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Permakultur – Eine alternative Landwirtschaft

Stand
Autor/in
Stephanie Eichler
Stephanie Eichler
Onlinefassung
Ulrike Barwanietz
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Keine Motoren, keine Chemie, alles Handarbeit: In der Permakultur soll die Natur sich selbst schützen und so besser wachsen. Selbstversorger erzielen damit beeindruckende Erfolge.

Weltweit gehen jedes Jahr Millionen Hektar fruchtbarer Boden verloren, so steht es im Bodenatlas der Heinrich-Böll-Stiftung. Doch in Deutschland herrscht die konventionelle Landwirtschaft weiterhin vor. Die hat weitere Probleme, zum Beispiel gelangt zu viel Nitrat ins Grundwasser. Könnten die Bauern das mit den Prinzipien der Permakultur lösen?

Einer, der sich auskennt, ist Christian Böhm, Forstwissenschaftler an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Er hat viel mit Landwirten zu tun wie Thomas Domin, der einen Hof in Peickwitz betreibt, im südlichen Brandenburg. Gemeinsam versuchen sie, die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen. Dazu setzen sie Bäume auf die Felder – genauso wie die Vertreter der Permakultur.

Lehrgarten der Essbaren Stadt Andernach
Die Agrarförderung ist ein wichtiges Standbein für fast alle Landwirte. Doch die Förderung ist mit zahlreichen Restriktionen verbunden.

Bäume schützen das Grundwasser

Am Rande eines Felds, in einem Streifen, in dem Pappeln und Schwarzerlen wachsen, haben der Landwirt Thomas Domin und der Wissenschaftler Christian Böhm Rohre in den Boden getrieben. Damit wollen sie Grundwasserproben nehmen.

Die beiden Männer treibt die Frage um, ob Bäume verhindern können, dass zu viel Nitrat ins Grundwasser gelangt. In Deutschland landet nämlich durch Mineral- und tierischen Dünger jede Menge Stickstoff auf den Feldern. In Form von Nitrat sickert er bis ins Grundwasser.

Doch die Werte zeigen: Dank der Bäume gelingt es Böhm und Domin, einen Kreislauf herzustellen: Über die Wurzeln nehmen die Bäume tatsächlich überschüssiges Nitrat aus dem Boden auf. Sie brauchen es, um zu wachsen.

Auch die Permakultur kennt das Kreislaufprinzip

Das Kreislaufprinzip besagt, dass Bauern ihre Höfe so gestalten sollen, dass alles eine Verwendung findet. Und dass es keine überschüssigen Nährstoffe gibt, wie beispielsweise zu viel Nitrat.

Böhms Studien haben außerdem Untersuchungen aus den fünfziger Jahren bestätigt: Mit Bäumen bepflanzte Streifen auf Äckern und Wiesen bremsen den Wind stark, so dass der Boden nicht abgetragen wird. Das funktioniert selbst im Winter, wenn das Laub abgefallen ist.

Doch ein Landwirt hat sehr viele Restriktionen, zum Beispiel durch die Agrarförderung: Sie ist ein wichtiges Standbein für fast alle Landwirte. Zurzeit fließen jährlich rund 6,3 Milliarden Euro an EU-Mitteln zu den Landwirten in Deutschland. Das meiste Geld geht dabei als Direktzahlung an die Bauern.

Bestrafte Bauern

Christian Böhm kennt Landwirte, die die Förderung für ihre Schläge verloren haben, weil sie Bäume pflanzten. Da soll die Gründung eines Fachverbands die Situation verbessern. Um seinem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, ist Christian Böhm mit vielen Partnern in Kontakt, auch mit Menschen aus der Permakultur.

Salatköpfe vor Bohnenstangen
Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Arbeit insbesondere dort finanziell lohnt, wo Mischkultur genutzt wird

Auch auf der "Ferme du Bec Hellouin" stehen viele Bäume. Charles Hervé-Gruyer betreibt hier in der Normandie zusammen mit seiner Frau Perrine einen kleinen Obst- und Gemüsebetrieb. Der 3500 Quadratmeter umfassende Hof ist nach den Prinzipien der Permakultur gestaltet. Er gilt als Vorzeigebetrieb für viele Menschen, nicht nur Franzosen.

Die Hervé-Gruyers haben einen vollen Arbeitstag. Von Anfang April bis Ende Oktober beginnen sie gegen 5 Uhr 30 damit, im Gewächshaus Tomaten hochzubinden, die Triebe von Kürbissen auszureißen oder Marienkäfer von Brennnesseln zu klauben, um sie gegen Blattläuse auf Bohnen und Kohl einzusetzen. Erst zwischen 19 und 20 Uhr ist Feierabend.

Kleine Fläche, riesige Vielfalt

Als sie beschlossen, eine Familie zu gründen, ließen sie sich in der Normandie nieder und legten einen Garten an, um sich selbst zu versorgen. Bald wurde daraus ein Biobetrieb. Beim abendlichen Surfen im Internet stieß die Landwirtin auf die Permakultur. Sie war sofort begeistert, machte eine Weiterbildung und begann, ihr Land umzugestalten.

Die Entwickler der Permakultur sagen "Halten Sie es klein!", erzählt Perrine Hervé-Gruyer. Als sie mit ihrem Mann begann, dieses Prinzip umzusetzen, ging es mit der Farm steil bergauf. Heute bauen sie auf kleiner Fläche 1000 verschiedene Pflanzen an, Bäume und Büsche, Kräuter zum Würzen und für den medizinischen Gebrauch und vor allem Gemüse.

In einer Studie hat das Paar ermitteln lassen, wieviel Geld eine Arbeitsstunde in seinen Gärten bringt. Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Arbeit insbesondere dort finanziell lohnt, wo unter den Obstbäumen, Johannisbeersträucher und Himbeeren wachsen und unter den Sträuchern Kräuter, Erdbeeren und Blaubeeren.

Das Beste aus zwei Welten ist kein Traum

Eine Stunde ernten, mulchen oder gießen wirft dort einen Verdienst von 37 Euro ab. Doch um zuverlässige Aussagen machen zu können, wollen die Hervé-Gruyers die Studie wiederholen und über einen längeren Zeitraum hinweg messen. Das Paar möchte andere Menschen damit zur Nachahmung ermutigen.

Dabei ging es Charles Hervé-Gruyer in erster Linie darum, einen Traum zu verwirklichen, als seine Frau und er die Farm gründeten: Das Beste aus zwei verschiedenen Welten zu nehmen, aus den alten Zivilisationen und der modernen Welt. Ihr Anbau fördert gleichzeitig die Umwelt – ganz nach dem Muster der Permakultur.

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