Von der Zerstörung durch die Flut 2021 ist in Messerich im Eifelkreis Bitburg-Prüm heute kaum noch etwas zu sehen. Das Wasser kam in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli. Aus dem kleinen Fluss Nims wurde ein reißender Strom. Zwei Meter hoch stand das Wasser in den Straßen und Häusern der Gemeinde mit etwa 600 Einwohnern.
Umfrage im Auftrag des SWR Drei Jahre nach der Flut: Wie geht es den Menschen in der Region Trier?
Drei Jahre liegt die Flutkatastrophe inzwischen zurück. Die Menschen in der Region Trier beschäftigt sie weiterhin. Wie sehr, zeigt eine exklusive Umfrage des SWR.
Inge Steichen lebt mit ihrem Mann in einem alten Bauernhaus direkt am Ufer der Nims. Jahrelang hatte sie es liebevoll restauriert. Im Juli 2021 wurde dann das komplette Erdgeschoss überflutet. 1,60 Meter hoch stand die braune Brühe in den Räumen. 24 Stunden lang waren sie und ihr Mann mit ihren Hunden im ersten Stock eingeschlossen. "So etwas vergisst man nicht", sagt Steichen.
Wenn Gewitter oder Unwetter angekündigt sind, geht Steichen oft jede Stunde zum Ufer der Nims. Sobald ein bisschen mehr Wasser kommt, fängt sie an, im Haus zu räumen, erzählt sie. "Das hat man im Kopf und das bleibt da auch drin." Doch wegzugehen, daran hat sie nie gedacht. Zu viel Liebe steckt in ihrem Bauernhaus.
Nichts mehr wie vor der Flutkatastrophe
Seit 1812 steht auch das Bauernhaus der Familie Begon. Während der Flut 2021 war Alfred Begon mit der Feuerwehr im Ort unterwegs. An sein eigenes Haus dachte er nicht, denn es war noch nie von Hochwasser betroffen gewesen. Dann ging alles ganz schnell und er konnte gerade noch seine damals 91-jährige Mutter aus dem Erdgeschoss in den ersten Stock retten.
Sitzt man mit Alfred Begon in dem inzwischen wieder schön hergerichteten kleinen Wohnzimmer im Erdgeschoss seines Hauses, deutet nichts auf die Schäden durch das Hochwasser vor drei Jahren hin. Doch er sagt, er hat jedesmal große Sorge, wenn wieder Starkregen angekündigt ist, dass es werden könnte wie 2021. "Dann war natürlich der Schock ganz groß. Auch jetzt, wenn wieder Wasser kommt oder es gemeldet ist, dann hat man schon Angst, dass es wieder kommt."
Umfrage: Rund 60 Prozent fühlen sich belastet
So geht es offenbar vielen Menschen in der Region Trier. Das ergibt sich auch aus einer exklusiven SWR-Umfrage in den Flutgebieten. Dort haben jeweils mehr als die Hälfte der Betroffenen aus der Region Trier angegeben, dass die Flut sie noch immer belaste. 59 Prozent waren es im Eifelkreis Bitburg-Prüm, in dem auch Messerich liegt.
Umfrage im Auftrag des SWR Drei Jahre nach der Flut: Wie geht es den Menschen in der Region Trier?
Drei Jahre liegt die Flutkatastrophe inzwischen zurück. Die Menschen in der Region Trier beschäftigt sie weiterhin. Wie sehr, zeigt eine exklusive Umfrage des SWR.
Was die Lage der Menschen sicher nicht besser macht: Viele finden der Umfrage zufolge auch, dass sich beim Hochwasserschutz in den vergangenen drei Jahren zu wenig getan hat. Nur ein Drittel der Menschen in der Region Trier glaubt, dass das Land Rheinland-Pfalz auf ein kommendes Hochwasser gut vorbereitet ist.
Menschen fordern mehr Hochwasserschutz
Schon vor der Flut im Juli 2021 hatte die Gemeinde Messerich mit einem Konzept für Hochwasserschutz begonnen. Doch auch drei Jahre nach der Flut ist es nicht abgeschlossen. Das ist ein langwieriges Verfahren und das beauftragte Ingenieurbüro ist für viele Gemeinden zuständig.
Für viele Maßnahmen ist auch die Verwaltung des Eifelkreises Bitburg-Prüm zuständig, sagt der Messericher Bürgermeister Otmar Schröder, zum Beispiel das Nimsufer. Die Gemeinde Messerich würde sich auch einen Pegel im Ort oder in der Nähe wünschen, für schnellere Warnung vor Hochwasser. Der nächste Pegel ist 20 Kilometer entfernt. Der Stromtrafo für Messerich steht auch immer noch direkt am Ufer der Nims. 2021 war er überflutet und Messerich 24 Stunden ohne Strom. Für den Trafo ist der Stromversorger zuständig, da kann die Gemeinde nichts machen.
Whatsapp-Gruppe gegen Hochwasserangst
Menschen, die 2021 von der Flut betroffen waren, haben sich in Messerich zu einer Whatsapp-Gruppe zusammengetan. "Bei vielen ist dieses Ereignis 2021 wie eingebrannt", sagt Bürgermeister Otmar Schröder. "Da kommen immer sehr viele und schnelle Reaktionen, wenn Unwetter angesagt sind. Ängste machen sich dann breit."
Immerhin können sie sich bei Wettervorhersagen mit Gewitter und Starkregen gegenseitig warnen und beistehen. Die Hilfsbereitschaft nach der Flut war enorm, sagen Menschen aus Messerich, deren Häuser überflutet wurden. Und sie hoffen, dass so etwas wie die Flut 2021 nicht wieder passiert.