Agnieszka Mohm ist Personalchefin bei den Stadtwerken Trier. Zuständig für den Bereich Verkehrsbetriebe des Unternehmens. Damit auch dafür zuständig, wer eingestellt wird. Die gebürtige Polin ist seit kurzen außerdem Regionalbotschafterin für das bundesweite Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge".
Das Netzwerk soll dafür sorgen, dass Menschen, die zugewandert oder geflüchtet sind, schneller und leichter eine Arbeit in den Betrieben finden. Solche Initiativen sind in Zeiten des Fachkräfte- und Personalmangels für viele Unternehmen unerlässlich geworden.
Nach der Ankunft in Trier professionell helfen
Auch für die SWT. Neben dem Netzwerk gibt es Recruiting-Partnerschaften mit dem Kosovo, Spanien und Madagaskar. So kam auch Kevin Vaovolo nach Trier. Der 24-Jährige aus Madagaskar wird derzeit auch zum Busfahrer ausgebildet. In seiner Heimat hat er an einer Sprachschule Deutsch gelernt. Ohne das geht es nicht, sagte Personalerin Mohm.
Im September vergangenen Jahres kam Kevin Vaovolo nach Trier. Alles lief sehr gut und einfach, erzählt er. Bei der Anmeldung für die Krankenkasse, der Steuernummer und allem anderen, was in Deutschland gemacht werden muss, bekam er Unterstützung. Auch eine Wohnung musste er sich nicht alleine suchen.
Als er sich im Januar bei der Eisglätte bei einem Sturz die Hand gebrochen hatte und ins Krankenhaus musste, war er keinen Moment alleine, sagt der junge Mann aus Madagaskar. Es war immer jemand da, der sich um die Formalien gekümmert hat. Auch das gehört zum Programm, den Mitarbeitenden beim Ankommen in der Region zu helfen, wo es geht, sagt Personalchefin Mohm. "Mit der Unterschrift unter den Arbeitsvertrag ist unsere Aufgabe als Unternehmen ja nicht erfüllt. Wir müssen so lange unterstützen, bis die Kollegen sich hier auch wirklich angekommen fühlen, beruflich und auch privat. Das ist auch Aufgabe des Netzwerkes und des Regionalbotschafters."
Bürokratie und Sprachprobleme Fachkräftemangel in RLP - sind Geflüchtete die Lösung?
In vielen Branchen fehlen Fachkräfte. Können Zuwanderer helfen, das Problem zu lösen? Bürokratie und fehlende Sprachkenntnis hemmen auch in RLP die Integration.
SWT-Mitarbeitende aus 46 Nationen
Jeton Maksuti ist seit Oktober bei den Stadtwerken Trier. Der Mann aus dem Kosovo ist nach seiner Qualifikation inzwischen Busfahrer in Trier. Schon im Kosovo sei er gut informiert und betreut worden, was ihn in Trier erwartet. Auch bei seiner Ankunft wurde er umfassend von dem Unternehmen unterstützt. Das hat vieles leichter gemacht, sagt der 37-Jährige. Inzwischen hat er eine Wohnung in Trier und bald wird auch seine Familie nachkommen können.
Speziell für Ehepartner, die nachkommen wollen, soll es künftig mehr Möglichkeiten geben, damit auch sie schneller einen Job in der Region finden, sagt Mohm. "Wir überlassen das Ankommen nicht den Kollegen selbst. Nach dem Motto: Hier ist euer Arbeitsvertrag, herzlich willkommen. Morgen 8 Uhr auf dem Bus. Der Prozess des Ankommens ist auch deshalb wichtig, damit die Mitarbeiter dauerhaft bei uns bleiben."
Denn die Konkurrenz ist groß. Gleich über die Grenze in Luxemburg werden Busfahrer und Co gesucht. Mitarbeiter sind auch dort inzwischen knapp.
Sozialunternehmerin Zarah Bruhn | 9.1.2024 So bringt die Integration von Geflüchteten unsere Gesellschaft weiter
Von der jungen Gründerin zur Sozialunternehmerin mit gemeinnütziger Zeitarbeitsfirma für Geflüchtete: Zarah Bruhn erzählt in SWR1 Leute, warum sie sich sozial so stark engagiert.
Integration ist kein Selbstläufer
Kevin Vaovolo aus Madagaskar und Jeton Maksuti aus dem Kosovo sind nur zwei von vielen ausländischen Mitarbeitern bei den SWT. Rund 860 Menschen aus 46 Nationen sind es bei dem Unternehmen. Doch wie werden so viele Kulturen unter einen Hut gebracht?
Interkulturelle Kommunikation nennt sich das, sagt Mohm. Darin wurden viele leitende Mitarbeitende geschult. Auch die Rücksicht auf die verschiedenen kulturellen Hintergründe sind ein Thema.
So hängen in den Büros Kalender mit den wichtigsten Feiertagen der verschiedenen Religionen. "Damit wir wissen, wann beginnt zum Beispiel Ramadan und was heißt das für uns. Wie gehen wir damit um, damit wir ein gutes Miteinander haben."
Afghanische Familie seit sieben Jahren in Daaden Integration von Flüchtlingen - von Kabul in den Westerwald
2016 ist die Familie Hussaini vor dem Krieg in Afghanistan geflohen. Seitdem leben sie in Daaden im Westerwald. Die Familie fühlt sich dort wohl und hat sich gut integriert.
Und weil beim Feiern schneller Freundschaften entstehen, gibt es regelmäßige Betriebsfeste. Feiern als Programm ist uns wichtig, sagt die Personalerin und lacht. "Wir werden immer bunter. Wir kommen ja nicht alle aus derselben Grundschule oder kennen uns seit dem Kindergarten hier. Und natürlich müssen wir da auch eine Gemeinschaft durch Mitarbeiterfeste schaffen. Die Tatsache, dass wir zusammenwachsen, ist kein Selbstläufer.“
Und Ideen, wie das noch besser laufen kann, hat Agnieszka Mohm noch viele. Als neue Botschafterin des Netzwerks "Unternehmen integrieren Flüchtlinge" will sie das in die Tat umsetzen.