"Es ist wirklich gruselig, wenn die Feuerwehr durch die Straßen fährt und den Notfall des Stromausfalls durchsagt", erzählt eine Budenheimerin. "Der Ort war am Abend wie tot. Es wird einem erst bei so etwas richtig bewusst, wie abhängig man von Strom ist."
Am Mittwoch um 15:30 Uhr passierte es: Im Trafohäuschen des Budenheimer Umspannwerks gab es laut Feuerwehr eine Verpuffung - und danach ging in dem 9.000-Einwohner-Ort im Kreis Mainz-Bingen nicht mehr viel. Kein Strom, kein Handynetz - und zwischenzeitlich auch kein Wasser, da die Wasserpumpen ans Stromnetz angeschlossen sind.
Keine frischen Brötchen und 20.000 Euro Schaden
Notstrom half dann dabei, die Wasserpumpen wieder in Gang zu bringen. Auch ein Altenheim wurde mit Notstrom versorgt. Am Donnerstagmorgen war der Strom für mehr als die Hälfte der Budenheimer wieder da. Aber nicht in der Bäckerei von Mario Berg.
"Wir konnten heute Nacht nicht produzieren, wir mussten das gesamte Personal nach Hause schicken", erzählt Berg. Frisches Brot und Brötchen gab es bei Bäcker Berg am Donnerstag also nicht - auch nicht in seinen Filialen in Ingelheim und Mainz. Mario Berg rechnet mit einem Schaden von 20.000 Euro.
Auch der örtliche Supermarkt musste viel Ware wegwerfen, weil durch den Stromausfall die Kühlung ausgefallen ist. Bisher konnte er noch nicht wieder öffnen.
Eine schlaflose Nacht hatten Stephan Hinz, der Bürgermeister von Budenheim und auch die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk. Sie waren ununterbrochen im Einsatz. "Ich bin 58 Jahre alt, hier geboren und aufgewachsen, 28 Jahre war ich bei der Feuerwehr, aber so ein Szenario habe ich hier noch nicht erlebt", sagt er.
Rita Niermann besucht gerade ihren Sohn in Budenheim. "Kurz nach vier ging nichts mehr. Das Handy war völlig tot", sagt sie. "Dann haben wir ein bisschen Wasser gesichert, weil man ja nie weiß, ob die Toilettenspülung funktioniert."
Ergebnisse der Fußball-EM erst am nächsten Morgen
Der Zeitpunkt für den Stromausfall hätte ungünstiger kaum sein können: Für das Spiel der deutschen Nationalmannschaft um 18 Uhr musste man raus aus Budenheim - zu Freunden, Verwandten oder zum Public Viewing. Oder es ging einem wie Rita Niermanns Mann: "Ich habe heute morgen kurz mal Internet gehabt und dann erst gesehen, dass die Deutschen 2:0 gewonnen haben." Seit kurz vor 15 Uhr am Donnerstag hat ganz Budenheim wieder Strom - die nächste Fußballübertragung ist gesichert.