Als "Asoziale" und "Berufsverbrecher" verfolgt

RLP-Landtag gedachte der Opfer des Nationalsozialismus

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Der rheinland-pfälzische Landtag hat am Samstag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) rief zum Einstehen für Demokratie auf.

Die Gräueltaten der nationalsozialistischen Herrschaft nach Ansicht Herings verhindert werden können, wenn sie nicht auf so große Zustimmung gestoßen wären. Die meisten Deutschen seien aber überzeugte Nazis oder zumindest Mitläufer gewesen, sagte er bei der offiziellen Gedenkfeier: "Auch wenn es weh tut: Die Bilder von Täterinnen und Tätern finden sich in den meisten alten Familienfotoalben."

Hering zieht Parallelen zwischen damals und heute

"In Worten und Haltungen sehen wir heute mit erschreckender Klarheit die Parallelen zwischen den Nationalsozialisten von damals und Rechtsextremisten von heute", sagte Hering. Das lasse erahnen, wie schnell demokratische Errungenschaften, die für gefestigt gehalten würden, verloren gehen könnten.

Hering: "Das Gift der Nazis war nie weg"

"Wenn wir dieser Tage lesen müssen, dass sich heute in Deutschland wieder Menschen treffen - unter ihnen Mandatsträger - um die Vertreibung und Deportation von Millionen Menschen zu planen, sehen wir: das Gift der Nazis war nie weg, das Unsagbare ist wieder sagbar geworden", sagte Hering. Es finde Zustimmung in Teilen von Politik und Gesellschaft. Umso wichtiger sei eine Erinnerungskultur.

Binz ruft zu Widerstand auf

Als Vertreterin der Landesregierung sprach Vize-Ministerpräsidentin Katharina Binz von den Grünen. Auch sie forderte, jetzt gegen Rechtsextremismus zu protestieren, damit sich die Geschichte nicht wiederhole. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hielt sich wegen der Europadelegiertenkonferenz ihrer Partei in Berlin auf.

"Asoziale" und "Berufsverbrecher" erst seit 2020 anerkannte NS-Opfer

Im Mittelpunkt des diesjährigen Gedenktags standen die vom NS-Terrorregime als sogenannte "Asoziale" und "Berufsverbrecher" gebrandmarkten Menschen. Darunter befanden sich Arbeits- und Wohnungslose, Bettler, Fürsorgeempfänger, Prostituierte, unangepasste Jugendliche, aber auch Sinti und Roma. Als "Berufsverbrecher" galten im Naziregime Menschen, die wegen Einbruch, Diebstahl oder Hehlerei Haftstrafen verbüßt hatten und ab 1933 ohne konkreten Tatvorwurf in KZs inhaftiert wurden. Sie sind erst seit 2020 offiziell als Opfer der NS-Diktatur anerkannt.

Ansprachen von Nachkommen der Opfer

Im Landtag berichtete auch ein Zeitzeuge der zweiten Generation aus der Pfalz, Alfons Ludwig Ims, über seine Erfahrungen. Er ist Verfasser des Buchs "Meine asoziale Pfälzer Familie". Reden gab es auch vom Sozialwissenschaftler Frank Nonnenmacher, ebenfalls Zeitzeuge der zweiten Generation. Zudem wirkten Schüler des Mons-Tabor-Gymnasiums und des Landesmusikgymnasiums in Montabaur mit.

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Erst am Donnerstag dieser Woche hatte der Landtag über zunehmende antisemitische Äußerungen in Schulen debattiert. Rheinland-pfälzische Schülerinnen und Schüler sollen in ihrer Schullaufbahn einen Gedenkort besuchen, mit Zeitzeugen oder deren Nachfahren sprechen oder an einem Unterrichtsvorhaben teilnehmen, das sich mit der Geschichte der jeweiligen Region beschäftige.

Gedenken an NS-Opfer

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Arbeitslose wurden von den Nazis als „Asoziale“ und Straftäter als „Berufsverbrecher“ herabgewürdigt und ins KZ deportiert. Die Anerkennung als NS-Opfer gelang erst 2020 mit einem Bundestagsbeschluss und nach großem Engagement von Nachkommen wie Alfons L. Ims aus Kaiserslautern.

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