Der gute Ruf der Mainzer Universitätsmedizin sei stark gefährdet, sagt ein Informant aus dem medizinischen Umfeld der Unimedizin in einem Gespräch mit dem SWR. Namentlich genannt werden möchte er nicht.
Der Hilferuf richte sich vorerst an die zuständigen Stellen in der Landesregierung. Dort müsse jetzt etwas passieren - und zwar schnell. Der Brief ging an den Aufsichtsrat der Universitätsmedizin um deren Vorsitzenden Staatssekretär Denis Alt (SPD).
Vorwurf: Der Unimedizin droht Niveau eines Kreiskrankenhauses
Die Mainzer Universitätsmedizin bezeichnet sich selbst als die einzige medizinische Einrichtung in Rheinland-Pfalz mit einer Supramaximalversorgung. Das bedeutet, dort können besonders schwere Krankheiten und hochkomplizierte Operationen und Behandlungen auf höchstem Niveau durchgeführt werden.
Dieses Qualitätsmerkmal stehe auf dem Spiel, befürchten die Klinikdirektoren. Durch die Misswirtschaft der vergangenen vier Jahre sei kein Geld mehr für neue, modernste Geräte da, von dringend benötigten Klinikneubauten ganz zu schweigen.
Kritik an Entscheidungen des kaufmännischen Vorstandes
Vor viereinhalb Jahren hatte die Mainzer Universitätsmedizin einen neuen kaufmännischen Vorstand bekommen. Christian Elsner kam aus Norddeutschland und sollte die Unimedizin in ein finanziell ruhigeres Fahrwasser steuern. Stattdessen habe er alles nur noch schlimmer gemacht, bemängeln die Chefärzte.
Durch falsche Entscheidungen habe sich der Schuldenstand noch deutlich erhöht. Anfang des Jahres wurden deshalb im Haushalt der Universitätsmedizin Gelder, beispielsweise für die Forschung, drastisch gekürzt.
Muss Elsner seinen Hut nehmen?
Ob die Chefärzte der Universitätsmedizin in ihrem Brief an den Aufsichtsrat die Entlassung des kaufmännischen Vorstands fordern, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, sie wollen, dass sich etwas grundlegend ändert. Wenn es um die Belange der Unimedizin gehe, müssten künftig auch die Klinikdirektoren dazu gehört werden, sei eine Forderung, heißt es.
Gespräche nur zwischen dem Aufsichtsrat und dem Vorstand der Unimedizin seien nicht zielführend. Daran müssten auch die beteiligt werden, die die Arbeit machten, die mit den Patientinnen und Patienten unmittelbar zu tun hätten.
Universitätsmedizin Mainz drohe Bedeutungslosigkeit
Die Unterzeichner des Brandbriefs an den Aufsichtsrat der Universitätsmedizin würden diesmal nicht klein beigeben, heißt es. Das Thema sei viel zu wichtig, um es wieder einmal versanden zu lassen.
Das einzige Universitätsklinikum in Rheinland-Pfalz brauche mehr Aufmerksamkeit, es müsse nun schnell etwas passieren. Ansonsten drohe dem Supramaximalversorger Universitätsmedizin Mainz die Bedeutungslosigkeit.
Gespräche in der kommenden Woche geplant
Der Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin, Staatssekretär Denis Alt, sagte dem SWR, der Brief zeige deutlich, dass es in der Kommunikation zwischen Einrichtungsleitung und Vorstand derzeit nicht gut laufe. Um die Situation zu verbessern, werde der Aufsichtsrat in der kommenden Woche eine Reihe von Gesprächen führen.
Mittlerweile hat sich auch die Universitätsmedizin selbst zu dem Brandbrief geäußert. Auch von ihr heißt es, es werde nun schnell Gespräche zwischen dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und den Klinikdirektoren geben. Man nehme den Brief sehr ernst.
Vorwurf gegen Vorstand der Universitätskliniken Maulkorb für Chefärzte der Mainzer Universitätsmedizin?
Nach dem Brandbrief der Klinikdirektoren der Mainzer Universitätsmedizin vermutet die CDU-Landtagsfraktion, dass den Medizinern gedroht wurde.
CDU fordert Entlassung des kaufmännischen Vorstands
Die Forderung, Elsner zu entlassen, kommt unterdessen von der CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag. Der Brandbrief der Klinikdirektoren sei deutlich, heißt es in einer Mitteilung der Fraktion. Das Vertrauen und die Qualität der Unimedizin stünden auf dem Spiel, sie stecke offensichtlich in einer Krise. Deshalb müsse die Stelle des kaufmännischen Vorstands unverzüglich neu besetzt werden.