Städte-Entwicklung nach der Wiedervereinigung

Vergleich von West und Ost: Pirmasens und Suhl teilen Probleme und Ziele

Stand
Autor/in
Jürgen Thiem
Luca Schulz
Bild von Luca Schulz, Redakteur im SWR Studio Kaiserslautern
Manuel Mehlhorn
Online-Fassuung: Martin Heuser

Pirmasens und Suhl im Thüringer Wald erlebten nach der Wiedervereinigung 1989 eine ähnliche Geschichte und teilen die gleichen Probleme: Sprudelndes Leben und gelungener Strukturwandel treffen auf sozialen Notstand und bröckelnde Bausubstanz.

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Es gibt ihn, den gelungenen Strukturwandel in Pirmasens: So ist die einst größte Schuhfabrik der Stadt heute ein florierendes Gewerbehaus, beherbergt unter anderem das beliebte Mitmach-Museum Dynamikum. Pirmasens, das ist aber auch sozialer Notstand und bröckelnde Bausubstanz wie im Stadtteil Horeb. Narben eines kollektiven Absturzes, die die Stadt und ihren Oberbürgermeister Markus Zwick (CDU) bis heute schmerzen.

Im Pirmasenser Stadtteil Horeb zeigen sich Armut und hohe Arbeitslosigkeit an den Hausfassaden.
Im Pirmasenser Stadtteil Horeb zeigen sich Armut und hohe Arbeitslosigkeit an den Hausfassaden.

Weil die Stadt in der Südwestpfalz einseitig auf die Schuhindustrie ausgerichtet war, gingen mit der Verlagerung der Produktion ins Ausland zehntausende Arbeitsplätze verloren. "Das hat zu hoher Arbeitslosigkeit und auch zu Abwanderung geführt. Und da ist uns auch ein Stück weit ein soziales Milieu erhalten geblieben in der Langzeitarbeitslosigkeit und weg vom Arbeitsmarkt", so Zwick.

Verwahrloste Stadtviertel auch in Suhl

Auch am Südhang des Thüringer Waldes, in Suhl, sind die Folgen des Strukturwandels unübersehbar. Folgen der Wende, als ganze Industriezweige wegbrachen, und Zehntausende der Stadt den Rücken kehrten, um in den Westen zu gehen. In Suhl-Nord liest sich der selbsternannte Titel "Wohlfühlstadt" wie Hohn. Anwohnerin Vivien Reif sagt: "Teilweise hast du Angst in Suhl. Hier oben (im Stadtteil Nord, Red.) möchte ich nicht mehr wohnen. Da ist mir einfach zu wenig los." Sie hofft, dass wieder "ein bisschen mehr Industrie nach Suhl kommt".

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Sanierte Stadtviertel sollen Menschen in der Stadt halten

In Suhl wie in Pirmasens steht die Sanierung heruntergekommener Stadtviertel ganz oben auf der Prioritätenliste. Im Winzler-Viertel in Pirmasens haben die städtische Wohnbaugesellschaft und die Diakonie einen neuen Stadtteil geschaffen. Komplett barrierefrei und energetisch nachhaltig.

Der Suhler OB André Knapp (CDU) will junge Familien in die Stadt zurückholen.
Der Suhler OB André Knapp (CDU) will junge Familien in die Stadt zurückholen.

Und im Suhler Stadtteil Nord werden bald auch die letzten drei der einst mehr als 20 Plattenbauten weichen. Unter anderem für ein wirtschaftsnahes Waldforschungszentrum, in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Erfurt.

Der Suhler Oberbürgermeister André Knapp (CDU) will junge Familien in die Stadt zurückholen. "Viele überlegen sich dann auch, ob es nicht gut wäre, wieder hierher zurückzukommen, weil man eben auch die Großeltern im Umfeld hat, weil die Familie doch etwas größer ist, weil man auch gute Angebote hier hat", sagt er.

Knapp verweist auf die deutschlandweite Prognos-Studie von 2019: Da steht Suhl beim Thema Seniorenfreundlichkeit auf Platz zwei und beim Thema Familienfreundlichkeit auf Platz neun. Ähnlich optimistisch blickt sein Pirmasenser Amtskollege in die Zukunft. Mit dem "Pakt für Pirmasens" sei es Unternehmen, sozialen Trägern und Privatinitiativen gelungen, vor allem Kinder aus sozial schwächerem Umfeld zu fördern. Für OB Zwick ist die Trendwende bereits eingeleitet, denn "die Stadt wächst zeitweise jetzt sogar wieder, schrumpft jedenfalls nicht mehr weiter".

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