Ist die Versorgung an der Mainzer Unimedizin gefährdet? Verschiedene Klinikleiter sind der Meinung und wenden sich an die Landesregierung.

Klinikleiter schlagen erneut Alarm

Ärger an der Mainzer Universitätsmedizin - Versorgung gefährdet?

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Autor/in
Golo Schlenk

Mit der Mainzer Unimedizin geht es steil bergab - das finden etwa 40 Klinikleiter und haben einen zweiten Beschwerdebrief an das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium geschrieben.

Es brodelt weiter an der Mainzer Universitätsmedizin. Die Infrastrukturausstattung sei schlecht, heißt es in dem Schreiben an Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) und den Aufsichtsratsvorsitzenden der Unimedizin, Staatssekretär Denis Alt (SPD).

Das führe dazu, dass mehr Beschäftigte eingesetzt werden müssten, die dadurch stärker belastet seien - in der Krankenversorgung, aber auch in Forschung und Lehre. Zudem sei die wirtschaftliche Situation mehr als prekär. Der Versorgungsauftrag könne nicht mehr vollumfänglich erfüllt werden.

"Der Versorgungsauftrag kann nicht mehr vollumfänglich erfüllt werden"

Software in Mainzer Unimedizin veraltet

Ein leitender Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, bemängelt konkret, dass die Computer-Software veraltet sei. Dadurch müssten die Beschäftigten mehr Zeit investieren als mit moderner Software. Zudem sei das Transportwesen auf dem Klinikgelände drastisch unterbesetzt. Weil die Patientinnen und Patienten zu lange bräuchten, um zur Untersuchung zu gelangen, blieben teure Geräte in dieser Zeit ungenutzt. Mit einem besseren Management oder einer besseren Personalausstattung könne viel Geld eingespart werden.

Klinikleiter der Unimedizin: Vertrauensverhältnis zu Finanzvorstand zerrüttet

Bereits im Mai hatten die rund 40 Klinikdirektoren einen Brief verfasst, in dem sie die schlechte finanzielle Lage der einzigen Universitätsmedizin des Landes Rheinland-Pfalz bemängelten. Schon damals machten sie den kaufmännischen Vorstand der Unimedizin, Christian Elsner, für die Misswirtschaft verantwortlich.

Vermittelnde Gespräche zwischen Elsner und den Klinikleitern seien zwecklos, weil das Vertrauensverhältnis unwiederbringlich zerrüttet sei. Von Gesundheitsstaatssekretär Alt heißt es dazu: "Ich erwarte, dass jeder seiner Position angemessen mit diesem Konflikt umgeht." Man sei nach wie vor in Gesprächen.

Milliarden für die Modernisierung der Unimedizin

Erst Anfang der Woche hatte die Universitätsmedizin auf einem Pressetermin den Abriss der ehemaligen Nachsorgeklinik gefeiert. An ihre Stelle soll ein millionenschwerer Neubau treten, der unter anderem Labore, die Klinikküche und die Apotheke beherbergen soll.

Das Gebäude ist Teil des umfangreichen Klinikumbaus. Bis 2038 will das Land 2,2 Milliarden Euro investieren und die Universitätsmedizin zu einer der modernsten in Deutschland machen. Damit, betont aktuell auch noch einmal das Gesundheitsministerium, würden sich Fragen zur Infrastruktur und der Wirtschaftlichkeit beantworten lassen.

Im Zusammenhang mit der Modernisierung spricht die Universitätsmedizin selbst von einem intensiven Austausch und einer offenen, engagierten Diskussion. Nur so ließe sich das gemeinsame Ziel erreichen. 8.700 Mitarbeiter würden leidenschaftlich für den Erfolg der Klinik arbeiten und genauso leidenschaftlich Diskussionen führen.

Unternehmensberatung für Unimedizin wird eingesetzt

Unterdessen wurde am Freitagvormittag der Wirtschaftsplan der Universitätsmedizin im Haushalts- und Finanzausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags vorgestellt. Demnach rechnet sie für das laufende Jahr mit einem Minus von gut 57 Millionen Euro. Staatssekretär Alt sagte im Ausschuss, dass eine externe Unternehmensberatung eingesetzt werde. Sie soll untersuchen, wie die Unimedizin anders organisiert werden könne, um mehr Erlöse zu erzielen.

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