Am Morgen nach der Flut begann die Arbeit für Alexander Knauf und seine Kollegen beim Caritasverband Westeifel. "Da standen Menschen in Bitburg vor der Tür der Caritas, die gesagt haben, unsere Wohnung ist weg, unser Haus ist überschwemmt worden, wir haben nichts zu essen, wir wissen nicht, wo wir jetzt an der Stelle anfangen sollen", erzählt Knauf.
Der Caritasverband Westeifel zahlte kleine Soforthilfen aus, damit man sich beispielsweise einen Kühlschrank kaufen konnte oder Lebensmittel. Hinzu kamen Kleiderspenden, Hygieneartikel. Oder man half, die geliebte Katze für kurze Zeit in einer Tierpension unterzubringen, bis die Wohnung wieder bewohnbar war.
Caritasverband Westeifel betreut aktuell 500 Haushalte nach der Flut
Dann ging es natürlich darum, wie die Betroffenen an die staatlichen Hilfsleistungen kommen, die über die Investitions-und Strukturbank zur Verfügung gestellt werden. Dazu müssen digitale Anträge gestellt werden. Obwohl in der Eifel 7.500 Haushalte geschädigt wurden, gibt es dort keinen Servicepunkt. Die Menschen müssen das also selbst übers Internet hinbekommen. Hier ist der Caritasverband Westeifel eingesprungen und hilft.
Rund 15 Milliarden Euro Flutschäden allein in Rheinland-Pfalz Bund und Länder vereinbaren 30 Milliarden Euro Fluthilfe
Für den Aufbau in den Hochwassergebieten soll ein milliardenschwerer Fonds aufgelegt werden. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat Einzelheiten dazu erläutert.
Nina Nachtsheim ist eine von denen, die für den Caritasverband die Menschen bei der Beantragung der Fluthilfe unterstützt hat. Sie erinnert sich: "Bei vielen war die digitale Ausstattung weggeschwommen, Verbindungen funktionierten nicht mehr." Mit Laptop fuhr sie über Land. Teilweise hätten sich die Flutopfer geschämt, weil ihre Wohnungen nicht aufgeräumt waren. Da musste sie erst mal klar machen, dass es Wichtigeres gibt.
Der Großteil der Anträge, bei denen der Caritasverband unterstützt hat, ist noch in Bearbeitung. "Also wirklich abgeschlossen sind von den Anträgen, bei denen wir unterstützt haben, zwischen 10 und 20 Prozent", resümiert Knauf. Das sind 50 von 300 Anträgen. Nach drei Jahren wohlgemerkt. Viele Eifeler sind frustriert, weil es so lange dauert. Das liegt daran, dass erst geprüft wird, ob es eine Versicherung gibt. Wenn nicht, dann übernimmt der Staat 80 Prozent des Schadens. Bei den verbliebenen 20 Prozent springen teilweise die Wohlfahrtsverbände ein.
Eifeler fühlen sich vergessen: "Was ist mit uns?"
An der Ahr - da zeigen sich Politiker, auch die Berichterstattung fokussiert sich auf die Ahr. Dann kommt die Frage in der Eifel auf: "Was ist mit uns?" Viele fühlen sich ein Stück weit vergessen. Doch es gibt noch eine zweite Seite, sagt Alexander Knauf vom Caritasverband Westeifel. Nachbarn, die nicht betroffen waren, sagten: "Stell dich nicht so an! An der Ahr war es viel schlimmer." Hier wollen Knauf und seine Kollegen ein Bewusstsein schaffen. Bewusstsein dafür, dass auch den Eifelern eine Katastrophe passiert ist. Auch sie hätten ein Anrecht auf Hilfe.
Dossier: Leben nach der Flutkatastrophe
Flutkatastrophe 2021: Immer noch Erstanträge
Noch immer kommen, so der Caritasverband Westeifel, Menschen, die zum ersten Mal bei uns erscheinen und sagen: "Wir haben es alleine probiert, aber wir schaffen es nicht. Wir brauchen Hilfe." Die Mitarbeiter der Caritas gehen davon aus, dass es immer noch Menschen gibt, die Unterstützung benötigen. Zum einen beim Wiederaufbau, aber auch bei der Prävention, beim Hochwasserschutz. Deshalb sind sie mit einem Hochwassermobil bei Märkten in der Eifel präsent. Beispielsweise am Sonntag, den 24. März in Irrel beim Frühlingsmarkt.