Wer sich im Broadway-Kino in Trier einen Film ansehen will, muss derzeit Schlange stehen. Popcorn und Tickets gehen weg wie Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. "Das Adventsgeschäft läuft gut", sagt auch Theaterleiterin Josefine Kraft. Ihr Kassenschlager ist dieses Jahr "Wonka", die Vorgeschichte zum Weihnachtsfilm „Charlie und die Schokoladenfabrik“. Doch wie immer nimmt Kraft an den Feiertagen auch ältere Streifen ins Programm auf.
Dieses Jahr flimmern die Komödien "Tatsächlich Liebe" und "Schöne Bescherung" über die Trierer Leinwände. Insbesondere der Film mit Chevy Chase hat eine treue Fangemeinde, sagt die Kinochefin: "Im Herbst fragen mich die Leute schon, ob wir den an Weihnachten wieder zeigen. Da kommt man dann nicht drumrum, aber das ist ja auch wunderbar."
Wissenschaftlerin: Filme sind besser als ihr Ruf
Doch was ist es eigentlich, was die Menschen an Weihnachtsfilmen begeistert? Dieser Frage ist die Literaturwissenschaftlerin Andrea Geier von der Universität Trier mit ihren Kolleginnen in den vergangenen Jahren nachgegangen. Die Forscherinnen haben sich verschiedene Filme Szene für Szene angesehen und sich Gedanken über die Geschichten, die Charaktere und den Erzählstil gemacht.
Eine erste Erkenntnis für Geier: Die Filme seien viel besser als ihr Ruf. Viele gelten zwar als belangloser Kitsch. Doch es stecke mehr in Klassikern wie "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" bis zur Netflix-Serie "Weihnachten zu Hause": "In Weihnachtsfilmen geht es um Familien- und Gesellschaftsordnungen, über die Werte und die Art und Weise, wie wir zusammenleben wollen."
Ohne Krise kein Happy-End im Weihnachtsfilm
Meist müssten die Protagonisten der Filme daher Krisen lösen. Da gibt es den Weihnachtsmuffel, der erst überzeugt werden muss, dass die Adventszeit auch für ihn etwas bereithält. Oder es geht um gesellschaftliche Probleme wie Obdachlosigkeit und Armut. Die Welt ist also auch in den Weihnachtsfilmen nicht perfekt.
"Bevor es ein Happy-End gibt, muss erst mal ein Problem auftauchen, das dann gelöst wird", erklärt Andrea Geier: "Das Versprechen der Filme ist nicht, dass die Welt automatisch besser wird, nur weil es Weihnachten gibt. Aber sie geben einen Impuls, darüber nachzudenken, welche Krisen lösbar sind und wer dazu etwas beitragen kann."
Weihnachtsfilme boomen online, im Fernsehen und im Kino
Vielleicht boomen Weihnachtsfilme auch deshalb gerade in Zeiten von Krise, Krieg und Klimawandel. Das hält auch Josefine Kraft vom Trierer Broadway Kino für eine gute Theorie: "Die Figuren in den Filmen durchleben den Konflikt und dann ist es wieder gut. Und vielleicht gibt es einem Kraft, die eigene Verwandtschaft an Weihnachten auch so gut zu überstehen."
Was es auch ist: Für viele Menschen gehören die Filme zum Fest dazu. Deswegen kann sich die Kinoleiterin alle Jahre wieder über volle Kinosäle zum Advent freuen. Streamingportale und Fernsehsender bringen ständig neue Weihnachtsfilme auf den Markt. Und auch Andrea Geier und ihre Kolleginnen finden noch genug Material für ihr drittes Buch zum Thema. Das ist schon in der Mache und soll nächstes Jahr erscheinen.