Während die Staatschefs der Welt nach Dubai reisen, fahren in Mettendorf drei Männer mit einer Hebebühne. Gut 24 Meter geht es in die Höhe. Dort oben, am Ende eines Strommastes, befestigen die Bauarbeiter mehrere Kabel an der Hochspannungsleitung.
Es sind die letzten Arbeiten, bevor der erste Transformator des neuen Umspannwerkes ans Netz gehen kann und bald auch elf Solaranlagen in den umliegenden Dörfern in der Südeifel. Zusammengenommen sollen sich die Anlagen über eine Fläche von 300 Fußballfeldern erstrecken. Es wird das größte Solarkraftwerk von Rheinland-Pfalz.
150 Millionen Euro in Umspannwerk, Solarpark und Trasse investiert
Ab Donnerstag sprechen die Vertreter der UN und Experten über den Ausbau der erneuerbaren Energie. Das Ziel dahinter ist es, weniger fossile Energieträger zu verfeuern, um eine weitere Erwärmung der Erdatmosphäre zu verhindern.
Diese Energiewende treibt auch das Unternehmen Enovos in der Eifel voran und zwar mit großen Aufwand. Die Firma hat in kurzer Zeit ein Umspannwerk, elf Solaranlagen und eine 30 Kilometer lange Kabeltrasse errichtet. Die Kosten liegen demnach bei 150 Millionen Euro.
Das war nötig, sagt Projektleiter Markus Müller, weil das Stromnetz in der Region nicht gut genug ausgebaut war, um so viel Energie einzuspeisen: "Wir sind hier, zwischen Neuerburg und Irrel, mitten in einem Netzausbau-Nirvana.“
Kaum noch Felder für Solaranlagen übrig
Doch warum hat sich Enovos für sein Projekt ausgerechnet diese Gegend ausgesucht? Das lag zum einen daran, dass die Verbandsgemeinde den Ausbau der erneuerbaren Energie stark unterstütze, sagt Müller. Zum anderen gab es in der ländlichen Gegend noch genügend freie Flächen für elf Solaranlagen. Und das ist im Land inzwischen die Ausnahme. "Wir sind eigentlich ständig auf der Suche", meint Müller. Rund um größere Städte seien kaum noch Grundstücke zu haben.
Das Problem kennt auch Henrik Te Heesen, Professor am Umweltcampus in Birkenfeld. "Es gibt hier ein Spannungsfeld mit der Landwirtschaft", sagt der Wissenschaftler. Der Boden sei inzwischen zu einem umkämpften Gut geworden, das Bauern nicht hergeben wollen.
Solaranlagen gehen ab nächster Woche sukzessive ans Netz
Dennoch komme die Energiewende im Land gut voran, sagt Te Heesen: "Bei der Windkraft haben wir noch Nachholbedarf." Aber schon jetzt produziere Rheinland-Pfalz mehr Sonnenenergie als einmal von der Landesregierung gefordert wurde. Das sei ein großer Schritt in Richtung der Klimaziele, über die ab Donnerstag in Dubai gesprochen wird.
Auch die elf Solaranlagen rund um Mettendorf sollen dazu beitragen, weniger fossile Energieträger zu nutzen. Ab nächster Woche werden sie sukzessive ans Netz gehen.
Die Solaranlagen in Affler speisen bereits Strom ein. Danach kommen bis Februar die Anlagen in Niederraden, Sevenig, Scheitenkorb, Dauwelshausen, Rodershausen, Bauler, Karlshausen, Herbstmühle, Koxhausen, Niederraden und Weidingen an die Reihe.
Der gesamte Solarpark soll genug Energie für bis zu 60.000 Haushalte produzieren. Versorgt werden irgendwann die Stadtwerke Trier, aber auch entfernte Industriekunden wie Nordzucker und Siemens. Gerade für solch große Abnehmer seien Freiflächenanlagen sehr attraktiv, sagt der Birkenfelder Professor Te Heesen. Denn sie lassen sich günstiger installieren als etwa Solarzellen auf dem Dach.
Weitere Solaranlagen rund um Speicher und Irrel geplant
Te Heesen glaubt daher, dass das Land einen guten Mix aus Balkonkraftwerken, Freiflächen-Photovoltaik und Windrädern braucht, um die Energiewende zu schaffen. Daran will auch die Firma Enovos mitarbeiten und mitverdienen und plant daher in den nächsten Jahren noch einige weitere Solaranlagen, zum Beispiel in Irrel und in Speicher in der Eifel. In Mettendorf sind die Arbeiter inzwischen wieder von der Hebebühne runtergestiegen. Alles ist verkabelt, der Trafo läuft.