventionsgebiet. Landwirte können also auch Fördergeld für Schutzzäune und dergleichen beantragen. Doch ein Rudel konnte sich bislang nicht etablieren.
Ganz im Gegensatz übrigens zum Mufflon. Nachdem Jäger die Wildschafe vor Jahren in der Eifel ausgesetzt haben, haben sich die Tiere vom Kaukasus stark verbreitet. "Wenn der Wolf zurück ist, wird das Muffelwild aber mit Sicherheit zu den ersten Opfern gehören", meint Manfred Trinzen. Denn die Mufflons können zwar gut klettern, aber nicht schnell genug weglaufen. Leichte Beute also - so wie am 15. Februar.