Das Team aus drei Menschen und einem Hund ist am Mittwoch an der Selz im Kreis Alzey-Worms unterwegs, in der Nähe von Hahnheim und Sörgenloch (Kreis Mainz-Bingen). Dort wurde die Selz vor vielen Jahren renaturiert. Sie schlängelt sich durch hohes Schilf und Unterholz, bildet kleine Teiche, in denen Inseln entstanden sind. Nahezu unzugängliches Gelände, in dem sich viele Tiere wohlfühlen - auch Wildschweine.
Kadaverspürhund Pebbles im Einsatz bei der Afrikanischen Schweinepest
Petra Nitschke kämpft sich nicht selten regelrecht durch diese Uferbereiche. Ihre Hündin Pebbles ist da flotter unterwegs. Der siebenjährige Australian Shepherd kommt fast überall hin. Die Hündin hat eine spezielle Ausbildung, erzählt Petra Nitschke: "Sie ist auf Wildschweinkadaver konditioniert, damit sie die toten Tiere finden kann".
Dabei ist Pebbles absolut ruhig und bellt nicht. "Wenn sie ein totes Tier finden würde, dann käme sie zurück zu mir und setzt sich vor meine Füße. Wenn sie mich dann auch noch anschaut, weiß ich, dass sie etwas gefunden hat."
Bellen darf der Spürhund nicht
Es ist wichtig, dass Pebbles nicht bellt, wenn sie etwas findet. Das könnte andere Wildschweine aufscheuchen, die dann weglaufen und möglicherweise das Schweinepest-Virus noch weiter verbreiten. "Deshalb verwendet unsere Gruppe auch keine Jagdhunderasse bei der Kadaversuche", erklärt Petra Nitschke weiter.
Das Land hat die Kadaverspürhunde-Truppe ins Leben gerufen
Die Gruppe - das sind inzwischen sieben Teams mit speziell ausgebildeten Hunden. Das Umweltministerium hatte vor etwa sieben Jahren Freiwillige gesucht, die mit ihren Hunden bei der Suche nach Wildschwein-Kadavern helfen, wenn die Afrikanische Schweinepest im Land ausbricht. Seitdem sind Petra Nitschke und Pebbles mit dabei - und immer wieder in ganz Rheinland-Pfalz im Einsatz.
Wo sie eingesetzt werden, wird fast täglich neu entschieden. Die Veterinärämter der Kreise und die Jagdpächter müssen da eng zusammenarbeiten und auch schnell auf Meldungen reagieren, wenn irgendwo infizierte Wildschweine gefunden werden.
Von Mainz bis kurz vor Worms 40 Kilometer Elektrozaun gegen die Schweinepest
In Rheinhessen ist bei einigen Wildschweinen die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen worden. Ein Elektrozaun soll verhindern, dass sich die Seuche ausbreitet.
Die Jagdpächter kennen ihr Gebiet am besten
Zwischen Hahnheim und Sörgenloch ist das eher selten, sagt Jagdaufseher Ludger Heinz, der ebenfalls an diesem Vormittag mit dem Suchteam unterwegs ist. "Meistens halten sich die Wildschweine eher in der Nähe der Autobahn auf. Hier haben wir vor Jahren das letzte Wildschwein erschossen." Aber auch Ludger Heinz ist natürlich klar, dass diese Tiere viel und gerne umherwandern.
"Wenn die Schweinepest hierher käme, wäre das eine Katastrophe", sagt Heinz. Dann dürfte nämlich nicht mehr gejagt werden, denn durch die Schüsse würden andere Wildschweine vertrieben. Aber ohne Jagd wären zum Beispiel die Weinberge ein gefundenes Fressen für das Wild und die Winzer stünden ohne Ertrag da, erklärt der Jagdaufseher die schwierige Situation.
Kein Team ist bei der Suche ohne Waffe unterwegs
Die dritte im Bunde mit Pebbles ist an diesem Tag Tina Hartenberger - und sie ist mit einer Pistole bewaffnet. Petra Nitschke nennt sie ihren Bodyguard, denn ganz ungefährlich ist die Suche nicht. "Auch infizierte Tiere haben noch Kraft und können angreifen", erklärt Tina Hartenberger, "oder wir treffen auf eine Bache, die ihre Frischlinge verteidigen will."
Meist genüge ein Schuss in den Boden vor den Tieren, um sie zu verjagen. "Aber sollten wir ein Tier sehen, das schwer erkrankt ist und leidet, dann müsste ich es mit einem Schuss erlösen."
An diesem Vormittag findet das Team keine Wildschweine und keine Kadaver. Die einzigen Tiere, die erlegt werden, sind unzählige Schnaken, die die Suche sehr unangenehm machen.