Eine davon ist Anette Brechtel aus Speyer. Sie arbeitet seit über 20 Jahren als Psychoonkologin. Wer in ihre Praxis kommt, braucht zusätzliche Hilfe. Sie behandelt Krebserkrankte, entweder während der akuten Krebsbehandlung wie einer Chemotherapie oder nach einer abgeschlossenen Reha - etwa, weil es die Empfehlung für eine Folgebehandlung gab. In der Mehrzahl seien es Frauen, die bei ihr Unterstützung suchten.
Manche Menschen wenden sich auch "erst" an sie, wenn sie an der Schwelle stehen, wieder in ihr Alltagsleben einzusteigen. Dieser Weg zurück in die Normalität mache vielen Angst, so Brechtel: "Die Betroffenen merken dann, es ist nicht mehr alles in Ordnung, es hat sich etwas verändert." Oft könne das Umfeld der Krebspatientinnen und -patienten damit nicht umgehen. Daher kommen auch Angehörige mit ihren Ängsten zu ihr. "Sie sind manchmal belasteter als die Betroffenen selbst", sagt Brechtel.
Verfügbarkeit von Psychoonkologen: Große Unterschiede in RLP
Wer einen Termin bei der Psychoonkologin möchte, muss Geduld mitbringen - bis zu einem halben Jahr. Dabei soll die Wartezeit nach einer bundesweiten Studie der Uniklinik Hamburg-Eppendorf im Durchschnitt eigentlich nur knapp einen Monat betragen. In der Realität sieht es meist anders aus.
In Rheinland-Pfalz variiert das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage enorm: Während in der Westpfalz mehr Psychoonkologen und Psychoonkologinnen zur Verfügung stehen, als Bedarf herrscht, sieht es vor allem am Mittelrhein und im Westerwald schlecht aus. Hier kann laut Studie nur etwa die Hälfte der Anfragen gedeckt werden.
Nicht nur seriöse Anbieter auf dem Markt
Informieren über Hilfeangebote sollte man sich dabei auf den Seiten seriöser Quellen. Etwa beim Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, bei der Deutschen Krebsgesellschaft mit ihren Landeskrebsgesellschaften oder bei der Deutschen Krebshilfe. Im Netz fänden sich auch unseriöse Anbieter, bei denen rein monetäre Interessen im Vordergrund stünden, sagt Brechtel.
Angst spielt für viele Krebspatienten eine Hauptrolle
Wer es schafft, einen Termin bei einer Psychoonkologin oder einem Psychoonkologen zu ergattern, bringt meist viele Fragen mit. Ungewissheiten wie "Ist der Krebs wirklich geheilt?" oder "Was, wenn er wieder zurückkommt?" belasten viele Betroffene und auch deren Umfeld. "Das lässt sich nicht ausschalten. Diese Angst bleibt", sagt Brechtel. "Die Frage ist dann, wie kann man damit umgehen und mit dieser Erfahrung der Erkrankung wieder in das Leben zurückfinden."
Der Druck für die Betroffenen sei immens. Mit ihrer psychoonkologischen Behandlung unterstützt die Fachfrau ihre Patientinnen und Patienten dabei, mit diesen Ängsten zu leben. Ihr Ziel: Lebensqualität für die Betroffenen zurückgewinnen und ihnen einen neuen Alltag ermöglichen. Sie sollen wieder das tun, was ihnen wichtig ist und ihnen Freude macht.