"Die Straßen und Brücken in der Region Trier sind in einem desolaten Zustand", sagt Jennifer Schöpf-Holweck. Seit knapp zwei Wochen ist sie neue Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Trier. Nicht genug damit, dass wichtige Infrastrukturprojekte in der Region Trier auf sich warten ließen, sagt sie. Es gebe auch einen erheblichen Sanierungsstau. Einige Unternehmen dächten bereits darüber nach, ihren Standort zu verlagern.
Diese Infrastrukturprobleme sind ein zentraler Punkt aus einem Positionspapier, das die Industrie und Handelskammer Trier heute zusammen mit der Handwerkskammer Trier vorgestellt hat. Die Kammern sind nach eigenen Angaben äußerst unzufrieden damit, wie sich die regionale Wirtschaft in der Region Trier zuletzt entwickelt hat und fordern schnelle und nachhaltige Reformen.
Regionales Bruttoinlandsprodukt unter dem Landesdurchschnitt
Die IHK-Hauptgeschäftsführerin verweist darauf, dass das regionale Bruttoinlandsprodukt pro erwerbstätiger Person rund 15 Prozent unter dem Landesdurchschnitt liege und sich auch die Beschäftigungsdynamik zunehmend verschlechtere. Es sei höchste Zeit gegenzusteuern.
Verkehrsprojekte wie der A1-Lückenschluss, die Westumfahrung Triers oder die Ehranger Brücke müssten endlich angegangen werden. "Seit der Eröffnung des Hochmoselübergangs hat es in unserer Region keine bedeutende Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur mehr gegeben, dafür sind vielerorts aber die Belastungen der Unternehmen durch kommunale Steuern und Abgaben gestiegen", sagt die IHK-Hauptgeschäftsführerin.
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Auch mangele es an Gewerbe- und Industriegebieten. "Der Platz ist da, wird aber nicht ausreichend genutzt", so Schöpf-Holweck. Wenn politische Entscheidungen getroffen würden, solle das auch zu Wertschöpfung führen. Es müsse außerdem Bürokratie in den Behörden und Verwaltungen abgebaut und die Digitalisierung vorangebracht werden. Wegen des Fachkräftemangels müsse es zudem möglich werden, Migranten schneller zu beschäftigen.
Forderungskatalog richtet sich an regionale Entscheidungsträger
Es ist ein ganzer Forderungskatalog, den die Kammern so zusammengestellt haben. Sie richten sich damit trotz chronisch leerer Kassen vor allem an politische Entscheidungsträger vor Ort, schauen aber natürlich auch auf die bevorstehende Bundestagswahl.
"Man muss da ein bisschen Hoffnung haben", meint Jennifer Schöpf-Holweck auf Nachfrage. Die Positionen müsse man erneuern und immer wieder in Gespräche einbringen. Und irgendwann fruchte schon das ein oder andere. "Aber ich glaube, wir müssen uns ein bisschen von dem Gedanken entfernen, dass wir alles damit lösen können oder dass all unsere Maßnahmen, die wir vorschlagen, auch zügig umgesetzt werden", so IHK-Hauptgeschäftsführerin Schöpf-Holweck.