In der Türkei billig eingekauft und dann teuer an deutsche Apotheken veräußert: Das war offenbar die Masche der Eifeler Angeklagten.

Millionenbetrug bei Pharmafirma

Illegale Geschäfte mit Krebsmedikamenten: Prozess in Trier

Stand
Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Mitarbeiter einer Eifeler Pharma-Firma müssen sich heute vor dem Landgericht Trier verantworten. Sie sollen Krebsmedikamente geschmuggelt, verkauft und Millionen verdient haben.

"Wir handeln ausschließlich mit Original-Präparaten aus der EU" - mit diesem Versprechen wirbt die Firma "CC Pharma" aus Densborn im Internet. Das habe das Unternehmen "in seiner DNA", heißt es auf der Homepage weiter.

Die Staatsanwaltschaft Trier hat daran allerdings erhebliche Zweifel. Sie wirft früheren Angestellten des Eifeler Unternehmens vor, deutsche Apotheken mit illegalen Medikamenten aus dem Ausland beliefert zu haben. Dazu hätten sie im Jahr 2010 insgesamt elf Lieferungen von Arzneimitteln aus der Türkei über die Niederlande und Norwegen nach Deutschland geschmuggelt - obwohl diese in der Europäischen Union gar nicht zugelassen gewesen seien.

Staatsanwaltschaft Trier: Schaden in Millionenhöhe

Die früheren Mitarbeiter hätten unter anderem teure Krebsmedikamente in der Türkei günstiger eingekauft, neu verpacken lassen und sie dann in Deutschland verkauft, so die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. Sie hätten sich damit selbst bereichert und die Apotheken betrogen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft geht es um mehr als 2.200 Fälle und 7,7 Millionen Euro.

Der Haupteingang des Land- und Amtsgerichts Trier
Der Prozess beginnt heute vor dem Landgericht Trier.

Schwierige Ermittlungen über Jahre

Die Staatsanwaltschaft ist den Männern bereits seit Jahren auf der Spur. Die Ermittlungen seien "äußerst komplex und umfangreich gewesen", etliche Daten und Unterlagen hätten gesichtet werden müssen, sagt Peter Fritzen, der Leitende Oberstaatsanwalt in Trier. "Der Lieferweg der Medikamente musste jeweils vom Hersteller bis zum Endabnehmer nachvollzogen werden."

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Dazu ermittelte das Bundeskriminalamt unter anderem in der Türkei, in Bulgarien, Österreich und Zypern. Die deutsche Behörde musste die dortigen Strafverfolger um Rechtshilfe bitten.

Staatsanwaltschaft hat schon 2018 Anklage erhoben

Die deutschen Ermittler hätten zudem zu klären gehabt, ob das Pharma-Unternehmen aus der Vulkaneifel noch in weitere kriminelle Geschäfte verwickelt gewesen sei. Hier habe sich aber "kein hinreichender Tatverdacht" ergeben, so Fritzen. Dennoch hat die Staatsanwaltschaft Trier 2018 Anklage erhoben, nachdem sie alle Daten und Unterlagen ausgewertet hatte.

Nach Anklage: Weitere sechs Jahre bis zum Prozess

Bis zum Prozessbeginn gingen dann aber weitere sechs Jahre ins Land. Die Wirtschaftskammer des Landgerichts Koblenz lehnte es ab, den Fall zu übernehmen.

Mehrere Mitarbeiter der Firma "CC Pharma" aus Densborn stehen ab heute vor dem Landgericht Trier.
Mehrere Mitarbeiter der Firma "CC Pharma" aus Densborn stehen ab heute vor dem Landgericht Trier.

Das Landgericht Trier hatte dann nach eigenen Angaben eine extrem umfangreiche Akte mit 46 Bänden durchzuarbeiten. Was den Fall außerdem kompliziert macht: Es gibt acht Angeklagte mit insgesamt zwölf Verteidigern.

Angeklagte bestreiten strafbare Handlung

Unter den Angeklagten sind sieben frühere Mitarbeiter der Eifeler Pharma-Firma, die wegen Betrugs und Verstößen gegen das Arzneimittelgesetz angeklagt werden. Ein niederländischer Spediteur sitzt wegen Beihilfe auf der Anklagebank, weil er mitgeholfen haben soll, die verbotene Ware zu schmuggeln. Die Angeklagten bestreiten, dass sie sich strafbar gemacht haben.

Die Eifeler Pharma-Firma hatte ebenfalls die Vorwürfe gegen die Mitarbeiter seit deren Bekanntwerden zurückgewiesen. Man habe immer im Einklang mit dem Gesetz gehandelt. Eine aktuelle Anfrage des SWR ließ das Unternehmen allerdings unbeantwortet.

Weil der Fall so kompliziert ist, wird auch heute kein Urteil gefällt. Für das Verfahren sind insgesamt 23 Verhandlungstage bis in den Mai 2025 angesetzt.

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