Sonntags auf dem Sportplatz kann es gerade in der Kreisklasse in den niedrigen Fußball-Ligen hart zugehen: Zuschauer und Spieler schreien, meckern und beleidigen. Oft genug wird der Frust an den Schiedsrichtern ausgelassen. Anders als die Mannschaft oder die Zuschauer müssen die Schiedsrichter alleine damit klar kommen.
Schiedsrichter rassistisch beleidigt
Barattin Bayindir aus Wittlich ist Schiedsrichter und kennt das. Er wurde vor Kurzem erst auf Facebook unter einem Bild von sich in den Kommentaren öffentlich rassistisch beleidigt. Der Vorfall wurde der Spruchkammer des Fußballverbandes gemeldet. Der Verfasser wurde bestraft.
"Ich kann immer noch verstehen, wenn jemand so was aus der Emotion heraus direkt nach dem Spiel macht", sagt Bayindir. "Aber zwei Tage nach dem Spiel - nein. Und was mich am meisten ärgert und mir auch noch wehtut: Der Spieler war während des Spiels verletzt und ich habe ihm die Hand gereicht, damit er wieder hochkommt. Und dann bekommt man das als Dankeschön."
Angriffe auf Schiedsrichter sind schwer wegzustecken
Diese Beleidigungen, aber auch Geschrei gegen den Schiri auf dem Platz sind kein Einzelfall, so Barattin Bayindir. Der Wittlicher ist seit mehreren Jahren als Schiedsrichter tätig und war selbst 30 Jahre Spieler. Der Schiedsrichter sagt, dass persönliche Angriffe nur schwer wegzustecken sind.
"Wenn ein Spiel nicht so gut gelaufen ist, wenn ich angebrüllt und beleidigt wurde. Dann kommt man nach Hause, die Kinder schauen einen an und fragen: was haste? Das sieht man einem schon an - man ist natürlich auch demoralisiert."
Verbale Angriffe auf Schiedsrichter keine Einzelfälle
Der Kreis-Schiedsrichterobmann des Spielkreises Mosel, Marc Schiry, kennt diese Probleme. Doch es geht noch schlimmer: In einigen Fällen würden die Zuschauer und Spieler auch handgreiflich.
Marc Schiry ist für etwa 80 Schiedsrichter zuständig, die immer weniger werden, sagt er. Vor einigen Jahren seien es noch 130 Schiedsrichter gewesen. Immer weniger wollen sich sonntags freiwillig anschreien, beleidigen und im schlimmsten Fall sogar angreifen lassen.
"Gebrüll und Geschrei gab es schon immer. Durch die Corona-Pandemie ist es gefühlt noch mal schlimmer geworden. Die ganze Unzufriedenheit, die sich so drum herum über die Jahre entwickelt hat, findet immer mehr auf dem Fußballplatz ein Ventil." Der Ton sei rauer geworden.
Muss Regelwerk angepasst werden?
Laut Schiry müssten grundsätzlich Unsportlichkeiten stärker sanktioniert werden. "Das man dem Schiedsrichter mehr Sanktionsmöglichkeiten gibt, um Druck auf die Beteiligten des Vereins auszuüben. Die müssen schauen, dass solche Leute, die die Querelen betreiben, aussortiert werden."
Schiedsrichter hat schon ans Aufhören gedacht
Barattin Bayindir aus Wittlich hat schon ein wenig bereut, Schiedsrichter geworden zu sein. Er tue es aber für seinen Verein, die Spielgemeinschaft Zell/Bullay-Alf. Der Verein müsste nämlich Strafe zahlen, wenn er nicht genug Schiedsrichter stellt - im schlimmsten Fall sogar zwangsabsteigen.
Die Vereine, Spieler und Zuschauer müssten auch verstehen, dass es ohne Schiedsrichter kein Spiel gebe, sagt Bayindir.
Der 40-jährige Schiedsrichter hat für sich einen Weg gefunden, mit dem Geschrei auf dem Platz umzugehen: "Vor drei Wochen habe ich ein Spiel gepfiffen. Da hat mich sogar ein Spieler gefragt: 'Herr Schiedsrichter, wie halten Sie das hier aus?' Ich habe gesagt, dass man dafür viel Geduld haben muss. Links rein, rechts raus. Sonst geht das nicht."