Die Stadtwerke Trier (SWT) beschäftigen mehr als 800 Menschen aus insgesamt 46 Nationen. Viele von ihnen sind Zugewanderte oder Flüchtlinge.

Wie Integration gelingen kann

Gelebte Vielfalt: Die bunte Truppe der Stadtwerke Trier

Stand
Autor/in
Solveig Naber
Foto von Solveig Naber, Redakteurin bei SWR Aktuell im Studio Trier

Bei den Stadtwerke Trier (SWT) arbeiten Menschen aus insgesamt 46 Nationen. Trotz vieler kultureller Unterschiede funktioniert das gut. Das ist nicht selbstverständlich.

Agnieszka Mohm ist Personalchefin bei den Stadtwerken Trier. Zuständig für den Bereich Verkehrsbetriebe des Unternehmens. Damit auch dafür zuständig, wer eingestellt wird. Die gebürtige Polin ist seit kurzen außerdem Regionalbotschafterin für das bundesweite Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge".

Agnieszka Mohm ist Personalchefin bei der SWT für den Bereich Verkehrsbetriebe. Sie unterstützt Flüchtlinge und Zugewanderte, die in Trier arbeiten wollen.
Agnieszka Mohm ist Personalchefin bei den Stadtwerken Trier (SWT). Ihr Ziel: Geflüchtete und Zugewanderte schneller in den Arbeitsmakt bringen.

Das Netzwerk soll dafür sorgen, dass Menschen, die zugewandert oder geflüchtet sind, schneller und leichter eine Arbeit in den Betrieben finden. Solche Initiativen sind in Zeiten des Fachkräfte- und Personalmangels für viele Unternehmen unerlässlich geworden.

Nach der Ankunft in Trier professionell helfen

Auch für die SWT. Neben dem Netzwerk gibt es Recruiting-Partnerschaften mit dem Kosovo, Spanien und Madagaskar. So kam auch Kevin Vaovolo nach Trier. Der 24-Jährige aus Madagaskar wird derzeit auch zum Busfahrer ausgebildet. In seiner Heimat hat er an einer Sprachschule Deutsch gelernt. Ohne das geht es nicht, sagte Personalerin Mohm.

Kevin Vaovolo kommt aus Madagaska und ist seit Oktober 2023 in Trier bei der SWT. Er ist Azubi bei der SWT.
Kevin Vaovolo kommt aus Madagaskar und ist seit September 2023 in Trier. Er ist Azubi bei der SWT.

Im September vergangenen Jahres kam Kevin Vaovolo nach Trier. Alles lief sehr gut und einfach, erzählt er. Bei der Anmeldung für die Krankenkasse, der Steuernummer und allem anderen, was in Deutschland gemacht werden muss, bekam er Unterstützung. Auch eine Wohnung musste er sich nicht alleine suchen.

Mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag ist unsere Aufgabe als Unternehmen ja nicht erfüllt.

Als er sich im Januar bei der Eisglätte bei einem Sturz die Hand gebrochen hatte und ins Krankenhaus musste, war er keinen Moment alleine, sagt der junge Mann aus Madagaskar. Es war immer jemand da, der sich um die Formalien gekümmert hat. Auch das gehört zum Programm, den Mitarbeitenden beim Ankommen in der Region zu helfen, wo es geht, sagt Personalchefin Mohm. "Mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag ist unsere Aufgabe als Unternehmen ja nicht erfüllt. Wir müssen so lange unterstützen, bis die Kollegen sich hier auch wirklich angekommen fühlen, beruflich und auch privat. Das ist auch Aufgabe des Netzwerkes und des Regionalbotschafters."

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SWT-Mitarbeitende aus 46 Nationen

Jeton Maksuti ist seit Oktober bei den Stadtwerken Trier. Der Mann aus dem Kosovo ist nach seiner Qualifikation inzwischen Busfahrer in Trier. Schon im Kosovo sei er gut informiert und betreut worden, was ihn in Trier erwartet. Auch bei seiner Ankunft wurde er umfassend von dem Unternehmen unterstützt. Das hat vieles leichter gemacht, sagt der 37-Jährige. Inzwischen hat er eine Wohnung in Trier und bald wird auch seine Familie nachkommen können.

Jeton Maksuti kommt aus dem Kosovo und arbeitet als Busfahrer für die SWT.
Jeton Maksuti kommt aus dem Kosovo und arbeitet als Busfahrer für die SWT.

Speziell für Ehepartner, die nachkommen wollen, soll es künftig mehr Möglichkeiten geben, damit auch sie schneller einen Job in der Region finden, sagt Mohm. "Wir überlassen das Ankommen nicht den Kollegen selbst. Nach dem Motto: Hier ist euer Arbeitsvertrag, herzlich willkommen. Morgen 8 Uhr auf dem Bus. Der Prozess des Ankommens ist auch deshalb wichtig, damit die Mitarbeiter dauerhaft bei uns bleiben."

Denn die Konkurrenz ist groß. Gleich über die Grenze in Luxemburg werden Busfahrer und Co gesucht. Mitarbeiter sind auch dort inzwischen knapp.

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Kevin Vaovolo aus Madagaskar und Jeton Maksuti aus dem Kosovo sind nur zwei von vielen ausländischen Mitarbeitern bei den SWT. Rund 860 Menschen aus 46 Nationen sind es bei dem Unternehmen. Doch wie werden so viele Kulturen unter einen Hut gebracht?

Interkulturelle Kommunikation nennt sich das, sagt Mohm. Darin wurden viele leitende Mitarbeitende geschult. Auch die Rücksicht auf die verschiedenen kulturellen Hintergründe sind ein Thema.

Wir werden immer bunter.

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Und weil beim Feiern schneller Freundschaften entstehen, gibt es regelmäßige Betriebsfeste. Feiern als Programm, aber eben wichtig, sagt die Personalerin und lacht. "Wir werden immer bunter. Wir kommen ja nicht alle aus derselben Grundschule oder kennen uns seit dem Kindergarten hier. Und natürlich müssen wir da auch eine Gemeinschaft durch Mitarbeiterfeste schaffen. Die Tatsache, dass wir zusammenwachsen, ist kein Selbstläufer.“

Und Ideen, wie das noch besser laufen kann, hat Agnieszka Mohm noch viele. Als neue Botschafterin des Netzwerks "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" will sie das in die Tat umsetzen.

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