Es geht munter zu im Annastift an diesem Morgen. Drei Mütter mit ihren Kindern sind im sogenannten Kinderzimmerbereich. Die Kleinkinder spielen in der Krabbelgruppe. Im Zimmer nebenan kümmert sich eine Mutter um ihr Baby, das sich offenbar erkältet hat. Eine Kinderkrankenschwester hilft ihr.
Hilfe für belastete Mütter
15 Mütter und ihre Kinder leben derzeit im Haus für Mutter und Kind - Annastift, erzählt Bereichsleiterin Anette Braband. Viele seien sehr belastet. Sie leiden entweder unter einer Medikamenten- oder Drogensucht, und/oder einer psychische Erkrankung. Sie können meist nicht 24 Stunden auf ihre Kinder aufpassen, sondern brauchen dabei Unterstützung.
Dafür gibt es auch eigene Räume. Wenn die Frauen selbst mal eine Auszeit brauchen, unterstützen andere sie bei der Betreuung. Dann passt eine Mitarbeiterin auf die Kinder auf. Oder wenn Kinder Fieber haben, bekommen die Mütter durch geschulte Mitarbeiterinnen Rat und Hilfe.
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Kleine Wohneinheiten für die Frauen
Auch beim Essen und der Kindererziehung gibt es Unterstützung: Wie reagiere ich als Mutter, wenn mein Kind zum fünften Mal den Teller vom Tisch fegt.
Der Bereich bietet aber auch einfach Gemeinschaft. Dort kann zusammen gekocht werden und die Frauen können sich mit ihren Kindern dort aufhalten. Vor dem Fenster gibt es einen Außenspielbereich mit Schaukeln und sogar einem kleinen Kaninchen-Streichelzoo. Alles soll helfen, damit die Frauen nicht so gestresst sind.
Gewalterfahrung der Mütter
Die meisten der Frauen im Annastift haben selbst Gewalt erlebt - sei es in der eigenen Kindheit oder später durch einen Partner. Manche hätten sogar körperliche Gewalt in der Schwangerschaft erfahren. Auch manche der älteren Kinder, die mit einziehen, haben selbst die Gewalt erlebt oder mussten zusehen. Daher soll das Haus für Mutter und Kind ihnen nun Schutz bieten.
Mütter sollen "zur Ruhe kommen"
Viele Mütter berichteten, dass sie im Mutter-Kind-Haus zum ersten Mal zur Ruhe kommen und Frieden finden. Anette Braband berichtet außerdem von Hilfsangeboten für die Mütter. Es gebe ein Netzwerk von Therapeuten und auch Selbsthilfegruppen, auch die Suchtberatung "Die Tür" könne den Frauen helfen.
Zudem gebe es im Annastift genug geschulte Mitarbeiterinnen, die spürten, wenn die Frauen Hilfe benötigten. Sie können die Mütter stabilisieren, damit dann die eigentliche Arbeit mit Mutter und Kind beginnen kann. Allerdings gibt es auch im Annastift zu wenig Plätze.
Für Mütter, die sich in einer Art Übergang befinden., gibt es Extra-Appartements. Dort können sie sich langsam an ein eigenständiges Leben gewöhnen.
Problem Wohnungssuche
Mütter, die eigentlich ausziehen könnten, müssen aber oft noch bleiben. Sie finden schlichtweg keine bezahlbaren Wohnungen, erzählt Regina Bergmann vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), dem Trägerverband. Wenn das Haus für Mutter und Kind voll belegt ist, können somit keine neuen Frauen mit Kind aufgenommen werden. Die Warteliste werde immer länger.
Fehlender Wohnraum auch Problem struktureller Gewalt
Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen verstärke auch oft ein Machtverhältnis innerhalb von Beziehungen: Oft laufe der Mietvertrag auf den Mann, was die Frauen abhängig mache von ihrem Partner, wenn sie ein Dach über dem Kopf haben wollten. Als Mütter oder Schwangere seien sie auch noch besonders verletzlich. Bergmann fordert daher, dass es viel mehr Sozialwohnungen geben müsse. Es müsste auch seitens der öffentlichen Hand solche Wohnungen gebaut werden.