Orange Day macht auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam

Haus für Mutter und Kind in Trier: Die Gewaltspirale durchbrechen

Stand
Autor/in
Dunja von Morzé
Dunja von Morzé am Mikrofon

Mütter mit psychischen Problemen oder einer Sucht haben oft Gewalt erlebt. Eine Einrichtung will ihnen helfen, damit sie ihre Kinder versorgen und erziehen können.

Es geht munter zu im Annastift an diesem Morgen. Drei Mütter mit ihren Kindern sind im sogenannten Kinderzimmerbereich. Die Kleinkinder spielen in der Krabbelgruppe. Im Zimmer nebenan kümmert sich eine Mutter um ihr Baby, das sich offenbar erkältet hat. Eine Kinderkrankenschwester hilft ihr.

Hilfe für belastete Mütter

15 Mütter und ihre Kinder leben derzeit im Haus für Mutter und Kind - Annastift, erzählt Bereichsleiterin Anette Braband. Viele seien sehr belastet. Sie leiden entweder unter einer Medikamenten- oder Drogensucht, und/oder einer psychische Erkrankung. Sie können meist nicht 24 Stunden auf ihre Kinder aufpassen, sondern brauchen dabei Unterstützung.

Im Haus für Mutter und Kind Annastift gibt es auch einen Außenbereich, in denen die Kinder toben und spielen können.
Im Haus für Mutter und Kind Annastift gibt es auch einen Außenbereich, in denen die Kinder toben und spielen können.

Dafür gibt es auch eigene Räume. Wenn die Frauen selbst mal eine Auszeit brauchen, unterstützen andere sie bei der Betreuung. Dann passt eine Mitarbeiterin auf die Kinder auf. Oder wenn Kinder Fieber haben, bekommen die Mütter durch geschulte Mitarbeiterinnen Rat und Hilfe.

Mainz

Orange Day Gewalt gegen Frauen: Zu wenig Frauenhäuser in Rheinland-Pfalz

In RLP gibt es immer mehr Fälle von häuslicher Gewalt. Doch die Frauenhäuser decken den Bedarf nicht mal annähernd. Aber es gibt landesweit Beratung und Hilfsangebote.

Der Vormittag SWR1 Rheinland-Pfalz

Kleine Wohneinheiten für die Frauen

Auch beim Essen und der Kindererziehung gibt es Unterstützung: Wie reagiere ich als Mutter, wenn mein Kind zum fünften Mal den Teller vom Tisch fegt.

Der Bereich bietet aber auch einfach Gemeinschaft. Dort kann zusammen gekocht werden und die Frauen können sich mit ihren Kindern dort aufhalten. Vor dem Fenster gibt es einen Außenspielbereich mit Schaukeln und sogar einem kleinen Kaninchen-Streichelzoo. Alles soll helfen, damit die Frauen nicht so gestresst sind.

In einem "Elternzimmer" können Mütter mit kleinen Kindern unterstützt werden - auch nachts.
In einem "Elternzimmer" können Mütter mit kleinen Kindern unterstützt werden - auch nachts.

Gewalterfahrung der Mütter

Die meisten der Frauen im Annastift haben selbst Gewalt erlebt - sei es in der eigenen Kindheit oder später durch einen Partner. Manche hätten sogar körperliche Gewalt in der Schwangerschaft erfahren. Auch manche der älteren Kinder, die mit einziehen, haben selbst die Gewalt erlebt oder mussten zusehen. Daher soll das Haus für Mutter und Kind ihnen nun Schutz bieten.

Mütter sollen "zur Ruhe kommen"

Viele Mütter berichteten, dass sie im Mutter-Kind-Haus zum ersten Mal zur Ruhe kommen und Frieden finden. Anette Braband berichtet außerdem von Hilfsangeboten für die Mütter. Es gebe ein Netzwerk von Therapeuten und auch Selbsthilfegruppen, auch die Suchtberatung "Die Tür" könne den Frauen helfen.

Zudem gebe es im Annastift genug geschulte Mitarbeiterinnen, die spürten, wenn die Frauen Hilfe benötigten. Sie können die Mütter stabilisieren, damit dann die eigentliche Arbeit mit Mutter und Kind beginnen kann. Allerdings gibt es auch im Annastift zu wenig Plätze.

Für Mütter, die sich in einer Art Übergang befinden., gibt es Extra-Appartements. Dort können sie sich langsam an ein eigenständiges Leben gewöhnen.

Die zweijährige Fenja lebt mit ihrer Mutter im Haus für Mutter und Kind in Trier. Mütter mit psychischen oder Suchtbelastungen bekommen dort Hilfe.
Die zweijährige Fenja lebt mit ihrer Mutter im Haus für Mutter und Kind in Trier. Mütter mit psychischen oder Suchtbelastungen bekommen dort Hilfe.

Problem Wohnungssuche

Mütter, die eigentlich ausziehen könnten, müssen aber oft noch bleiben. Sie finden schlichtweg keine bezahlbaren Wohnungen, erzählt Regina Bergmann vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), dem Trägerverband. Wenn das Haus für Mutter und Kind voll belegt ist, können somit keine neuen Frauen mit Kind aufgenommen werden. Die Warteliste werde immer länger.

Fehlender Wohnraum auch Problem struktureller Gewalt

Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen verstärke auch oft ein Machtverhältnis innerhalb von Beziehungen: Oft laufe der Mietvertrag auf den Mann, was die Frauen abhängig mache von ihrem Partner, wenn sie ein Dach über dem Kopf haben wollten. Als Mütter oder Schwangere seien sie auch noch besonders verletzlich. Bergmann fordert daher, dass es viel mehr Sozialwohnungen geben müsse. Es müsste auch seitens der öffentlichen Hand solche Wohnungen gebaut werden.

Trier

Hilfsangebot für Opfer von Gewalt Interventionsstelle: Betroffene sind nicht Schuld an häuslicher Gewalt

Die Interventionsstelle Trier hilft Frauen, die körperliche und seelische Gewalt erfahren haben. Zwei Frauen erzählen anlässlich der Orange Days, wie ihnen dort geholfen wurde.

Forum Jeden Tag ein Femizid – Wie bekämpfen wir Gewalt gegen Frauen?

Eva Röder diskutiert mit
Katja Grieger, Geschäftsführerin des Bundesverbands Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe
Dr. Susanne Kaiser, Journalistin und Autorin
Markus Theunert, Psychologe

Forum SWR Kultur

Bitburg

Offizielle Eröffnung im Eifelkreis Bitburg-Prüm Schutz vor Gewalt: Neues Frauenhaus schließt Lücke in der Eifel

Dort wo lange ein weißer Fleck auf der Landkarte war, soll jetzt ein neues Frauenhaus bis zu zehn Frauen und ihren Kindern Schutz bieten. Heute wurde es offiziell eröffnet.

SWR4 am Nachmittag SWR4