Mit einer psychologischen Studie will die Aufarbeitungskommission im Bistum Trier die persönlichen Folgen von sexualisierter Gewalt für Betroffene analysieren. Die Studie an der Universität Trier wird von der Kommission finanziert und von einer Forschungsgruppe unter der Leitung der Psychologin Petra Hank verantwortet, wie der Kommissions-Vorsitzende Gerhard Robbers mitteilte.
Betroffene und deren Angehörige sollen befragt werden
Wie wirkt sich der sexuelle Missbrauch auf die persönliche Entwicklung des Betroffenen aus? Wie haben die Betroffenen ihre Gewalterfahrung bewältig? Sind sie durch die Missbrauchserfahrung weniger belastbar und widerstandsfähiger? Welche Spätfolgen hat das Trauma für sie? Diesen Fragen will die Studie nachgehen.
Ergebnisse in drei Jahren erwartet
Die Untersuchung läuft seit Februar und ist auf drei Jahre angelegt. Ergebnisse könnten 2026 präsentiert werden. Ziel sei, über die Folgen sexualisierter Gewalt aufzuklären. Außerdem sollen kirchliche und gesellschaftliche Strukturen offengelegt werden, die Missbrauch begünstigten. Zugleich gehe es um Handlungsempfehlungen für Kinderschutz und Prävention. Letztendlich geht es in der Studie auch darum, wie Betroffene besser bei der Bewältigung von Missbrauch unterstützt werden können.
Auch Missbrauchs-Beschuldigte sollen an Studie teilnehmen
Das Forschungsprojekt will gleichzeitig auch Beschuldigte befragen. Es gehe darum zu klären, wie Täter vorgingen. Und um strukturelle Bedingungen von Gewalt in kirchlichen Einrichtungen. Die Autoren der Studie hoffen, Beschuldigte zu finden, die bereit sind Auskunft zu geben. Die Forschungsgruppe ruft aber auch Betroffene und deren Kinder auf, teilzunehmen. Befragt werden sollen aber auch Mitglieder von Kirchengemeinden, in denen Missbrauch durch Geistliche oder Mitarbeitende des Bistums stattfand.
Unabhängige Aufarbeitungskommission im Bistum Trier
Eine 2021 eingerichtete Kommission befasst sich mit der Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum Trier. Ein Historikerteam an der Universität Trier führt in ihrem Auftrag bereits eine historische Studie durch. Ein erster, im Dezember veröffentlichter Bericht ging auf Missbrauch in der Zeit des früheren Bischofs Bernhard Stein (1903-1993) ein.
Historische Studie zur Aufarbeitung läuft parallel
Außerdem sind den Forschenden demnach für den Zeitraum von 1946 bis 2021 bislang 202 Beschuldigte und 544 Betroffene im Bistum bekannt. Die historische Untersuchung läuft weiter. Die Leiter der historischen und psychologischen Untersuchungen, Lutz Raphael und Petra Hank, sind jeweils auch Mitglieder in der Aufarbeitungskommission.