Die Mainzer Universitätsmedizin kommt nicht zur Ruhe. Nachdem letzte Woche ein Brandbrief vieler Chefärzte für Aufsehen gesorgt hatte, wurde jetzt ein Vorfall bekannt, der einem die Haare zu Berge stehen lässt.
Eine Reinigungskraft wurde von einem Arzt an der Universitätsmedizin als Assistenz bei einer Operation eingesetzt. Die Unimedizin hat den Vorfall inzwischen bestätigt. Die Allgemeine Zeitung Mainz hatte zuerst darüber berichtet.
Reinigungskraft hielt bei der Amputation das Bein des Patienten
Demnach hat die Operation vor zweieinhalb Jahren an der Mainzer Unimedizin stattgefunden. Einem Patienten musste ein Zeh amputiert werden. Die beiden Chirurgen, die eigentlich für die OP eingeteilt waren, wurden zu einem Notfall gerufen. Deshalb sprang ein weiterer Arzt ein. Die Operation sei ein Routineeingriff gewesen, so die Unimedizin. Diese würden oft von einem Operateur alleine durchgeführt.
Dann allerdings sei der zum Teil narkotisierte Patient unruhig geworden. Deshalb habe der Arzt die Reinigungskraft angesprochen, die ihm bekannt gewesen sei. Er habe die Frau gefragt, ob sie bei der Amputation des Zehs das Bein des Patienten halten könne. Dies habe die Reinigungskraft dann getan. Außerdem habe sie ihm OP-Instrumente angereicht.
Arzt wurde nach Prozess am Arbeitsgericht entlassen
Nach Aussage der Unimedizin hätte der Arzt in dieser Situation auf jeden Fall eine Pflegefachkraft als Assistenz einsetzen müssen. Und er hätte sich auch ohne Probleme Unterstützung von qualifizierten Fachkollegen holen können, sagt der Vorstandsvorsitzende der Unimedizin, Norbert Pfeiffer.
So aber habe der Mediziner eine absolut falsche Entscheidung getroffen, so Pfeiffer. Man bedauere den Vorfall ausdrücklich. Der Arzt habe eine Abmahnung erhalten. Nach einem Prozess vor dem Arbeitsgericht sei er schließlich entlassen worden.
Vorwurf gegen Vorstand der Universitätskliniken Maulkorb für Chefärzte der Mainzer Universitätsmedizin?
Nach dem Brandbrief der Klinikdirektoren der Mainzer Universitätsmedizin vermutet die CDU-Landtagsfraktion, dass den Medizinern gedroht wurde.
Brandbrief der Chefärzte an Aufsichtsrat der Universitätsmedizin
Die Mainzer Universitätsmedizin befindet sich schon seit längerem in unruhigem Fahrwasser. Erst in der vergangenen Woche hatte ein Brandbrief der Chefärzte an den Aufsichtsrat der Unimedizin für Wirbel gesorgt. Darin hatten diese die Arbeit des Kaufmännischen Vorstands, Christian Elsner, kritisiert.
Mit ihm habe sich die finanzielle Situation an der Universitätsmedizin in den vergangenen Jahren extrem verschlimmert. Solange der Mann im Amt bleibe, werde es an der Universitätsmedizin keine Ruhe geben, heißt es aus dem medizinischen Umfeld der Einrichtung.