Für Sammler und Liebhaber

Warum zwei junge Wiltinger auf alte Schreibmaschinen stehen

Stand
Autor/in
Solveig Naber
Foto von Solveig Naber, Redakteurin bei SWR Aktuell im Studio Trier

Metallisches Klacken, das Klingeln am Ende, das Surren, wenn der Schlitten zurück saust: Antike Schreibmaschinen haben ihren Charme. Paul Hallmanns und Jakob Kramp sind ihm verfallen.

Remington, Underwood, Olivetti, Olympia, Hermes, Continental, Mercedes, Adler oder Erika… Paul Hallmanns und Jakob Kramp hatten sie alle. Und viele von ihnen stehen in den Regalen eines umgebauten Heubodens in Wiltingen. Die Scheune ist zugleich Werkstatt und Geschäft der beiden Studenten.

Die Studenten Paul Hallmanns und Jakob Kramp aus Wiltingen an der Saar reparieren und sammeln alte Schreibmaschinen.
Nur eine kleine Auswahl der alten Schreibmaschinen, die im Geschäft von Paul Hallmanns und Jakob Kramp stehen.

Alte Schreibmaschinen mit Klavierlack

Verteilt sind die antiken Schmuckstücke im ganzen Raum. Viele Exemplare sind fast 100 Jahre alt. Das sieht man ihnen allerdings nicht an. Noch aus Gusseisen gefertigt, sind sie mit schwarzem Klavierlack überzogen, der im Licht der Deckenleuchter glänzt.

Die Studenten Paul Hallmanns und Jakob Kramp aus Wiltingen an der Saar reparieren und sammeln alte Schreibmaschinen.
Die Schreibmaschinen-Retter: Jakob Kramp (links) und Paul Hallmanns aus Wiltingen an der Saar sammeln und reparieren alte Schreibmaschinen. Mehr als 100 antike Exemplare stehen inzwischen in ihrem Geschäft.

Am Anfang war Großmutters alte Schreibmaschine

Paul Hallmanns und Jakob Kramp sind Anfang 20. Die Cousins waren schon als Kinder von alten Schreibmaschinen fasziniert. Angefangen hatte alles mit einer alten Schreibmaschine bei der Großmutter. Darauf zu schreiben fanden sie cool, erzählt Paul Hallmanns.

So eine Schreibmaschine strahlt was aus. Die hat so einen Sog. Die will, dass ich was in sie eingebe.

Bei der Tante der beiden stand auch noch ein Exemplar rum. Da gab's dann kein Halten mehr, erinnert sich der Student. Sie entdecken das alte Handwerk und die unvergleichliche Feinmechanik der Maschinen für sich. Sie beginnen, alte Modelle zu reparieren und bringen sich alles selbst bei.

"So eine Schreibmaschine strahlt ja was aus. Die hat so einen Sog. Die will, dass ich was in sie eingebe. Und auch die unmittelbare Verbindung zum geschriebenen Wort macht es besonders." Das Aussehen und das tolle Design komme noch obendrauf, sagt Paul Hallmanns und lacht.

Alte Schreibmaschinen des italienischen Herstellers Olivetti. Die Studenten Paul Hallmanns und Jakob Kramp aus Wiltingen an der Saar reparieren und sammeln solche alte Schreibmaschinen.
Design-Ikonen: Die Schreibmaschinen des italienischen Herstellers Olivetti sind legendär. Bei Autoren und Schriftstellern sind die Modelle besonders beliebt.

Schreibmaschine statt Laptop

In der Schule werden die beiden Schülervertreter. Bei den Sitzungen mussten Protokolle geschrieben werden. Weil die technische Ausstattung ihrer Schule "zu wünschen übrig ließ", gab es im Raum der Schülervertreter weder einen PC noch einen Drucker. Nur eine Schreibmaschine stand dort. Die Protokolle wurden trotzdem gebraucht.

"Da dachten wir, wir regeln das einfach: Wir können die Protokolle ja direkt haben, wenn wir sie auf der Schreibmaschine schreiben." Heute steht diese Schreibmaschine bei ihnen in einem der Regale. Ein Geschenk der Schule zum Abschluss, erklären sie.

