Die 17-Jährige Nele aus Trier steht an der Porta Nigra, dem Wahrzeichen der Stadt. Vor ihr hat sich eine Grundschulklasse versammelt und hört der jungen Frau aufmerksam zu. Nele gibt für die kleinen Zuhörer eine Führung durch die UNESCO-Weltkulturerbestätte und erzählt spannend über die Geschichte des alten römischen Stadttors. Der 17-Jährigen merkt man ihre Begeisterung an. Aber auch ihre Erfahrung, wenn sie den etwa 40 Zuhörenden von dem antiken Bauwerk erzählt. Das ist kein Zufall. Nele ist eine von den ausgebildeten UNESCO-Scouts, die für ein junges Publikum Führungen durch die Weltkulturerbestätten der Stadt geben.
Die Führungen dauern im Schnitt eine halbe Stunde. Für die 17-Jährige spielt es dabei keine Rolle, ob sie eine Berufsschulklasse oder Grundschüler durch die monumentalen Bauwerke der Antike führt. Für die kleinen Zuhörer hat Nele allerdings eine eigene Methode entwickelt, erzählt sie nach der Führung: "Ich habe einfach mehr und einfachere Fragen gestellt und es hat sehr viel Spaß gemacht. Bei Kindern ist es einfach immer toll, die sind total interessiert und stellen oft ganz tolle Fragen."
UNESCO-Erbe lockt jährlich hunderttausende Besucher
Vor 37 Jahren erhielten einige von Triers historischen Bauwerken den Status als UNESCO-Weltkulturerbestätten. Das sind die Porta Nigra, die Konstantinbasilika, die Kaiserthermen, das Amphitheater, der Dom, die Römerbrücke, die Barbarathermen, die Liebfrauenbasilika und die Igeler Säule. Mehrere hunderttausend Besucher ziehen die antiken Stätten jährlich an die Mosel. Die Geschichte dieser Bauwerke anschaulich für junge Menschen zu machen, das möchte auch Mia mit ihren Führungen erreichen.
Sie gehört wie Nele zum Team der jungen UNESCO-Scouts. Die 17-Jährige ist an diesem Tag an der Konstantinbasilika, der früheren römischen Palastaula, unterwegs. Wegen des schlechten Wetters ist diese Führung nicht so gut besucht, doch das stört Mia nicht. Die vielen Anekdoten und Fakten über das antike Bauwerk erzählt sie auch der kleinen Zuhörerschaft mit Begeisterung.
Gerade die ausgefallenen und weniger bekannten Geschichten rund um die antiken Bauwerke haben es Mia angetan: "Ich glaube, die meisten Schüler in Trier kennen die Basilika oder die Porta schon ein bisschen. Es gibt dann doch mehr Geschichte hinter den Bauwerken, als man das vielleicht aus dem Geschichtsunterricht kennt", sagt die Schülerin und lacht.
Idee der UNESCO-Scouts vor drei Jahren
Nele und Mia sind Schülerinnen des Auguste-Viktoria-Gymnasiums in Trier. Hier hat das Projekt der UNESCO-Scouts auch seinen Ursprung. Die Idee dazu hatten die Lehrerin Michaela Reh und Verena Schneider vom Rheinischen Landesmuseum. Die beiden Freundinnen kennen sich aus dem gemeinsamen Geschichtsstudium an der Universität Trier.
Der Gedanke hinter dem Projekt: Die Schüler erforschen eigenständig das UNESCO-Welterbe der Stadt. Ihr angesammeltes Wissen und ihre Begeisterung können sie dann in Führungen weitergeben. Alles in enger Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum. Das Projekt gibt es seit knapp drei Jahren. "Es kommt sehr gut an. Die Schüler haben sehr viel Freude bei der Erarbeitung der nicht so sehr bekannten Facts. Und das kommt dann auch dementsprechend rüber", ist Lehrerin Michaela Reh überzeugt.
Bald auch Junior-UNESCO-Scouts?
Das Projekt soll sogar noch ausgebaut werden, sagt Reh. So gibt es seit kurzem auch eine Junior-Scouts Gruppe mit Schülerinnen und Schülern ab der sechsten Klassenstufe. Hier lernen sie von ihren älteren Mitschülern die Bedeutung des Weltkulturerbes in Trier kennen. So geben Mia und Nele, die im nächsten Jahr Abitur machen, ihr Wissen an die nächste Generation weiter.
Ziel ist es, mit ihnen das Angebot für Führungen zu ergänzen. Die Scouts arbeiten auch daran, Lernvideos über die einzelnen Bauwerke der Stadt zu erstellen. Es bleibt viel zu tun für die jungen und künftigen UNESCO-Scouts in Trier.
Wer eine private Führung bei den jungen Scouts buchen möchte, kann die UNESCO-Scouts über unesco.scouts@avg-trier.de erreichen.