Robert Lichter steht wehmütig vor seinem ehemaligen Kälberstall. Wo früher seine Milchkühe standen, ist jetzt jede Menge Platz - der Stall ist leer. Der Eifeler Landwirt ist in der Gegend bekannt, sein Milchviehbetrieb galt als Vorzeigehof. Der 57-Jährige hat jetzt aber noch mal ganz von vorne angefangen, als Naturpfleger. Grund dafür waren zwei Flutkatastrophen, sagt er.
Flutwellen vernichteten Existenz
Es war der 10. Juni 2018, der das Leben der Familie komplett veränderte. Starkregen führte innerhalb von zwei Stunden zu einer Tsunamiwelle, erinnert sich Robert Lichter. Die Welle riss alles fort: Futter, Getreide und Maschinen - auch die Kälber. Die wirtschaftlichen Schäden dieser Flut seien gewaltig gewesen, sagt Lichter.
Es habe zwei Jahre gedauert, bis sich der Betrieb wieder einigermaßen erholt habe. Dann sei der Hof bei der Flutkatastrophe 2021 erneut überschwemmt worden - wieder alles weg, wieder ein großer Schaden.
Die Ereignisse haben Robert Lichter zum Nachdenken gebracht. Die Natur habe ihm eindeutige Signale gegeben, sagt er. "Wir mussten miterleben, dass innerhalb von zwei Stunden ein Lebenswerk komplett weggespült wurde."
Lichter sieht bei sich Mitschuld
Landwirt Robert Lichter sieht bei sich eine Mitschuld, beim Anbau von Mais, bei Monokulturen. Lichter ist klar, dass sich was ändern muss, dass er seine Arbeit ändern muss. Seine Idee: Die Umwandlung seiner Ackerflächen in sogenannte Ausgleichsflächen.
Die Naturwiesen sind als Ausgleich gesetzlich vorgeschrieben, wenn beispielsweise Straßen oder Industriegebiete gebaut werden. Lichter hatte Glück: Der Zweckverband Flugplatz Bitburg benötigte für seine Gewerbeflächen Ausgleichsflächen, wie sie Lichter hatte.
"Nach fast einem ganzen Jahr Verhandeln haben wir eine Lösung gefunden und 40 Hektar umgewandelt. Diese Flächen haben wir dann in artenreiches Grünland umgewandelt oder in Wildblumen Blumenwiesen", sagt Lichter. "Darunter auch meine Flächen entlang des Baches. Die sind jetzt Dauergrünland und können so mehr Wasser aufnehmen."
Bauernverband sieht Vorgehen kritisch
Der Bauernverband sieht die Umstellung von Ackerfläche in Naturschutzflächen kritisch. Zwar könne dies für einzelne Betriebe durchaus als weiteres Standbein dienen. Allerdings sollten ansonsten unrentable Flächen genutzt werden, statt Ackerflächen umzuwandeln. Ein Wegfall von Ackerfläche verursache höhere Pachtkosten für die übrigen Ackerflächen. Damit würden regionale Produkte teurer.
Naturschutz zeigt bereits nach zwei Jahren Erfolge
Robert Lichter sieht das nicht so. Der Eifeler Landwirt wandelt bereits seit 2022 seine Flächen nach und nach um und übernimmt die Pflege. Für ihn ist auch die Zusammenarbeit mit dem Zweckverband eine Win-Win-Situation: der Zweckverband Flugplatz Bitburg findet geeignete Flächen als Ausgleich und er bekommt Geld dafür, die Flächen zu pflegen und kann Naturschutz betreiben.
Seine Arbeit zeige bereits erste Erfolge, so würden sich immer mehr Tiere auf den unbewirtschafteten Flächen zeigen, sagt er. Die neue Arbeit als Naturschützer mache ihm auch wegen dieser Erfolge Spaß.
"Ich bin froh, dass ich den Weg gegangen bin, der am Anfang erst mal ein bisschen ungewiss war", sagt Robert Lichter. Er würde sich freuen, wenn seine Kinder diese Arbeit später übernehmen. "Dann bleiben die Flächen der Familie und dem Naturschutz erhalten."