Mit einem Dampfstrahler putzt Alexander Rinke den Hof seines Weingutes in Mertesdorf. Denn auch sechs Tage nachdem die Ruwer übers Ufer getreten ist, ist alles voller Schlamm. Die Fluten haben fortgerissen, was draußen stand, und sind auch in seinen Keller eingedrungen. Der Schaden durch das Hochwasser: rund 80.000 Euro. "Das ganze Haus hat ausgesehen wie ein Hausboot in einem See", sagt der Winzer.
Es ist ein schwerer Schlag für den Winzer, und schon der zweite in einem Monat. Denn Ende April gab es mehrere frostige Nächte in der Region und die haben nicht alle seine Weinberge überstanden. Wegen der Kälte bilden rund ein Drittel seiner Pflanzen keine Trauben aus. Immerhin: Rinke hatte Schlimmeres befürchtet. "Zuerst bin ich davon ausgegangen, dass wir 80 Prozent der Ernte verlieren - aber die Pflanzen haben sich gut erholt", sagt er.
Vor allem Nebentäler wie Saar und Ruwer mit großen Ausfällen
Viele seiner Kollegen in der Region Trier hatten weniger Glück, sagt Winzerpräsident Walter Clüsserath. Der Frost habe vor allem in den schattigen und kälteren Nebentälern der Mosel große Schäden angerichtet. Saar, Ruwer, Lieser und Salm habe es besonders stark getroffen. "Wenn ich nichts ernte, ist das, wie wenn jemand arbeiten geht und dann bekommt er keinen Lohn", sagt der Winzer aus Pölich: "Und wir haben Betriebe, die werden faktisch gesehen nichts ernten."
Ein Drittel der Weinbauern sind gegen Frostschäden versichert
Immerhin sei gut ein Drittel der Winzer im Land gegen Frostschäden versichert, so Clüsserath: "Dann sind die wenigstens nicht in ihrer Existenz bedroht." Den Schaden, den das Hochwasser angerichtet hat, erstattet den Weinbauern allerdings niemand.
Noch immer steht Wasser zwischen den Rebstöcken an Saar, Mosel und Ruwer. Manche sind voller Schlamm, sie sind fast komplett untergegangen. "Welche Auswirkungen das jetzt hat, muss man abwarten", sagt Clüsserath. Er befürchtet aber, dass sich Pilze wie der echte und der falsche Mehltau bilden könnten: "Die lieben so ein Wetter wie jetzt mit Feuchtigkeit und Wärme."
Wein könnte beim Winzer teurer werden, beim Supermarkt eher nicht
Winzer wie Alexander Rinken hoffen daher, dass es jetzt zumindest trocken bleibt. Denn weitere Katastrophen können er und seine Kollegen sich kaum leisten: "Wenn das jetzt noch mal passiert, dann wird es wirklich schwierig. Wenn wir keine Trauben ernten, können wir auch keinen Wein verkaufen."
Dieses Jahr wird es ohnehin weniger Wein aus der Region Trier geben. Was das für die Kunden bedeutet: Wer direkt beim Weingut kauft, muss vielleicht draufzahlen, weil Winzer ihre Ausfälle ausgleichen müssen.
An der Supermarktkasse hingegen dürfte sich nichts ändern, schätzt Weinbaupräsident Walter Clüsserath, leider: "Wenn unser Wein ihnen zu teuer wird, kaufen die Discounter den eben woanders ein." Hier würde sich der Winzerchef mehr Solidarität des Einzelhandels mit den geschädigten Regionen wünschen: "20 oder 30 Cent pro Liter mehr zu bezahlen, würde den Händlern mit Sicherheit nicht wehtun."