Die katholische Kirche wird auch im Bistum Trier kleiner. 2022 sind noch mehr Menschen ausgetreten als 2021.

Negativ-Rekordjahr 2022

Bistum Trier: So viele Katholiken wie noch nie treten aus der Kirche aus

Stand

Rund 28.000 Frauen und Männer haben der katholischen Kirche im Jahr 2022 im Bistum Trier den Rücken gekehrt. Das sind gut 50 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021.

Ende 2022 lebten auf dem Gebiet des Bistums Trier 1,2 Millionen Katholikinnen und Katholiken. Das sind knapp 49 Prozent der Gesamtbevölkerung, aber auch 3,4 Prozent weniger als im Vorjahr. So steht es in der Statistik des kirchlichen Lebens für das Jahr 2022. Sie wurde heute veröffentlicht.

Negativrekord bei Austrittszahlen

Die Katholische Kirche im Bistum Trier schrumpft weiter - um 42.600 Frauen und Männer. Der Hauptgrund seien die zahlreichen Kirchenaustritte, so das Bistum. 2021 kehrten bereits 18.599 Frauen und Männer der Kirche im Bistum Trier den Rücken. 2022 waren es sogar 28.137. Damit wird der Negativrekord an Austritten aus dem Vorjahr noch mal um 51,3 Prozent übertroffen. 153 ausgetretene Menschen sind 2022 wieder in die Kirche eingetreten. 2021 waren es 200.

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"Das gilt es - so schmerzlich es ist - erst einmal zu akzeptieren."

Diese Entwicklung gelte es erst einmal zu akzeptieren, kommentierte Dr. Ulrich Graf von Plettenberg, Generalvikar des Bistums Trier, die Statistik. "Und dann müssen wir damit umgehen. Das tun wir, indem wir unsere pastorale Arbeit reflektieren und weiterentwickeln, aber auch, indem wir uns durch ein Haushaltssicherungskonzept finanziell handlungsfähig halten." Von Plettenberg zeigte sich aber auch überzeugt, dass die Kirche im Bistum Trier lebendig sei - für ihn der Ansporn, die Kirche mit- und umzugestalten.

Umgang mit Missbrauch als eine wahrscheinliche Ursache

SWR Aktuell hat an der Basis nachgefragt, wie Gläubige die Austrittszahlen bewerten. Hanspeter Schladt von "Wir sind Kirche" sagte beispielsweise, er führe die starke Zunahme von über fünfzig Prozent vor allem auf die Missbrauchsfälle zurück. Wie die Kirche damit umgehe, sei immer noch unbefriedigend. Immer noch kämen Skandale ans Licht. Opfer würden seiner Meinung nach auch nicht genügend gewürdigt.

Er habe auch selbst gezweifelt, ob es richtig sei, noch Kirchenmitglied zu sein. Er habe mit dem Gedanken gespielt, selbst auszutreten. Aber andererseits sei das seine "Familie" und er wolle in seiner "Familie" bleiben, damit er auch noch den Finger in die Wunde legen könne. Aber die katholische "Familie" sei schwierig.

Lösungsansatz: Zölibat abschaffen und Frauen als Priester zulassen

Als weiteren Grund für den Rückzug vieler Gläubiger sehe er, dass die Pfarreien sich aus der Fläche zurückzögen. Als Begründung führe die Kirche immer an, es gebe zu wenig Priester. Würde sie aber am Zölibat rütteln oder auch Frauen für das Priesteramt zulassen, würde sich das Problem vielleicht schnell lösen.

Überhaupt müsse sich die Kirche wieder mehr auf die Botschaft Jesu besinnen. Und von der wissenschaftlichen Seite solle sie mehr auf Kirchenhistoriker hören, als auf Dogmatiker.

Immer weniger Menschen in Gottesdiensten

Roman Lamberti vom Pfarrgemeinderat Liebfrauen sagte dem SWR, die hohe Zahl an Austritten sei für ihn nicht überraschend. Er denke auch, dass viele Austritte auf den Missbrauchsskandal zurückzuführen seien. Die Entwicklung, immer neue Enthüllungen und insgesamt der Umgang der Kirche damit hätten bei vielen zu einem Vertrauensverlust geführt. Er merke auch in den Gottesdiensten, dass über die Jahre immer weniger Menschen in die Kirche kämen.

Kirche als Raum für positive Erfahrungen

Lamberti glaubt aber auch, dass die Kirche nicht überall Räume für positive Erlebnisse und Spiritualität biete. Beispielsweise sei er Mitglied einer Musikcombo, die mit ihren Klängen Gottesdienste mitgestalte. In seiner Gemeinde habe die Band den Raum und die Erlaubnis des Pastors, Musik zu machen. Das sei aber nicht überall gegeben.

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