Für das Tierheim auf dem Bad Kreuznacher Kuhberg ist Silvester eine Horror-Nacht mit Ansage. Jedes Jahr aufs Neue wissen die Beschäftigten, dass die Böllerei ihre Tiere in blanke Panik stürzen wird. Doch sie können nur versuchen, die Folgen soweit wie möglich abzumildern, sagt der 2. Vorsitzende des Tierschutzvereins Bad Kreuznach, Jens Strube.
Hunde verletzen sich beim Verkriechen
Die Hälfte der Hunde habe von vornherein Angst vor der Knallerei, sagt Strube. Deshalb fangen viele von ihnen an, durchgehend zu bellen. Und spätestens das macht dann auch den Rest nervös. Schließlich kommen alle in Rage.
Besonders schlimm sei es für ältere Hunde, die meist bis zum Lebensende im Tierheim bleiben. Die würden oft versuchen, sich zu verstecken, sich in die hintersten Ecken zu verkriechen und täten sich dabei häufig weh, so Strube.
Käfige im Tierheim wegen Verletzungsgefahr leer geräumt
Deshalb sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tierheims vor Silvester regelmäßig damit beschäftigt, die Käfige weitestgehend leer zu räumen, damit die Hunde sich in ihrer Panik nicht an herumliegenden Spielzeugen oder anderen Gegenständen verletzen können.
Außerdem werden die Tiere an Silvester nur vormittags gefüttert. Auf diese Weise könne man vermeiden, dass sie sich nachts, wenn die Knallerei losgeht, vor lauter Angst erbrechen.
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Hunde verlieren durch die Knallerei jedes Vertrauen
Auch die anderen Tiere im Tierheim haben bei der Knallerei große Angst, sagt Strube. Katzen oder Kleintiere aber drückten sich meist still in eine Ecke und zitterten, bis der Krach vorbei ist.
Bei den Hunden dagegen komme neben der Verletzungsgefahr noch ein weiteres Problem dazu. Denn viele kämen aus schlechter Haltung ins Tierheim. Über Wochen und Monate bemühten sich die Tierpflegerinnen und -pfleger, Vertrauen aufzubauen und ihnen Sicherheit zu vermitteln, erklärt Strube. Aber nach so einer Nacht fange man am Neujahrsmorgen wieder bei Null an. Durch die Panik ginge den Hunden jedes Sicherheitsgefühl verloren.
Hund rennt in Bad Kreuznach in Panik vors Auto
Ein Hund sei in dieser Silvesternacht sogar zu Tode gekommen, allerdings nicht im Tierheim, berichtet Jens Strube vom Tierschutzverein. Ein Mitarbeiter des Tierheims, der in der Nacht Bereitschaft hatte, wurde von der Polizei informiert, weil ein Hund an einer Straße gefunden worden war. Offensichtlich war er überfahren worden. Jens Strube geht davon aus, dass das Tier - ebenfalls in Panik wegen der Böllerei - von zuhause ausgerissen war. Bevor die Besitzer ihn wiederfinden konnten, war er dann offenbar vor das Auto gelaufen.
Auch ein großer Pyrenäenhund war in der Silvesternacht von zu Hause ausgerissen. Auch in diesem Fall wurde der Mitarbeiter des Tierheims zu Hilfe gerufen. Doch das Tier ließ sich laut Strube nicht einfangen und irrt möglicherweise immer noch durch das Stadtgebiet von Bad Kreuznach.
"Böllerverbot rund um Tierheim wäre die Lösung"
Ein absolutes Böllerverbot rund um Tierheime, Tierparks und Zoos ist aus Sicht von Jens Strube dringend notwendig. Doch das sei offenbar gesetzlich schwer umsetzbar. Deshalb hatte der Tierschutzverein die Polizei gebeten, dieses Jahr in der Silvesternacht wenigstens ein bisschen mehr Streife auf dem Kuhberg zu fahren.
Und immerhin: Es sei tatsächlich etwas ruhiger gewesen als sonst. Dennoch sei das gesamte Team des Tierheims jedes Jahr einfach nur froh, wenn die Silvesternacht wieder einmal überstanden ist.