In Rheinland-Pfalz steigt zum Schuljahresbeginn die Zahl der Schülerinnen und Schüler. Insgesamt werden 539.700 Kinder und Jugendliche am Unterricht teilnehmen, teilte das Bildungsministerium in Mainz mit. Das sind rund 7.000 mehr als im vergangenen Schuljahr.
So viele Erstklässler wie seit 20 Jahren nicht
Laut Bildungsministerium werden allein in den ersten Klassen fast 1.300 Kinder mehr eingeschult als im vergangenen Jahr. Insgesamt haben knapp 42.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler in Rheinland-Pfalz ihren ersten Schultag, darunter Grund-, Förder- und freie Waldorfschülerinnen und -schüler. Das sind nach Angaben des Bildungsministeriums so viele wie seit knapp 20 Jahren nicht.
Ein Grund für den Zuwachs sei unter anderem die wachsende Zahl geflüchteter Kinder und Jugendlicher aus der Ukraine. Rund 10.600 Schülerinnen und Schüler ukrainischer Herkunft seien seit Kriegsbeginn im Februar vergangenen Jahres nach Rheinland-Pfalz gekommen. Dazu kämen rund 7.200 Kinder und Jugendliche mit anderer nichtdeutscher Staatsangehörigkeit.
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Hubig: Schulen gut gerüstet für neues Schuljahr
Rund 1.750 neue Lehrkräfte treten zum Schuljahr 2023/24 ihren Dienst in Rheinland-Pfalz an. Davon seien 820 zusätzliche Planstellen, sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Montag. Etwa 270 dieser Stellen würden jedoch erst im Laufe der nächsten Monate und bis spätestens zum Halbjahr besetzt sein. "Das ist bei mehr als 35.000 Planstellen und 42.000 Lehrkräften deutlich weniger als ein Prozent", so Hubig. Eingesetzt werden sollen die neuen Stellen vor allem für die Sprachförderung, Inklusion und Ganztagsbetreuung.
Die Schulen in Rheinland-Pfalz gingen gut gerüstet ins neue Schuljahr, versicherte Hubig. "Der Pflichtunterricht kann auch im kommenden Schuljahr insgesamt gut abgedeckt werden." Insgesamt sei die Personalgewinnung aber schwieriger geworden. Das betreffe vor allem Lehrkräfte für Grund- und Förderschulen, die Realschulen plus, Berufsbildende Schulen und die ländlichen Regionen.
Gewerkschaften und Verbände kritisieren Lehrermangel
Bildungsgewerkschaften warnten zum Start ins neue Schuljahr indes vor zu wenigen Lehrkräften an den Schulen in Rheinland-Pfalz. "Es ist schon zu Schuljahresbeginn erkennbar, dass es unmöglich sein wird, alle vorgesehenen Planstellen an den Schulen mit ausgebildeten Lehrkräften sowie pädagogischen Fachkräften zu besetzen", sagte etwa der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Klaus-Peter Hammer.
An den Förderschulen werde zum ersten Mal vom Bildungsministerium die Besetzung von Planstellen mit nicht qualifiziertem Personal genehmigt, ohne dass es für deren Einsatz konkrete Regularien und Vorgaben gebe, sagte die Vize-GEW-Vorsitzende Birgit Wolsdorfer. Für die Besetzung von Vertretungsstellen gebe es so gut wie keine qualifizierten Bewerbungen mehr. Das werde dazu führen, dass der Unterricht vielerorts ausfallen werde, wenn die nächste Corona- oder Grippewelle da sei.
Der Beruf müsse insgesamt attraktiver gemacht werden. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mache sich deswegen für einen Bildungsgipfel mit allen entscheidenden Akteuren im Land stark.
Die Bildungsministerin äußerte sich allerdings zurückhaltend zu der Forderung. Sie stehe im ständigen Kontakt mit den Bildungsgewerkschaften und entsprechenden Verbänden. Im intensiven Dialog zu sein, sei "wichtiger als plakative Veranstaltungen zu machen". Gleichzeitig forderte Hubig die GEW auf, selbst konkrete Vorschläge für Verbesserungen des Schulsystems zu machen.
CDU fordert erneut bessere Rahmenbedingungen
Auch die CDU-Landtagsfraktion kritisierte unbesetzte Planstellen an den Schulen. Die Bildungsexpertin der Oppositionsfraktion, Jenny Groß, forderte erneut, die Eingangsbesoldung für Grundschullehrer auf A13 anzuheben. Rheinland-Pfalz brauche attraktivere Rahmenbedingungen für Lehrerinnen und Lehrer. Bei der stark gestiegenen Zahl an Erstklässlern würden mehr Schulverwaltungskräfte benötigt.
Landesschülersprecher: Lehrkräfte "ausgebrannt"
Die Landesschüler*innenvertretung Rheinland-Pfalz forderte ebenfalls mehr Lehrkräfte für eine bessere individuelle Betreuung der Kinder und Jugendlichen. Die Klassenzimmer platzten aus allen Nähten.
Die Lehrer und Lehrerinnen im Land fühlten sich ausgebrannt, so Landeschülersprecher Pascal Groothuis. Die Lehrkräfte gingen völlig überfordert in die Klassen, sie hätten viel zu viele Stunden und da sei es kein Wunder, dass fast jede dritte Stunde ausfalle.