Kehrten 2022 noch 28.137 Menschen der Kirche im Bistum Trier den Rücken, sank diese Zahl auf 22.618 im Jahr 2023.

Auch 2023 keine Trendwende

Kirchenaustritte: Zahl der Katholiken im Bistum Trier schrumpft unaufhörlich

Stand

Der katholischen Kirche im Bistum Trier kommen immer mehr Gläubige abhanden. Von einer Trendumkehr kann keine Rede sein. Die Kirchenaustritte blieben auch 2023 auf hohem Niveau.

Im vergangenen Jahr sind fast 23.000 Frauen und Männer aus der katholischen Kirche im Bistum Trier ausgetreten. Das sind deutlich mehr Menschen als eine Stadt wie Wittlich Einwohner hat. Wie schlimm die Lage inzwischen ist, sieht man daran, dass dies von der Kirche als positive Nachricht verkauft wird. Weil es immerhin nicht 28.000 waren wie im Negativ-Rekordjahr 2022.

Das stimmt zwar. Wahr ist aber auch, dass es 2021 nur knapp 19.000 waren, die aus der Kirche austraten. Gewisse Schwankungen über die Jahre täuschen nicht darüber hinweg, dass die Zahlen hoch sind. Zu hoch.

Trier

Negativ-Rekordjahr 2022 Bistum Trier: So viele Katholiken wie noch nie treten aus der Kirche aus

Rund 28.000 Frauen und Männer haben der katholischen Kirche im Jahr 2022 im Bistum Trier den Rücken gekehrt. Das sind gut 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Am Mittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Zahl der Katholiken im Bistum Trier erneut gesunken

Der katholischen Kirche im Bistum Trier kommen unter dem Strich die Gläubigen abhanden. So viel steht fest. Ende 2023 lebten auf dem Gebiet des Bistums Trier 1,17 Millionen Katholikinnen und Katholiken. Damit ist ihre Zahl um ein Prozent gesunken, nachdem sie ein Jahr zuvor um mehr als drei Prozent abgenommen hatte.

Das sei keine Trendumkehr, sagt auch Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, Generalvikar des Bistums Trier. Zumal den Austrittszahlen gerade einmal 47 Eintritte von Menschen anderer Konfessionen und 210 Wiederaufnahmen gegenüberstehen und die Zahl der Taufen 2023 von fast 9.000. auf rund 7.000 gesunken ist.

Wir sehen der Realität einer kleiner werdenden Kirche ins Auge

"Wir sehen der Realität einer kleiner werdenden Kirche ins Auge und versuchen, unsere pastorale Arbeit anzupassen, aber auch neue Wege zu gehen", so von Plettenberg. Man wolle den Menschen Angebote machen, die auf ihre Lebenssituationen zugeschnitten sind, seien es Familien, Senioren, Menschen mit Beeinträchtigung, Geflüchtete, kirchenferne, aber auch eng an die Kirche gebundene Menschen.

Generalvikar bleibt vorsichtig optimistisch

"Wenn wir ihre Bedürfnisse und Erwartungen ernst nehmen und unsere Arbeit immer wieder selbst reflektieren, hoffen wir, vielen Menschen weiterhin ein spirituelles Zuhause und eine Gemeinschaft sein zu können", sagte der Generalvikar.

Hört man angesichts der weiterhin hohen Austrittszahlen an der kirchlichen Basis nach, kommen sehr schnell konkrete Punkte, an denen die Kirche arbeiten könnte. Dazu zählt sicherlich die gesamte Missbrauchsthematik mit all ihren Facetten und wie die Kirche damit bislang umgegangen ist.

Kirche für manche Gläubige nicht mehr gut erreichbar

Es gibt aber auch weitere Gründe, wie Hanspeter Schladt, Sprecher von "Wir sind Kirche" im Bistum Trier, dem SWR auf Nachfrage mitteilt. "Ein Problem sehe ich zum Beispiel in der Frage der Gemeindeleitung", so Schladt. Immer gehe man in der Kirche davon aus, dass das durch einen Priester geschehen muss. Geht dann die Zahl der Priester zurück, wirke sich das auf die Zahl der Gemeinden aus.

Seine Pfarrei in Neuwied sei im letzten Jahr aufgelöst worden, so Schladt. "Wir hätten eine Gemeindereferentin gehabt, die die Leitung hätte übernehmen können. Wir hätten auch einen Diakon gehabt, der in der Lage gewesen wäre ... Dann wäre die Kirche vor Ort noch greifbar gewesen. So ist die Kirche mit dem Gottesdienst für viele einfach nicht mehr gut erreichbar."

Rolle der Frau, Zölibat und Missbrauch als Probleme

Hanspeter Schladt nennt auch die Stellung der Frau in der Kirche als Argument und dass diese seit Jahrhunderten nicht ordiniert werden, d.h. keine Priesterinnen werden können. Erst kürzlich habe es in Trier die Aktion "Lila Stola" für die Gleichstellung der Frauen gegeben, erinnert er.

Die Rolle der Frau ist ein Punkt, der zu einer gewissen Unzufriedenheit führt

"Die Rolle der Frau ist ein Punkt, der zu einer gewissen Unzufriedenheit führt. Dann ist der Zölibat ein Problem." Niemand verstehe, warum Priester nicht heiraten dürfen, keinen Lebenspartner haben dürfen. Und dann komme natürlich noch der Missbrauch hinzu, vor allem, wenn mal wieder ein neuer Fall bekannt wird.

Angebote der Kirche erreichen viele Menschen nicht mehr

Auf die Ursachen der Kirchenaustritte angesprochen, teilt das Generalvikariat dem SWR mit, hinter jedem einzelnen Austritt stehe ein Mensch, der von der Kirche in welcher Form auch immer enttäuscht worden ist. Der seit vielen Jahren anhaltende Trend zeige schmerzlich, dass die Kirche mit ihren Angeboten viele Menschen nicht mehr in ihren konkreten Lebenssituationen erreiche.

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Die Austrittszahlen seien zum einen auf die Frage nach Reformen in der Kirche zurückzuführen. Zum anderen werde der Umgang der Kirche mit sexuellem Missbrauch häufig als Austrittsgrund genannt. Ganz allgemein könne gesamtgesellschaftlich auch ein Rückgang von Bindung an die Kirchen verzeichnet werden, so das Generalvikariat.

Das Bistum Trier hat eine Gesamtfläche von 12.870 Quadratkilometern, gegliedert in 34 Pastorale Räume und 430 Pfarreien (Stand 1.1.2024); davon sind 107 bereits fusionierte Pfarreien, die restlichen sind in 61 Pfarreiengemeinschaften zusammengeschlossen und fusionieren in den Jahren 2025 und 2026.

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SWR