Jede Schreibmaschine ist anders

Noch als Schüler fangen Hallmanns und Kramp an, die alten Maschinen zu sammeln. Die ersten Exemplare kommen von Leuten aus dem Ort. Die beiden reparieren sie und machen sie wieder schön.

Diese Begeisterung hält bis heute an, erzählt Jakob Kramp. "Man drückt eine Taste und kann genau nachvollziehen, was sie macht. Wie der Mechanismus funktioniert. Wie sich die Farbspule immer einen Mikrometer weiter dreht und der Wagen sich bewegt. Aber es nicht immer das Gleiche. Jede Schreibmaschine ist eine neue Herausforderung und man kann sich jeder auf eine ganz individuelle Art nähern."

Schreibmaschinen im Wandel der Zeit

Mehr als 100 Exemplare haben die Studenten inzwischen gesammelt. Alle selbst repariert und restauriert. Manche Maschine ist über 100 Jahre alt, darunter ein Modell aus den USA. Baujahr um 1900. Schwer steht sie auf einem der Holztische.

Die Studenten Paul Hallmanns und Jakob Kramp aus Wiltingen an der Saar reparieren und sammeln alte Schreibmaschinen. Die Scheibmaschine aus den USA ist mehr als 100 Jahre alt. Baujahr um 1900.
Sehr alt, sehr schwer: Diese Schreibmaschine wurde um 1900 von einem amerikanischen Hersteller gebaut. Sie ist eines der ältesten Exemplare, die Paul Hallmanns und Jakob Kramp besitzen.

Unter den Schätzen der Sammler befindet sich auch eine Mercedes-Elektra. Diese Schreibmaschine verfügt über einen Motor an der rechten Seite, aus dem ein schwarzes Kabel ragt.

Stolz erklärt Hallmanns, dass es sich um ein Modell der ersten elektrischen Schreibmaschine handelt, die nach dem Ersten Weltkrieg gebaut wurde. Nach dem Anschalten ist der schwere Kasten leiser als vermutet - kein Wunder, dass dieser große, schwarze Kasten zu seinen Lieblingen gehört.

Die Studenten Paul Hallmanns und Jakob Kramp aus Wiltingen an der Saar reparieren und sammeln alte Schreibmaschinen. Mit dabei auch die Mercedes-Elektra. Sie ist die erste elektrische Schreibmaschine.
Die Mercedes-Elektra war die erste elektrische Schreibmaschine. Gebaut nach dem 1. Weltkrieg, trat sie schnell ihren Siegeszug in den Büros und Vorzimmern an.

Daneben gibt es in den Regalen elektronische Exemplare aus den 1960er und 70er-Jahren. "Jede hat ihren besonderen Charme", findet Kramp. Zugleich zeigen die Modelle den technischen Fortschritt, den diese Büromaschinen durchlaufen haben.

Kunden sind Sammler und Liebhaber

Paul Hallmanns und Jakob Kramp haben sich zu wahren Experten entwickelt. Ihr Rat und ihr Können ist bei Sammlern und Liebhabern alter Schreibmaschinen gefragt.

Vor fünf Jahre haben die jungen Männer ein Geschäft daraus gemacht. Sie restaurieren alte Schreibmaschinen und verkaufen sie - meist über das Internet. Es kommt auch vor, dass Kunden trotz der langen Anreise nach Wiltingen kommen, um ein Exemplar zu kaufen und sich beraten zu lassen. "Das sind dann schon mal Schriftsteller oder Autoren, die kommen, weil sie auf einer alten Maschine arbeiten wollen."

Das langsame Arbeiten damit holt einen raus aus diesem hochfrequenten Alltag.

Leben könne die beiden Studenten davon nicht. Aber darum geht es ihnen auch nicht. Vielmehr liegt ihre Faszination im Alten - besonders in einer sich ständig beschleunigenden Welt.

"Das langsame, bewusste Arbeiten mit einer Schreibmaschine holt einen auch raus aus diesem digitalen und hochfrequenten Alltag", sagt Jakob Kramp. Und sein Geschäftspartner ergänzt: "Man kann sich immer Lebensbereiche aussuchen, in denen man einfach ein bisschen entschleunigt sein will. Und Menschen, denen das wichtig ist, ihre Worte weise und gescheit zu wählen, sind mit einer Schreibmaschine eben gut beraten."